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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
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schien Rick in sie verknallt zu sein. Ob er allerdings schon herausgefunden hatte, dass sie eine Hexe war, wusste ich nicht.
    „Es geht ihr gut. Sie gibt Meditationskurse drüben am Cedar Hill Community College. Wie geht’s deinem Kleinen?“ Ricks Frau hatte ihn vor drei Jahren sitzen lassen – und zwar mit einem fünfjährigen Sohn und einem Job, in dem er ohne Ende Nachtschichten schob. Soweit ich das beurteilen konnte, schlug er sich aber ganz wacker. Auf seine Art war Rick ein recht attraktiver Kerl – so wie die meisten dieser ruhigen, schwarzhaarigen Typen – und außerdem so bodenständig wie ein Zementpfeiler. Sicherlich eine gute Partie für Sunny, aber auch nur ein ganz normaler Mensch ohne besondere Fähigkeiten. Ich würde die beiden auf keinen Fall zu einer Beziehung ermutigen.
    „Großartig. Er wächst schneller als ein …“
    Wir wurden durch das Knallen der auffliegenden Milchglastür am Ende des Flurs unterbrochen. Wilbur Roenberg, der Captain des 24. Reviers, stürmte heran. Ihn zu dieser frühen Stunde schon auf dem Revier zu sehen, drehte mir förmlich den Magen um. Roenberg und ich kamen noch nicht mal dann sonderlich gut miteinander aus, wenn ich eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte – geschweige denn am Ende einer harten Nachtschicht.
    „Wir bleiben in Kontakt, Wilbur“, sagte ein klein gewachsener Mann, dessen Haar- und Augenfarbe perfekt auf seinen dunklen Anzug abgestimmt zu sein schienen. Er schloss die Tür des Captains und steuerte mit kurzen Schritten den Flur hinunter in unsere Richtung. Er trug eine schwarze Aktentasche, und seine Schuhe waren tadellos poliert und glänzten. Der dunkle Anzug stellte sich bei näherer Betrachtung als Smoking heraus, und seine rote Seidenkrawatte war der einzige Farbtupfer in seinem sonst einfarbigen Outfit.
    Roenberg wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht, bevor er am Ende des Flurs in Richtung Herrentoilette verschwand.
    „Einen schönen Abend noch!“, rief Rick dem Besucher zu, als der am Empfangstresen vorbeiging. Der kleine Mann drehte sich um und warf Rick einen bösen Blick zu. Ich hörte, wie Rick kurz schluckte. Mr Smoking hatte seine Hand zwar schon an der Ausgangstür, starrte uns aber beharrlich an. Seine Haltung hatte etwas Reptilartiges an sich, sodass er wie jemand wirkte, der zu kämpfen verstand und auch nicht vor dreckigen Tricks zurückschreckte.
    „Sollten Sie nicht eher Ihrer Arbeit nachgehen, als hier zu flirten?“, fragte er schließlich, wobei er mich mit seinen dunklen Augen anfunkelte.
    Jetzt war ich an der Reihe und warf ihm einen feindseligen Blick zu. Mr Smoking schien nur mäßig beeindruckt – lediglich seine vollen Lippen kräuselten sich etwas.
    „Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie weiterhelfen, Sir?“, fragte ich und zupfte dabei mein loses T-Shirt zurecht, sodass meine Dienstmarke und die Pistole deutlich zu sehen waren.
    Nach zwei langen Klicks des Sekundenzeigers senkte er die Augen. Eins zu null für Luna!
    „Mein Name ist Lockhart. Und nein, ich glaube nicht, dass Sie mir irgendwie weiterhelfen können, Officer“, sagte er. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Gebäude, als hätte ihn jemand in den Hintern gekniffen.
    „Was für ein Arschgesicht“, brummte Rick und hackte irgendwas in die Computertastatur.
    Ich ging zur Tür und sah, wie Mr Smoking in Richtung Parkplatz eilte. Wie erwartet, setzte er sich in den schwarzen Lexus, der auf meinem Stellplatz stand, und brauste dann die Highlands Avenue hinunter. Ein hohes Tier von der Stadt also mit Namen Lockhart … den würde ich mir gut merken. Wenn er das nächste Mal Hilfe brauchen sollte, um ein Knöllchen ungeschehen zu machen, würde er bei meinen Kollegen auf Granit beißen.
    Als ich zu meinem Schreibtisch zurückging, prallte ich fast mit Captain Roenberg zusammen, der aber noch rechtzeitig auswich. Sein Gesicht war rot angelaufen, und sein Atem roch nach abgestandenem Kaffee. „Entschuldigung, Detective Wilder.“
    „Ist schon in Ordnung, Sir“, erwiderte ich, aber eigentlich wusste ich, dass es ihm keinesfalls leid tat. Roenberg schien nicht nur modetechnisch das Überbleibsel aus einer anderen Zeit zu sein. Wenn er sich mal dazu herabließ, mir in die Augen zu schauen, war es offensichtlich, dass er sich vorstellte, ich hätte nichts weiter an als Pumps und eine mit Rüschen besetzte Minischürze. Der Fairness halber muss man dazu sagen, dass ich bei jeder unserer unglückseligen Begegnungen
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