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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger
Autoren: Caitlin Kittredge
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herbeigelaufen und steckte seinen Kopf in den Wagen. »Ich komme nach, so schnell es geht. Werden Sie bis dahin allein klarkommen?«
    Ich nickte kurz, aber selbst diese kleine Bewegung sorgte dafür, dass an den Rändern meines Sichtfeldes Sterne zu tanzen begannen. »Ich denke schon.«
    »Gut.« Er hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt, um zu dem Pulk von Uniformierten und SWAT-Leuten zu gehen, als er sich noch einmal umdrehte und mit hochgezogener Braue fragte: »He, Wilder. Wo ist eigentlich Ihr Auto?«
    Die Notaufnahme schien in einem Chaos aus Blut, schreienden Patienten und hektisch herumflitzenden Schwestern zu versinken. Die dauernden Lautsprecheransagen taten ihr Übriges dazu, um das Durcheinander auf der Unfallstation perfekt zu machen. Irgendwie schaffte Sunny es dennoch, eine einigermaßen ruhige Pritsche hinter einem Vorhang für mich zu finden. Nach ein paar Stunden Wartezeit sah sich ein Assistenzarzt meinen Kopf und meine Stichwunde an. Nachdem er Sunnys grobe Naht erneuert hatte, erlaubte er mir heimzugehen.
    »Normalerweise würde ich Sie über Nacht hierbehalten, aber Sie sehen ja selbst, dass hier ein Schwerverletzter nach dem anderen eintrudelt. Ich glaube, daheim sind Sie besser aufgehoben, Officer.« Er kritzelte etwas auf ein Rezept, reichte es Sunny und riss dann den Sichtschutz zurück, um sich um den nächsten Patienten zu kümmern, der schon auf einer Tragbahre herbeigeschoben wurde.
    »Noch einer vom Friedhof«, kündigte eine der Krankenschwestern an und warf mir einen ernsten Blick zu. Dann ratterte sie die wichtigsten Informationen für den Arzt herunter: »Patient, Identität unbekannt, um die dreißig, bewusstlos, nicht ansprechbar. Blutdruck im Keller und fallend. Puls kaum messbar. Stichwunde in linker Brust …«
    Das Gesicht des Schwerverletzten war zwar zur Hälfte von einer Sauerstoffmaske verdeckt, aber ich erkannte ihn trotzdem, als er von den Schwestern in Richtung Traumatologie vorbeigeschoben wurde. Lucas.
    »Ich glaube, ich werde verrückt«, flüsterte ich.
    »Was?«, fragte Sunny.
    Ich warf zuerst einen Blick auf die beiden Uniformierten, die im Wartebereich saßen, und dann auf das Ärzteteam, das um Lucas’ Leben kämpfte. Der Assistenzarzt, der mich behandelt hatte, fing meinen Blick auf: »He, Officer, Sie waren doch auch auf dem Friedhof. Kennen Sie den Typen vielleicht? Er hat einen Vermerk auf seinem Krankenblatt, dass er in Untersuchungshaft ist.«
    Lucas würgte heftig und spie dann eine Ladung Blut von innen gegen die Sauerstoffmaske. Kurz darauf rief die Krankenschwester: »Ich habe wieder einen Puls!«
    Mit einem erneuten Blick in den Wartebereich sah ich, dass sich die Kollegen gerade zur Cafeteria aufmachten. Ohne zu überlegen, beantwortete ich die Frage des Arztes: »Nein, Doc. Den Typen habe ich noch nie gesehen.«
    »Hex noch mal«, schimpfte er und riss das rote Etikett vom Krankenblatt ab, das Lucas als Untersuchungshäftling kennzeichnete. Dann wandte er sich an die Schwester. »Machen Sie ihn fertig für die OP und sagen Sie auf der Intensivstation Bescheid.«
    Als das Ärzteteam mit Lucas’ fahrbarer Krankentrage hinter der Eingangstür der Traumatologie verschwunden war, warf mir Sunny einen missbilligenden Blick zu. »Wir haben alle unsere Gründe«, brummte ich. Auch wenn Lucas mir etwas Furchtbares angetan hatte, verdankte ich ihm mein Leben. Damit waren wir quitt. Ich konnte nur hoffen, dass er schlau genug war, mir nie wieder unter die Augen zu treten.
    Sunny schüttelte den Kopf, schwieg aber.
    Als wir die Klinik und ihren Lärm hinter uns ließen, hörte ich aus den Verkehrsgeräuschen das charakteristische Brummen von Dmitris Motorrad heraus. Er stand auf dem Parkplatz neben dem Haupteingang.
    Ich stieß Sunny in die Seite. »Hast du ihn angerufen?«
    »Nein«, sagte sie lang gezogen. »Diesmal hat er dich ganz allein gefunden.« Als sie sah, wie ich ihn anstarrte, trat sie einen Schritt zur Seite und sagte leise: »Ich werde mal das Auto holen.«
    »Du bist nicht zu mir gekommen«, eröffnete Dmitri das Gespräch. Ich stand inzwischen so nah vor ihm, dass er mich hätte berühren können. Er tat es aber nicht. »Als du herausbekommen hast, was die Wendigos getan haben, bist du nicht zu mir gekommen, um mich um Hilfe zu bitten.«
    »Das war meine Sache, Dmitri, damit musste ich allein klarkommen«, antwortete ich. »Außerdem hast du bei unserer letzten Aussprache deine Position ziemlich klargemacht.«
    Er seufzte und rieb sich
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