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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
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dass du mich verstanden hast, Insoli, raunte Asmodeus in meinem Kopf. Und du sollst wissen, dass es mir um dein Leben leidtut.
    Ich habe verstanden, antwortete ich.
    Schritt für Schritt ging ich nun auf Alistair Duncan zu, und meine Klauen kratzten bei jeder Bewegung bedrohlicher über den trostlosen Zementboden. Die kalte Blutlust in meinen Augen erfüllte Duncan nun langsam mit der gesammelten Angst all der Opfer, deren Leben er zerstört hatte. Erinnerungen huschten durch meinen Kopf – es waren weniger Bilder als vielmehr Sinneseindrücke wie Geräusche und Gerüche: Joshua, meine eigenen Schreie, der unsagbare Schmerz der ersten Wandlung und der Eisengeschmack des menschlichen Bluts in meinem Mund danach.
    Unaufhaltsam schlich ich auf Duncan zu und fühlte dabei, wie der heiße Wind des zerbrechenden Kreises durch das Fell auf meinem Rücken fuhr. Aber das alles interessierte mich jetzt nicht mehr, denn in mir herrschte die Wölfin, und sie war dazu geboren, zu jagen und zu töten und diesen Rausch zu genießen.
    Als ich seinen muffigen Geruch und das verbrauchte Blut witterte, markierte ich Duncan mit einem Knurren durch meine gefletschten Zähne unwiderruflich als Beute.
    Duncan schrie unaufhörlich, als er rückwärts stolpernd vor mir floh und dabei fast über seine eigenen Füße fiel. Der Kreis hinter ihm hatte begonnen, blaue Funken zu schlagen, und der Zauber schien langsam nachzugeben.
    Als Alistairs Fuß über die Wächter rutschte, setzte ich zum Sprung an und riss ihm im nächsten Moment die Kehle aus dem Hals.
    Sein warmes Blut verteilte sich auf meiner Zunge und mit ihm auch sein bitterer und schaler Geschmack. Im gleichen Moment befreite Duncans Lebenssaft die Wächter mit einer explosionsartigen Flutwelle aufgelöster Magie, die aus dem Zentrum des Kreises über meinen Körper hinwegraste wie ein Donnerschlag. Danach brach der Kreis mit einem wütenden Fauchen zusammen, und im nächsten Augenblick war ich wieder ganz Mensch und starrte hinauf in den vollen silberfarbenen Mond, dessen anmutiges Licht auf mich herabschien.
    Als ich mich wieder bewegen konnte, kroch ich zu Dmitri und drückte seinen Kopf gegen meinen nackten Körper. „Bitte nicht …“, flüsterte ich, ohne zu wissen, wen ich da eigentlich anflehte, und ohne die geringste Aussicht darauf zu haben, erhört zu werden. Dmitris zermalmter Körper blieb genauso leblos am Boden liegen wie zuvor.
    Hinter mir hörte ich nackte Füße auf dem Betonfußboden, und als ich mich umwandte, sah ich direkt in das Gesicht von Asmodeus.
    „Du hast mich befreit“, sagte er hörbar.
    „Ja, toll … vielleicht solltest du es hinter dich bringen und mich sofort töten.“ Ich strich noch einmal über Dmitris Wange, bevor ich ihn losließ, um meinen nackten Körper zu bedecken.
    „Ich bin kein Monster“, erwiderte Asmodeus.
    „Da wäre ich nicht draufgekommen“, schoss ich verbittert zurück und dachte nicht an die Folgen, die es haben konnte, sich mit einem Dämon anzulegen. Dmitri war tot, und alles andere war mir egal. Er war tot wegen mir. Das Loch in meinem Inneren, das der Verlust gerissen hatte, als ich vor Joshua davonlief, schien nun unendlich größer und tiefer zu werden, sodass ich Angst hatte, mich ganz und gar darin zu verlieren.
    „Zorn ist eine hässliche Sache, Insoli“, sagte Asmodeus. „Er wird dich auffressen.“
    „Hör auf, mich Insoli zu nennen und verschwinde endlich!“, schrie ich ihn an. „Dmitri ist tot, und wenn du nichts dagegen unternehmen willst, dann scher dich zum Teufel!“
    Asmodeus hockte sich hin und schob mich beiseite. Als er mich berührte, fielen mir zuerst seine schwarzen Fingernägel auf, aber im nächsten Moment spürte ich die fast menschlich wirkende Wärme seiner sanften Hände. „Du hast mich befreit, und damit hast du das Recht, mir eine Aufgabe aufzutragen“, sagte der Dämon.
    „Verschwinde aus meinen Augen und lass mich endlich in Ruhe“, flüsterte ich.
    Asmodeus hob Dmitris Arm an und fuhr mit der Hand über die Bisswunde, die Stephen ihm zugefügt hatte. Bei diesem Anblick schrie alles in mir danach, ihn dafür in Stücke zu reißen, dass er Dmitri berührte, aber ich war so geschwächt, dass es schon eine übermenschliche Anstrengung für mich war, überhaupt meine Augen offen zu halten.
    „Dann muss ich deinen Wunsch wohl etwas freier interpretieren.“ Mit einem spitzen Nagel riss er eine Wunde in seine Handfläche und presste sie dann auf Dmitris Unterarm. Das austretende
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