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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
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vorbei, und ich bemerkte, wie viel blasser alles im Licht der Sonne wirkte.
    In dieser Nacht lag ich wach und starrte die Decke an. In der ersten Woche des abnehmenden Mondes konnte ich zwar nie richtig schlafen, aber nun kamen neben Sunnys leerem Zimmer am Ende des Flurs auch noch eine ganze Reihe neue Erinnerungen hinzu, die ich mit unserem Haus verband und die mich jetzt um den Schlaf brachten. Lockhart, der mich im Dunkeln überfiel, das Loch seiner Silberkugel in der Küchenwand und Dmitri, der im Wohnzimmer wartete, um sicherzugehen, dass ich wohlauf war.
    Dmitri – noch nie hatte sich jemand für mich geopfert, und der Gedanke daran, dass es nun geschehen war, gefiel mir überhaupt nicht. Das Wissen um seinen Tod schmerzte. Es war nicht fair oder gerecht oder gar der natürliche Lauf der Dinge gewesen.
    Die Tränen verursachten ein Stechen in meinen Augen, das ich mir wütend mit dem Kissen aus dem Gesicht wischte. Verdammt! Ich wollte nicht allein in der Nacht weinen. Ich wollte überhaupt nicht weinen. Aber in mir bohrte der Schmerz, ihn verloren zu haben, ohne mich von ihm verabschieden oder ihm danken zu können.
    Plötzlich drang von draußen ein rumpelndes Geräusch an mein Ohr, und bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte, war ich lautlos aufgesprungen und stand horchend in der Mitte des Zimmers. In Windeseile stürzte ich die Treppe hinunter, schob den Riegel der Hintertür auf und schlich wenige Sekunden später schon von hinten ums Haus auf die Seite, an der die Zufahrtsstraße zum Strand verlief.
    „Stehen bleiben!“
    „Fangen wir jetzt wieder ganz von vorn an?“, fragte Dmitri. Er saß mit gespreizten Beinen auf seinem Motorrad, dessen Motor im Leerlauf vor sich hin brummte.
    Meine Knie gaben nach. „Beim Allmächtigen …“
    Schnell wie der Blitz war er bei mir, fing mich auf und stellte mich dann wieder auf meine Füße. „Ganz langsam.“
    „Du …“ In meinem Kopf kämpften eine Unmenge von Worten darum, als erste ausgesprochen zu werden, aber alles, was ich hervorbrachte, war ein nicht sonderlich geistreiches „Du bist nicht tot“.
    Dmitri zuckte mit den Schultern. „Mich umzubringen ist schwerer, als die meisten Leute glauben.“
    „Aber … Duncan hat dich getötet. Ich hab s gesehen.“
    Er runzelte die Stirn. „Es hat sich nicht gerade toll angefühlt, aber ich habe es überlebt.“
    „Nein, das hast du nicht!“, rief ich aus. Unfassbar – ich stritt mit dem Mann, den ich eigentlich liebte, darüber, ob er tot war oder nicht.
    Dmitri seufzte, zog den Ärmel seiner Jacke zurück und zeigte mir die Bisswunde von Stephen – ein schwarzer, glänzender Halbmond auf seiner blassen Haut. „Dieses Ding ist in mir. Es hat mich gerettet. Ich nehme an, dass du nicht weißt, wie es dahin gekommen ist, Luna, oder?“
    Ich berührte die Wunde mit meinen Fingerspitzen und fühlte das markante Popp der Dunkelheit, das meine Finger wie bei einer elektrostatischen Entladung zucken ließ. „Dmitri. Es tut mir so leid. Es gab keinen anderen Weg.“
    „Ich habe die andere Seite gesehen, Luna“, sagte er flüsternd. „Es war gar nicht so schlecht. Olya … sie war auch da. Mit ihm.“
    So viel zum Thema Halluzinationen.
    „Es schien alles sehr friedvoll zu sein“, sagte Dmitri, und es klang fast wehmütig.
    Meine Augen wurden feucht, und-im nächsten Moment liefen zwei Tränen an meinen Wangen herunter. „Dmitri …“
    „Hey“, sagte er schnell und wischte mit seinem rauen Daumen die Tränen weg, „versuch es einfach zu vergessen. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass ich mich auf den Weg zurück in die Ukraine mache.“
    Ungläubig starrte ich ihn an.
    „Die Rudelältesten haben sich versammelt“, erklärte Dmitri. „Anscheinend wurde ich in etwas anderes verwandelt. Ich bin kein Werwolf mehr. Es ist Magie, und Magie, die von außen in das Rudel hineingetragen wird, ist unnatürlich. Der Ältestenrat wird über mich richten und dann tun, was unsere Gesetze verlangen.“
    „Und was wird das sein, bitte schön? Werden sie dich in die Steppe hinausführen und dir dann den Gnadenschuss verpassen?“
    Er ging zurück zu seinem Motorrad. „Leb wohl, Luna.“
    „Ich wollte nicht, dass du stirbst“, sagte ich. In diesem Moment sehnte sich mein ganzer Körper danach, zu ihm zu laufen und ihn mit einem brennenden Kuss darum anzuflehen, mich niemals zu verlassen. Stattdessen starrte ich auf meine Flipflops, während Dmitri auf sein Motorrad stieg.
    „Ich bin froh, dass
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