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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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»Ich bin nicht sicher.«
    »Ein Grund mehr«, sagte Vargas. »Los, weiter, er entkommt uns.«
    Ich versuchte, mir einen guten Grund einfallen zu lassen, um ihm zu widersprechen. Mir fiel nichts ein.
    »Gill, Sie gehen besser auf das andere Boot. Einer muß es steuern, während sich der andere um Bennett kümmert. Vargas, haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten?«
    »In der Kabine. Rechts an der Wand.«
    Gill ging hinein und griff ihn sich und kletterte dann über die Leiter an der Seite auf Bennetts Boot.
    »Ihr fahrt direkt nach Hause«, sagte ich. »Wir treffen euch später da.«
    »Seid vorsichtig«, sagte Gill.
    »Jonathan, du bringst Jackie besser nach unten und siehst zu, ob du ihn warm kriegst.«
    »Ich habe Decken dabei«, sagte Vargas. »Die unteren Schubladen links.«
    Sobald Gill auf dem anderen Boot war, schob Vargas den Gashebel durch und schoß hinter Blondie her. Ich saß im Sitz neben ihm, und Leon saß gleich hinter ihm. Die kalte Luft rauschte an mir vorbei und ließ mich genau so heftig zittern wie Jackie.
    »Du nimmst dir besser auch eine Decke«, sagte Leon. »Schließlich seid ihr total naß.«
    Ich ging in die Kabine. Jackie zog sich die nassen Kleider aus, während Jonathan mit den Decken neben ihm stand.
    »Gib mir auch eine«, sagte ich.
    Jackie packte mich am Arm und sah mir in die Augen.
    »Du bist ein ganz schöner Idiot«, sagte er.
    »Das weiß ich.«
    Er sah mich weiterhin an. Schließlich lächelte er. »Gut gemacht.«
    Eingewickelt in eine Decke ging ich nach draußen und setzte mich wieder neben Vargas.
    »Sie bluten ein wenig«, sagte er.
    Ich griff an meine Wange und fühlte das Blut.
    »Splitter«, sagte ich. »Die Kugel hat mich knapp verfehlt.«
    Vargas fuhr weiter mit Vollgas. Wolken waren aufgezogen. Der Wind peitschte die Wellen bis zu einem Meter hoch. Wir schlugen heftig auf die Wogen.
    »Warum haben Sie Isabella nicht gleich zu Beginn angerufen?« fragte ich.
    Er sah mich an.
    »Ich beklage mich nicht«, erklärte ich. »Ich frage nur. Hätte das nicht alles erheblich einfacher gemacht?«
    »Man ruft Isabella nicht einfach so an. Und man stellt ihm mit Sicherheit keine Fragen zu anderen Leuten im Geschäft.«
    »Ich verstehe. Natürlich, ihn über Funk zu rufen … Was haben Sie gemacht, sein Boot angefunkt?«
    »Ja, ich habe zu seinem Boot gefunkt.«
    »Auf der ganz normalen Frequenz?«
    »Ja. Er hat übrigens über Funk ganz freundlich geklungen, als wäre ich sein bester Kumpel und er würde sich echt freuen, von mir zu hören. Das ist kein gutes Zeichen. Wie gesagt, die Dinge hier sahen gar nicht gut aus. Sonst hätte ich das niemals getan.«
    Ich sah auf das Wasser hinaus. Von Blondies Boot war nichts zu sehen.
    »Woher wissen Sie, welche Richtung er eingeschlagen hat?«
    »Der nächstgelegene Landeplatz für ihn ist Batchawana Bay. Ich denke mir, daß er dahin will.«
    »Wie weit ist das?«
    »Von hier vielleicht eine, vielleicht anderthalb Stunden. Natürlich ist da auch Isabellas Boot. Das kann interessant werden.«
    Eine weitere halbe Stunde schnitten wir die Wellen, bis wir ihn endlich sahen. Sogar mit der Fracht war Vargas’ Boot erheblich schneller.
    »Wir haben ihn«, sagte er. »In fünf Minuten sind wir neben ihm. Wollen Sie den Ehrenschuß?«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich sah zu Leon hinüber. Blondies Bruder hatte ich in der Hitze des Augenblicks erschossen. Jetzt Blondie kalten Blutes erschießen …
    Ich mußte an Jackie denken, die Hände auf den Rücken gefesselt, den Mund mit Klebeband verschlossen, die Pistole gegen den Kopf gepreßt.
    Ich mußte an die Hütte meines Vaters denken, von der nur noch ein Aschenhaufen übrig war.
    Brachte ich es fertig?
    »Wo fährt er hin?« sagte Vargas. »Er wendet.«
    Wir beobachteten, wie das Boot nach Norden abdrehte. Dann sahen wir auch, warum.
    »Ach du Scheiße«, sagte Vargas. »Das ist Isabella.«
    In der Entfernung war das schwer auszumachen, aber das Boot, das auf uns zuraste, hatte einen langgestreckten Bootskörper und schoß über das Wasser wie ein Höchstgeschwindigkeitsrennboot.
    »Wir müssen hier weg«, sagte er. Er wendete hart; alles an Deck rutschte von der einen Seite auf die andere. Als wir davonrasten, ging ich ans Heck und sah zu, wie das große Boot wendete, um Blondie abzufangen. Über das Dröhnen unseres Motors, über drei Kilometer offenes Wasser hinweg konnten wir die Schüsse hören. Alle Zweifel, die ich wegen Blondies kaltblütiger Erschießung gehegt haben mochte,
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