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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
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ich jetzt will, ist eine richtig heiße Dusche und etwas Schlaf.“
    „Du hast ja keine Ahnung, was du verpasst“, meinte sie mit einem Augenzwinkern und sammelte dann ihre Utensilien zusammen – einen knubbeligen Holzeaster und etwas Salbei-Räucherwerk –, um die Morgendämmerung zu begrüßen.
    „Da bin ich mir sicher“, erwiderte ich und streifte meine Jacke ab, deren dickes Leder meiner Haut nicht nur so manche Schürfwunde erspart, sondern auch meine Rippen schon mehr als einmal vor Messerstichen geschützt hatte. Ich hängte sie zusammen mit meinem Schulterholster neben Sunnys moosgrünes Schultertuch auf unseren Kleiderständer. Meine Pistole der Marke Glock verstaute ich im Mittelfach des alten Schreibtischs, der uns als Ablagefläche für Briefe, Schlüssel und allen möglichen anderen Krimskrams diente. Nachdem ich das Mittelfach abgeschlossen hatte, hängte ich mir den Schlüssel um den Hals. Das Klischee vom harten Cop, der mit der Knarre unter dem Kopfkissen schläft, ist totaler Quatsch – Polizisten ballern sich zu Hause nämlich genauso oft aus Versehen die Rübe weg wie Zivilisten.
    Sunny schaute mich mit einem leicht missbilligenden Ausdruck an. Das tat sie immer, wenn ich in ihrer Gegenwart mit meiner Pistole hantierte. Hexen, die wie Sunny mit Castern arbeiteten, nannte man Casterhexen, und sie waren, wie man es von Anwendern weißer Magie nicht anders erwarten konnte, bekannt für eine eher pazifistische Grundeinstellung. Immer wenn ich dieses Theater abzog, um ihr zu zeigen, dass ich die Glock sicher verwahrte, fühlte ich mich, als würde ich nicht nur sie, sondern auch mich betrügen. Wir beide wussten schließlich, dass Sunny in erster Linie nicht vor der Glock Angst hatte. Ich stellte ein weitaus größeres Risiko für sie dar.
    „Ist während deiner Schicht irgendwas Schlimmes passiert?“, fragte sie. Auch wenn sie nicht medial veranlagt war, so fühlte sie als Hexe aber doch deutlich, wenn die Energien gestört waren.
    „Ein Mord“, antwortete ich und rieb mir die Augen. Es fühlte sich so an, als sei etwas von dem Sand, den wir dauernd mit den Schuhen in unseren Flur schleppten, unter meine Augenlider geraten. „Ein Mädchen. Eine junge Frau, vielleicht zwanzig oder so. Sie war … es ist nicht schnell vorbei gewesen.“
    Noch bevor ich reagieren konnte, hatte mich Sunny umschlungen und drückte mich an sich. „Tut mir leid, Luna“, flüsterte sie.
    Normalerweise versteife ich mich oder zucke zumindest zusammen und weiche zurück, wenn Sunny auf derart überwältigende Weise ihr Mitgefühl äußert – aber in diesem Moment fühlte es sich einfach gut an, Körperkontakt mit einem Menschen zu haben, der weder mit Handschellen gefesselt ist noch meinen Hintern begrapschen will. Im Gegenzug klopfte ich leicht auf ihre Schulter und entwand mich dann ihrer Umarmung. „Danke, Sun. Ich springe jetzt unter die Dusche.“
    Sie nickte und sagte: „Ich muss auch raus, bevor die Morgendämmerung ganz vorbei ist.“ Damit verließ sie das Haus – immer noch barfuß.
    Ich stand ein paar Sekunden gedankenverloren in der Mitte unseres Wohnzimmers, drehte mich dann aber um und lief ihr nach. „Sunny!“
    Sie war schon fast zur Hälfte durch unseren sandigen Vorgarten gestapft. Sie blieb stehen und wandte sich mir zu. „Was ist?“
    „Wirst du hier sein, wenn ich aufwache? Ich …“ Vergiss deinen Stolz, Luna. Deine Mondphasen sind durcheinander und dieser verdammte Stolz wird dir herzlich wenig nützen, wenn du die Leute um dich herum in Stücke reißt. „Ich muss mit dir über meine Phasen sprechen. Ich hab das Gefühl, dass da was nicht stimmt.“
    Sunny nickte, und Sorgenfalten verdunkelten ihr rundes Gesicht. „Natürlich, Kleine. Heute muss ich keinen Kurs geben. Ich werde also hier sein. Wir sprechen darüber, sobald du wach bist.“
    Als ich im Obergeschoss heißes Wasser aus dem mickrigen Duschkopf unserer Badewanne auf meine Haut rieseln ließ, fühlte ich mich immer noch nicht besser. Sunny war zwar eine Hexe, aber das machte sie nicht automatisch zu einer Werwolfexpertin. Ohne die Unterstützung eines Rudels war Sunny auch nur eine Blinde, die eine andere Blinde zu führen versuchte.
    Ich streifte mir eine Jogginghose und ein Trägerhemd über und fiel einfach ins Bett. Noch bevor mein Kopf das Kissen berührte, war ich eingeschlafen.
    In meinem Traum starrten mich Jane Does offene Augen an, und frisches Blut lief im Schein einer Straßenlaterne über das
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