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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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einen Versuch und bekam einen Tritt in den Arsch. Dann begegnete ich einer jungen Ojibwa-Frau und wollte ihr aus einer Klemme helfen und bekam einen noch kräftigeren Tritt in den Arsch. Ich bekam solche Tritte in den Arsch, wie sie noch nie zuvor jemand bekommen hat. Dann tauchte ein alter Freund aus meinen Baseball-Tagen auf, dreißig Jahre nachdem ich ihn zuletzt gesehen hatte, und bat mich, ihm bei der Suche nach jemandem behilflich zu sein. Ich versprach ihm meine Hilfe. Sie meinen vermutlich, ich hätte jetzt schon gewußt, was mir blühte. Nur daß ich diesmal neben den Tritten in den Arsch auch Tritte an den Kopf bekam.
    Das reicht, sagte ich mir. Das habe ich nicht nötig. Nie wieder.
    Als es Sommer wurde, fand ich immer wieder Entschuldigungen, mittags nicht bei Jackie zu essen. Auch nicht nachmittags auf ein Bier zu ihm zu gehen, obwohl ich wußte, daß er ein eiskaltes kanadisches für mich bereithielt. Auch nicht zum Abendessen. Wenn ich mal vorbeischaute, fragte er mich jedesmal, wo ich gesteckt hätte. Und ich sagte dann, ich hätte viel zu tun, die Hütten müßten geputzt werden, und es sei auch immer was zu reparieren. Und er sah mich dann mit seinem berüchtigten Blick an, so, als könnte er geradewegs durch mich hindurchsehen.
    Ende Juni verbrachte ich dann die meisten Abende in meiner Hütte, las die Zeitung und so viele Bücher, wie ich in die Finger bekommen konnte. In meinem ganzen Leben habe ich nie so viel gelesen. Was immer die kleine Bücherei von Paradise bot oder die paar Souvenirläden, die auch Taschenbücher führten – Thriller, Detektivromane, sogar einige Klassiker –, ich las es. Am schärfsten war ich auf Bücher, die von wirklichen Verbrechen handelten. Sie werden jetzt denken, daß ich darauf wohl am ehesten hätte verzichten wollen, nach acht Jahren als Polizist und einem Jahr oder so, in dem ich mich aufs äußerste angestrengt hatte, kein Privatdetektiv zu sein, und nach all dem, was mir dabei zugestoßen war. Aber aus irgendeinem Grund empfand ich die Bücher über wirkliche Verbrechen als tröstlich. Vielleicht, weil ich darin von all den Leuten las, die Tritte in den Arsch bekamen, und zur Abwechslung war es diesmal nicht ich.
    Als der Vierte Juli kam, hatte ich vermutlich über eine Woche lang nicht einmal Jackies Gesicht gesehen. Er klopfte an meine Tür. Ich machte auf, und da stand er vor mir. Das wäre unabhängig von den Umständen immer eine Überraschung gewesen, weil er mich noch nie zu Hause aufgesucht hatte. Im Glasgow Inn gab es Fernsehen, Essen und kanadisches Bier. Mithin gab es für ihn kaum Gründe, zu mir zu kommen.
    »Jackie«, sagte ich. »Was ist passiert?«
    »Alex«, sagte er. Er ging an mir vorbei und sah sich im Wohnraum um. Ich glaube, Jackie war diesen Sommer fünfundsechzig Jahre alt. Über die Jahre hinweg hatte sein Gesicht jede Menge kalter Winde vom See her abbekommen. Aber in seinen Augen war ein gewisses Leuchten, es verriet dir, daß er alles wegstecken würde, was der See ihm antat. Wenn der Schnee schmolz, würde er mit seinem Lächeln wieder da sein.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte ich.
    »Alles bestens«, sagte er. »Erste Sahne.« Er nahm das Buch vom Küchentisch und drehte es um, damit er den Rücken betrachten konnte.
    Ich stand da und sah ihm zu. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    »Okay«, sagte er und legte das Buch hin. »Hier ist mein Vorschlag. Ich habe ein Zelt dabei. Praktisch brandneu, eins von diesen Nylondingern aus dem Zeitalter der Raumfahrt. Wiegt nicht mehr als dreißig Pfund, ist aber sehr geräumig und hält Wind und Regen ab. Einfach toll. Dazu gibt es einen tragbaren Propangasherd. Einen Schlafsack, der einen bis minus vierzig Grad warmhält. Einen Rucksack. Du weißt, so einen mit Rahmen, der das Gewicht von den Schultern auf die Hüften verlagert. Und alles mögliche Zeugs. Wasserfilter, Erste-Hilfe-Koffer, ein Stück Moskitonetz. Oh, das hätte ich fast vergessen, zwei tolle Angeln. Ich meine, das Feinste vom Feinsten.«
    »Warum erzählst du mir das? Wo willst du hin?«
    »Ich will nirgendwo hin. Du fährst.«
    »Wovon redest du?«
    »Ein gutes Gewehr brauchst du auch noch«, sagte er. »Das mußt du dir aber selbst besorgen.«
    »Jackie …«
    »Ich zeichne dir die Stelle auf einer Karte ein. Es ist in der Gegend vom Yukon. Wenn du mit dem Auto fährst, bist du ne kleine Ewigkeit unterwegs. Ich hoffe, dein Wagen schafft das noch.«
    »Jackie …«
    »Wenn ich du wäre, würde ich den Lastwagen
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