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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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seine Fälle nicht, zumal das oft so durchschlagende finanzielle Argument bei ihm keine Rolle spielt: Von seinem Vater hat er eine Reihe wochenweise zu vermietender Blockhütten geerbt, als dienstunfähig geschossener Detroiter Polizist bezieht er eine Rente. Er muß daher nicht nur zur Aufnahme des Berufs überredet werden (»Ein kalter Tag im Paradies«, DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek), sondern die Fälle müssen ihn suchen – in aller Regel bringt ihn sein ausgeprägtes Helfersyndrom in zum Teil lebensbedrohliche Verwicklungen (»Unter dem Wolfsmond«, »Der Linkshänder«, DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek). Persönliches Involviertsein und die Aufdeckung der Zusammenhänge führen aber auch dazu, daß er mit jedem Fall einen Freund verliert und mehr und mehr zu dem einsamen Wolf wird, der der amerikanische Privatdetektiv traditionell immer schon ist.
    Zu seinem vierten Fall kommt er so höchstpersönlich, daß es nicht mehr zu steigern ist: Er findet sich am Abend des amerikanischen Nationalfeiertags Vierter Juli plötzlich als Zufallsgast einer Pokerrunde mit vier anderen auf dem Boden eines fremden Hauses wieder, während ein Maskierter eine Pistole an seine Schläfe drückt. An sich hatte ihn nur sein letzter verbliebener Freund Jackie, dessen Kneipe Alex sonst das Wohnzimmer ersetzt, aus einer Soziopathen-Existenz erlösen wollen – nun muß er plötzlich sich und den anderen Pokerspielern aus der Klemme helfen, da sie der Komplizenschaft bei dem brutalen Raub bezichtigt werden.
    Zugleich geht es um mehr; ihr schillernder Gastgeber arbeitet an einem typisch amerikanischen Plan: Am Ufer des Lake Michigan gibt es seit etlichen Jahren künstliche Städte, wie sie in Deutschland in den siebziger Jahren an Nord- und Ostsee aus dem Boden schossen, nur amerikanischen Dimensionen entsprechend großzügiger und lockerer. Warum sollte dergleichen nicht auch am bislang noch völlig unberührten Lake Superior möglich sein? Noch ist das Seeufer frei und Ufergrundstücke sowie seenahe Flächen sind noch billig zu haben. Hier ein ›development‹, eine künstliche Siedlung komplett mit Infrastruktur durch Großinvestoren aus der Schwarzgeldszene zu errichten und an einzelne Interessenten mit hohen Gewinnen weiterzuverkaufen, bietet sich für Win Vargas geradezu an. Daß die Gegend nördlich von Nirgendwo liegt, ist für die Mobilität der US-Amerikaner mit Flugzeugen und Leihwagen kein Problem. Seit dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Schleusen zwischen Lake Superior und Lake Huron wegen der Erzfrachter kriegswichtig waren, verfügt die Gegend über einen überdimensionierten Flughafen. Ein großzügiger Golfplatz wird soeben angelegt, und zwei Vorzüge hat die Region zudem exklusiv: Auf dem den ehemals hier siedelnden Indianern zurückgegebenen Land betreiben die einzelnen Stämme Spielkasinos – eine für den US-Amerikaner offenbar unerläßliche Ferieninstitution –, und das in weniger als einer Autostunde erreichbare Kanada erlaubt erheblich freizügigere Nachtclubs als das prüde Michigan.
    Erst bei dieser extremen Gefährdung ihrer gewohnten Umgebung wird den Einheimischen klar, daß der Ort, an dem McKnight wohnt, nicht zufällig Paradise heißt. Mag auch der Zukunftsoptimismus früher Siedler und ihre Hoffnung auf eine gerechtere Gesellschaftsordnung zu diesem Namen geführt haben – im modernen umweltbezogenen Sinn lebt man hier trotz der langen und harten Winter in einem Paradies. Es ist kein Zufall, daß Hamilton in der Eingangssequenz des Romans mit einem Sonnenuntergang über dem Lake Superior eine seiner schönsten Naturschilderungen überhaupt bietet.
    Vielleicht ist es auch kein Zufall, daß der See in keinem der vorangehenden Romane eine ähnlich zentrale Rolle spielt wie in diesem – er ist Schauplatz dramatischer Entwicklungen und eines Showdown à la James Bond.
    Daß es dabei nicht bleibt, ist Steve Hamiltons Markenzeichen: Immer wenn die Handlung einen den Krimifan befriedigenden Abschluß gefunden hat, alle Geheimnisse eine erschöpfende Auflösung erfahren haben, vollzieht der Text eine weitere Volte und gibt wie ein Kippbild plötzlich eine völlig veränderte Sicht des Falles preis.
    Steve Hamiltons Erfolg in den USA und zunehmend auch in anderen europäischen Ländern ist nicht nur ungebrochen, sondern wächst ständig. DuMonts Kriminal-Bibliothek ist stolz, diesen jungen Autor für Europa entdeckt zu haben, und verfolgt seinen weiteren Weg mit dem, was er selbst so meisterlich
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