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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger
Autoren: Caitlin Kittredge
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würde.
    »Wir sehen uns«, sagte ich zum Abschied. Mit einem Lächeln blickte ich auf die Blumenvase neben dem Grabstein. Die frischen Gänseblümchen verrieten mir, dass Laurel wenigstens nicht allein war.
    Ich fuhr mit meinem Mietwagen in die Innenstadt, öffnete ohne zu zögern die Tür zum 24. und ging hinein. Am Empfangstresen grüßte ich Rick mit einem Nicken und huschte dann an Captain Morgans Büro vorbei zu Macs Arbeitszimmer.
    »Herein«, brummte er mit vollem Mund, nachdem ich geklopft hatte. Ich roch Truthahn und Roggenbrot, und obwohl mir nicht zum Essen zumute war und mein Magen flatterte, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
    »Haben Sie eine Minute für die verlorene Tochter?«, fragte ich, als ich den Kopf zur Tür hineinsteckte. Mac legte sein Sandwich in die Verpackung zurück, putzte seine Hände ab und winkte mich herein.
    »Für jemanden, der durch die Hölle gegangen ist, sehen Sie gut aus, Wilder. Etwas blass vielleicht, aber sonst … essen Sie auch vernünftig?« Er hielt mir die nicht angebissene Seite seines belegten Brotes hin.
    »Nicht viel«, entgegnete ich und musste kurz an das einsame Bett in meinem stillen Cottage denken, als ich sein Angebot mit einem Winken ablehnte.
    »Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte Mac. »Eigentlich müssten Sie bald wieder Ihren Dienst beim TAC-3 aufnehmen, oder?«
    Ein kurzes, trockenes Lachen entrang sich meiner Kehle. »Wie immer ohne Umwege direkt zum Thema, was, Mac?«
    Er sah mich ernst an. »Was ist los, Wilder?«
    Ich wusste, es gab keinen einfachen Weg, um die schweren Dinge im Leben zu sagen. Am besten war ich bisher damit gefahren, sie einfach auszuspucken – schnell und ruckartig, so wie man ein Pflaster von einem Kinderarm entfernt.
    »Ich kündige, Mac.«
    Zum Glück hatte McAllister schon vorher aufgehört zu kauen. Andernfalls hätte er sich bei meiner Hiobsbotschaft wahrscheinlich verschluckt. »Was in drei Teufels Namen reden Sie da?«
    Ich senkte den Blick. »Der Kennuka-Fall hat mir gezeigt, dass ich diesen Job nicht mehr machen kann. Ich habs nicht mehr drauf. Ich bin über meine Grenzen gegangen, und um ein Haar wäre ich nicht zurückgekommen.«
    Der letzte Monat hatte mir – besonders in den einsamen Nächten – ausreichend Zeit gegeben, um über das Geschehene nachzudenken und zu erkennen, was passiert war. Lucas hatte mich eingewickelt, sich in mein Herz und meinen Kopf geschlichen und mich fast handlungsunfähig gemacht, und ich hatte es sehenden Auges geschehen lassen. Dass meine Persönlichkeit einiges zu wünschen übrig ließ, war mir schon seit Langem klar gewesen, aber dass ich auch als Polizistin eine Versagerin war, hatte ich nicht geahnt.
    »Das darf nicht noch mal passieren«, erklärte ich Mac. »Deshalb werde ich kündigen.«
    Mac legte eine Hand über den Mund, kniff die Augen zusammen und begann zu lachen. »Luna, Sie haben wirklich ein Händchen für schlechtes Timing!«
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mich anschreien oder lauthals fluchen würde, vielleicht sogar Schreibtisch und Stühle umwerfen, aber auf sein albernes Kichern war ich überhaupt nicht gefasst gewesen.
    »Was soll das heißen, Mac?«
    Wortlos öffnete er seine Schreibtischschublade und kramte unter einer Zigarettenschachtel ein faustgroßes schwarzes Lederetui hervor. Er warf es mir über den Tisch zu, und ich fing es unwillkürlich auf. »Das ist heute angekommen. Eigentlich wollte ich Sie erst nach meiner Schicht anrufen, um Bescheid zu geben, aber von Angesicht zu Angesicht ist es doch um einiges theatralischer!«
    Ich öffnete das Etui, das etwas größer war als ein Kartenspiel. Ich traute meinen Augen kaum. Umrahmt von schwarzem Leder glitzerte mich eine nagelneue silber- und bronzefarbene Dienstmarke an. Unter dem Halbmond – dem Stadtwappen Nocturne Citys -waren mein Name und meine Dienstnummer eingraviert. Darunter stand der Dienstgrad: Lieutenant.
    »Die Dinge verändern sich, Wilder«, erklärte Mac, während er seinen letzten Bissen hinunterschluckte, die Sandwich-Verpackung zusammenknüllte und mit einer lässigen Bewegung im Mülleimer in der Ecke versenkte. Allerdings zeugten Dutzende herumliegender Papierkugeln von glückloseren Versuchen. »In diesen Zeiten kann man Gestaltwandler wie Sie oder Kennuka nicht mehr einfach ignorieren. Nachdem Sie im SWAT angeheuert hatten, erließ der Polizeichef von Nocturne die Anweisung zur Aufstellung einer neuen Sondereinheit, die sich mit dieser Zielgruppe befasst. Naja, und
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