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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
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unter meinem Shirt und spürte den kühlen Kuss des sternförmigen Silberanhängers auf meiner Haut. Die Raserei, die eben im Aufenthaltsraum über mich gekommen war, pulsierte immer noch in meinen Adern und verlangte nach Befriedigung – nach einer Jagd mit einem blutigen Ende.
    Als Werwolf ist man nichts weiter als ein von Instinkten getriebenes Nervenbündel, nur locker zusammengehalten vom dünnen Schleier der menschlichen Gestalt, der uns bedeckt, während der Mond sich erneuert. Wenn wir aber wütend werden, haben Wörter wie Selbstbeherrschung und Kontrolle keinerlei Bedeutung mehr. Als Wolf kann man, ohne es zu wollen, sehr leicht andere Menschen verletzen, und jeder von uns wird das sicherlich auch mindestens einmal in seinem Leben tun. Um die Wandlung zu unterdrücken, tragen manche Silber oder reiben eine kleine Menge der auch als Wolfswurz bekannten Pflanze namens Eisenhut auf ihre Haut – allerdings darf man dann keine allzu großen Probleme damit haben, wie der Medizinschrank einer Siebzigjährigen zu riechen. Wenn einen die Raserei des Wolfs allerdings überkommt, kann nichts auf Erden seinen Ausbruch aufhalten.
    Als ich das Auto anließ, musste ich ein paarmal tief ein- und ausatmen, um das Zittern meiner Hände in den Griff zu bekommen. Bryson war ein Idiot und ein furchtbarer Cop dazu, aber was ich getan hatte, war unverzeihlich. Ich hatte die Kontrolle verloren. Etwas hatte die Wölfin in mir geweckt, und dass ich nicht wusste, was es war, jagte mir eine Höllenangst ein.
    Ich holte den Pentagramm-Anhänger unter meinem Shirt hervor und berührte ihn alle paar Sekunden mit meiner freien Hand. Beruhigen konnte mich das allerdings nicht, als ich nach Hause fuhr, während die Sonne aufging.

2
    Als ich zu Hause ankam, hatte sich der Sonnenaufgang in eine flauschige rosa Linie am Horizont verwandelt, dessen Zentrum in einem tiefen Orange glühte. Das leicht baufällig wirkende, anderthalbstöckige Häuschen, in dem Sunny und ich wohnten, stand auf einem Hügel, der auf der Rückseite zum Ozean hin abfiel. Wir wohnten quasi auf der dem eigentlichen Stadtzentrum gegenüberliegenden Seite der Siren Bay. Es war nicht gerade eine besonders trendige Gegend, aber dafür war die Luft sauber, und nachts hörte man verhältnismäßig wenige Schüsse. Als ich aus dem Fairlane stieg, roch ich eine salzige Brise, die vom Meer herüberwehte, und ich konnte das sanfte Rauschen der Wellen hören. Es war fast so, als würde ich direkt am Ufer stehen. Die feuchte Luft streichelte die Wildrosen, die sich an der Vorderseite des Häuschens emporrankten, sodass es beinahe so aussah wie auf einer dieser kitschigen Hallmark-Postkarten.
    Aus dem Küchenfenster fiel Licht, weswegen ich schon in der Eingangstür, während ich mir die Schuhe abstreifte, rief: „Bin wieder da!“
    Sunny tappte barfuß zu mir in den Flur. Sie trug nur eine Jogginghose und ein einfaches Tunikashirt. Ich schüttelte den Kopf und dachte daran, wie schön doch das Leben wäre, wenn ich in so einem Aufzug – im Grunde genommen war es ja nichts anderes als ein großer Baumwollsack – so gut wie meine kleine Cousine aussähe.
    „Morgen“, begrüßte sie mich und spielte dabei mit dem Teebeutel in ihrer lilafarbenen Keramiktasse.
    „Ich werde nie begreifen, wie du so früh aufstehen kannst, wenn es keinen wirklich wichtigen Grund dafür gibt“, sagte ich zu ihr. „Ich bin so verdammt müde, dass ich die Hex Riots verschlafen könnte.“
    Sunny zuckte mit den Schultern. „Wir Hexen lieben die Morgendämmerung. Schadet schließlich nichts, sich öfter mal daran zu erinnern, woher man seine Gabe hat.“
    „Tja, dann hat es anscheinend doch seine Vorteile, dass in meinen Adern nicht das legendäre Hexenblut der Swanns fließt“, erwiderte ich müde lächelnd. Swann war der Mädchenname meiner Mutter und ihrer Schwester Delia, die die Mutter von Sunny war. Delia, Sunny und meine Großmutter hatten alle dieses Blut in sich. Ich hatte es nicht. Meine Großmutter machte dafür meinen Vater, einen normalen Menschen namens Vincent Wilder und ohne besondere Fähigkeiten, dafür verantwortlich. Insgeheim glaubte ich, dass sie wahrscheinlich recht hatte, aber nach außen hin tat ich so, als. würde mich die Frage, ob ich das Blut in mir hatte oder nicht, so sehr interessieren wie ein fliegender Besen – nämlich überhaupt nicht.
    Sunny hielt mir ihre Tasse hin. „Grünen Tee? Oder vielleicht einen Chai?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Das Einzige, was
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