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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger
Autoren: Caitlin Kittredge
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verstehst du? Ich wollte alles in Ordnung bringen, und der einzige Weg schien die Zerstörung zu sein. Ich musste es versuchen. Ich tat, was ich tun musste.«
    Ich warf einen Blick auf Wiskachee. Der riesige Schatten wartete nur darauf, endlich jedes einzelne Lebewesen in Nocturne auszusaugen. »Ich tue auch nur, was ich tun muss«, antwortete ich, als ich Donal packte und ihn in die gierigen Arme des Hungergotts stieß.
    Als sich die Krallen des Schattens in den Körper des Clanführers bohrten, stieß Donal entsetzliche Schreie aus, die diesmal allerdings wie die eines schmerzgepeinigten Menschen klangen. Als Wiskachee ihn in seinen Schatten zog, um das Leben aus ihm zu saugen, verlor erst sein Gesicht an Farbe. Nachdem das Lebenslicht aus seinen Augen verschwunden war, erschlaffte schließlich sein Körper. Am Ende sah Donal aus, als sei er schon seit einer Woche tot.
    Wiskachee seufzte, und wieder überkam mich beim Anblick seiner heißhungrigen Augen, deren Blick über die Stadt ringsum schweifte, die furchtbare Vorahnung des unabwendbaren Todes Abertausender Seelen. Als er den Kopf schräg legte, um das schreiende Nocturne besser hören zu können, erschauderte ich vor Entsetzen. »So viele, an deren Fleisch ich mich laben werde. Deine Opfergabe gefällt mir, Insoli.«
    »Welche Opfergabe?«, antwortete ich. »Macleod sollte dich nur ablenken, damit ich verschwinden kann.«
    Kaum hatte ich ausgesprochen, nahm ich die Beine in die Hand und rannte in Richtung Straße. Hinter mir stieß Wiskachee einen heulenden Schrei aus und nahm die Verfolgung auf. Der Boden bebte unter dem Gewicht seiner unbeschreiblichen Macht.

22
    Im Rennen warf ich nur einen Blick zurück und sah Donais ausgelaugten Körper neben dem Lucas’ liegen – beide rührten sich nicht mehr.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich den Fairlane. Wiskachees Magie war stark und lähmte sowohl meine Bewegungen als auch meine Gedanken. Nur schwach konnte ich mich noch erinnern, dass er angefangen hatte, nicht nur Donal, sondern auch mich und alle lebenden Kreaturen in seiner Reichweite auszusaugen. Ich hörte Flüsterstimmen und Hilferufe – die Schreie der unzähligen Seelen, die Wiskachee bereits vernichtet hatte. Als ich im Wagen saß, wurde mir schwindelig. Meine Finger zitterten so stark, dass ich einige Zeit brauchte, um den Schlüssel im Zündschloss zu drehen.
    Nachdem der Motor des Fairlanes mit einigem Getöse angesprungen war, trat ich das Gaspedal durch. In wilden Zickzackkurven steuerte ich den Wagen durch den Hindernisparcours aus offenen Gräbern und Erdhügeln und preschte den Berg hinauf.
    Oben stand Wiskachee, sein Schatten war schon aus einiger Entfernung sichtbar. Mit jeder Seele, an der er sich verging, wuchs er weiter empor. Kurz entschlossen packte ich das Steuer mit beiden Händen und zielte mit dem Kühlergrill auf den physischen Körper des Hungergotts. Mit voller Geschwindigkeit hielt ich auf den kleinen, kugelbauchigen Wicht vor der albtraumhaften Schattensilhouette zu. Als der Wagen ihn erfasste, knallte er auf die Motorhaube. Wild schnaubend fauchte er mich durch die Windschutzscheibe an und riss dabei seinen schrecklichen Schlund mit den todbringenden Zähnen auf. Ich versenkte mit aller Entschlossenheit das Gaspedal in der Bodenplatte, sodass der Drehzahlmesser in den roten Bereich sprang. Während wir immer schneller wurden, kratzten die messerscharfen Fingernägel meines Fahrgasts mit einem furchtbaren Quietschen über den Lack der Motorhaube. Je näher das Auto dem Abgrund kam, aus dem Wiskachee gekrochen war, desto verbitterter schlug er auf die Windschutzscheibe ein. Seine Schreie waren durchdringend und übertönten schnell die kreischenden Motorengeräusche, aber das Glas hielt den Schlägen stand.
    Kurz vor dem Rand der Schlucht ließ ich das Steuer los und verabschiedete mich mit einem »Tut mir leid« von meinem Auto. Ruckartig öffnete ich die Fahrertür, schloss die Augen und warf mich – wie ich es in der Polizeiakademie eingeübt hatte – mit der Schulter voraus und angewinkelten Beinen aus dem fahrenden Auto. Nach unzähligen Überschlägen knallte ich gegen einen Grabstein. Ich sah, wie der Wagen über den Rand schoss und dann einen Moment in der Luft zu verweilen schien, ehe er in den Abgrund hinabsauste. Das Geräusch des Aufpralls ließ meine Zähne klappern. Einen Wimpernschlag später zerriss die ohrenbetäubende Explosion des Benzintanks die Luft, und die Spalte spie einen orangefarbenen
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