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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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weitergelogen«, sagte ich. »Als Jackie verdammt noch mal gekidnappt wurde, haben Sie weitergelogen.«
    »Schon gut, jetzt reicht’s. Verlassen Sie auf der Stelle mein Lokal, Alex.«
    »Was wollen Sie sich von dem Geld anschaffen, Bennett? Ein schickes Kabriolett, um damit rumzufahren? Einen noch größeren Fernseher?«
    »Alex, raus!«
    »Interessiert es Sie denn überhaupt nicht, wie ich das rausgefunden habe?«
    Bennett saß mit verschränkten Armen da. Er sagte kein Wort.
    »Als wir auf dem Boot waren, bevor Vargas’ Boot zu uns aufschloß, sagte ich Blondie, er solle das Geld nehmen. Erinnern Sie sich? Ich habe gesagt: ›Hier, nehmen Sie’s. Geben Sie uns Jackie. Nehmen Sie das Geld und hauen Sie ab, bevor Isabellas Männer hier sind.‹ Sie standen hinter mir und haben gesagt: ›Seien Sie kein Narr, nehmen Sie das Geld.‹ Und ich habe gedacht, Bennett, um Gottes willen, halten Sie die Schnauze. Ich habe nicht wirklich darauf geachtet, was Sie genau gesagt haben. Es ist mir, um genau zu sein, bis heute nicht aufgefallen. Sie haben ihm gesagt, da wären siebenhunderttausend Dollar in der Tasche. Sie haben den exakten Betrag genannt.«
    »Das war die Summe, über die wir geredet haben«, sagte Bennett. »Sie haben sie doch selbst gerade genannt, als Sie mich gefragt haben, wo Sean das Geld wohl gelassen hat. Da haben Sie Siebenhunderttausend gesagt. Das war die Summe, die Vargas im Safe gehabt hat.«
    »Das haben Sie nicht gewußt. Zu diesem Zeitpunkt hatten Sie davon keine Ahnung. Das heißt, Sie sollten keine Ahnung davon gehabt haben. Erst haben Sie mir erzählt, es waren nur dreißigtausend im Safe, und Sean hat in die Röhre geguckt. Dann hieß es, es müsse mehr gewesen sein und Sean sei verschwunden. Sie haben niemals wissen können, wie viel Geld in dem Safe war, Bennett. Es sei denn, Sie haben selbst dabei mitgemacht.«
    Ich konnte hören, wie Ham hinter dem Tresen hervorkam.
    »Wie lange hat Jackie Sie gekannt?« sagte ich. »Fünfzig Jahre? Ein halbes Jahrhundert als Ihr bester Freund?«
    Auf diesen Punkt hatte sich der ganze Sommer zugespitzt. Dieser Sommer der Geheimnisse. Das größte Geheimnis von allen war, was eine Tasche voll Geld aus einem Menschen machen kann.
    »Sie tragen für alles die Verantwortung, Bennett. Alles, was wir durchmachen mußten: Vargas ist tot, der Freund Ihres Sohnes ist tot, Jackie wäre um ein Haar tot gewesen. Alles Ihre Schuld.«
    Ham stand jetzt direkt hinter mir. Bennett war aufgestanden. Beide waren verteufelt viel größer als ich.
    Mir war das egal.
    Wie ich dem Hund gesagt hatte: Wenn ich mich im Recht weiß, nehme ich jeden Kampf an.
    Einige Stunden später schaute ich ins Glasgow Inn rein. Es war kalt an diesem Abend. Es war kalt, und der Wind blies hart genug, um meterhohe Wellen gegen die Felsen zu schleudern. Das Geräusch war mir vertraut. Es fiel mir auf, als ich den Motor abgestellt hatte und lauschte.
    Der Sommer war vorbei, sagte dieses Geräusch. Gleichgültig, was im Kalender stand, der See wendete das Blatt auf Herbst. Seit zehntausend Jahren schreibt der See seine eigenen Gesetze.
    Als ich eintrat, sah ich als erstes ein gemütliches Feuer. Es war ein willkommener Anblick. Ich setzte mich in einen der großen Sessel und legte die Beine hoch. Jackie warf mir nur einen Blick zu, dann brachte er mir einen Eisbeutel und ein Kanadisches.
    »Und?« sagte er.
    »Mein Gesicht hat eine Scheißwoche«, sagte ich. Ich hielt den Eisbeutel über mein linkes Auge.
    »Erzählst du mir vielleicht, was passiert ist?«
    »Setz dich.«
    Er setzte sich in den anderen Sessel und legte seine Füße neben meine.
    »Erst mußt du mir etwas erzählen«, sagte ich.
    »Und das wäre?«
    »Du mußt mir von deinem Vater erzählen.«
    »Nun ist es aber gut, Alex.«
    »Das ist mein Ernst. Ich will das wissen. Erzähl mir alles von Anfang an.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. Er starrte ins Feuer.
    »Ich habe heute nichts mehr vor. Erzähl sie mir.«
    Und das tat er. Während draußen der Wind tobte, saß ich am Feuer und lauschte der Geschichte von Elias Connery, wie er mit zwanzig zum Lake Superior gekommen war und wie er sich in ein Mädchen in einer Kneipe und in den See selbst verliebt hatte. Er ging in den Krieg, er bekam einen Sohn, er kehrte zum See zurück, und nun war er selber ein Stück davon. Und würde es ewig sein.
    Ich wünschte mir, daß er niemals enden würde; denn wenn er aufhörte, war ich an der Reihe. Ich würde ihm erzählen müssen, was
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