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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger
Autoren: Caitlin Kittredge
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herrschte absolute Stille um mich herum. Erst Fitzpatricks Hand auf meiner Schulter riss mich aus meiner Lähmung. »Weg da!«, brüllte er. Kurz bevor der Körper des Mannes auf den Boden prallte, zerrte mich mein Kollege mit einem gewaltigen Ruck hinter seinen Schutzschild. Wütend starrte ich ihn durch das Visier meines Helms an. »Was soll der Scheiß, Fitzy? Hast du etwa gedacht, der Typ hätte eine Bombe um den Bauch?«
    Unwirsch stieß ich ihn zurück und ging zu Eckstrom und Batista hinüber, die neben dem leblosen Körper kauerten. Die beiden gehörten auch zu meinem fünfköpfigen TAC-3-Team. Eckstrom tastete den verdrehten Hals des Mannes ab, schüttelte aber schon kurz darauf den Kopf, da er keinen Puls finden konnte: »Der ist hinüber.«
    Batista wies mit dem Daumen über die Schulter auf die überschaubare Menschenmenge hinter dem Absperrband. »Wilder, hilf doch den Kollegen mit den Schaulustigen.«
    »Hilf ihnen doch selbst!«, erwiderte ich und hockte mich neben Eckstrom, um den Mann näher zu betrachten, der mich aus seinen toten, offenen Augen anstarrte. Sein Gesicht hatte jede Form verloren, und auch seine inneren Organe dürften sich durch die Wucht des Aufpralls verflüssigt haben.
    »Warte mal, Wilder«, raunte Eckstrom, als ich mich über den Leichnam beugte. »Du bist nicht mehr bei der Mordkommission. Also Hände weg von dem Toten, bis die Schlipsträger hier sind, klar?! Ich lass mich nicht noch mal zur Schnecke machen, nur weil eine gewisse Person aus unserem Team ihre Finger nicht von der Leiche lassen konnte.«
    »Schon gut«, brummte ich. Mittlerweile war auch Fitzpatrick hinter seinem Schutzschild hervorgekrochen und zu uns gestoßen. »Was für eine Sauerei. Hätte nicht gedacht, dass dieser durchgeknallte Typ tatsächlich springt. Warum hat er das nur getan?«
    »Du hast es doch gerade selbst gesagt: Der Mann war un poco loco«, antwortete Batista. »Da gibt es keine Gründe oder Erklärungen.«
    Mein Funkgerät meldete sich mit einem Knistern: »Von hier oben sieht’s so aus, als wäre die Show vorbei, Jungs und Mädchen … oder Lady, oder so …«
    Ich drückte die Sprechtaste. »Wilder wäre völlig ausreichend.« Der Mann am anderen Funkgerät war Greg Allen – als altgedienter Kriegsveteran hatte er die Position des Scharfschützen im TAC-3 inne. Bis auf Aliens offensichtliche Defizite im Umgang mit Mitarbeiterinnen hatte ich es eigentlich ganz gut erwischt mit meinem Team. Fitzpatrick war zwar ein unsensibler Stoffel, der alle Kollegen gleichermaßen ruppig behandelte, aber dafür kam ich mit Batista und Eckstrom ziemlich gut aus. Angesichts der Tatsache, dass ich als ehemaliger Detective, Werwölfin und Frau eine ziemlich große Angriffsfläche bot, wunderte ich mich selbst immer wieder über das gute Klima im TAC-3-Team.
    »Okay«, funkte Greg noch einmal. »Dann würde ich vorschlagen, wir packen ein, Kollegen … und Kolleginnen.«
    »Ich melde uns beim Diensthabenden ab«, schlug ich vor. Nachdem ich Batista das M4 und den schweren Einsatzgürtel in die Hand gedrückt hatte, streifte ich den Helm vom Kopf und duckte mich unter dem Absperrband hindurch. Ich fand Lieutenant Brady in seinem Wagen. Er saß gedankenversunken auf der Beifahrerseite.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sprach ich ihn an. »Ich wollte fragen, ob das SWAT-Team abrücken kann.«
    »Ich verstehe nicht, warum er gesprungen ist«, murmelte er. Bradys Haar war äußerst dünn, aber selbst mit voller Mähne wäre er mit seiner Adlernase kein Topmodel geworden. Ich vermutete, er hatte die Kurse für Polizeipsychologie in Konfliktsituationen belegt, um einen gemütlichen Schreibtischjob zu ergattern, aber statt befördert zu werden, musste er sich nun ständig mit Selbstmördern und Geiselnehmern herumschlagen.
    Der Mann auf dem Sims hat dich angesehen, Luna, hallte eine Stimme in meinem Kopf. Er hat dir zugewinkt. Zum Abschied, verstehst du, Luna?
    »Hör auf!«, ermahnte ich mich verärgert, um die dunklen Gedanken zu vertreiben. Genauso wenig, wie mich der Mann in der Menge ausgemacht hatte, hatte ich mich bewusst dafür entschieden, seinem Ableben beizuwohnen. Unser Zusammentreffen, der Blickkontakt und sein Winken waren Zufall gewesen, sonst nichts.
    »Sir«, sprach ich Brady etwas lauter an. »Wir sind alle ziemlich erschöpft. Es war eine verdammt lange Schicht, und ehrlich gesagt kann kein Überstundenlohn der Welt einen gesunden Schlaf aufwiegen. Das mag vielleicht nicht für Allen gelten, weil der
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