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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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geworden. Sein au s getrocknetes, früheres Bett war erst auf den zweiten Blick erkennbar, denn hohes Gras wiegte sich dort im Wind, wo einst Wasser geplätschert hatte. Drüben am anderen Ufer waren die vereinzelten Stümpfe alter Bäume zu sehen. Manche waren zerfranst, andere besaßen zu glatte Schnittflächen, als dass der Baum eines natürlichen Todes gestorben sein konnte.
    Hier hatten sie nach ihrer Hochzeitsnacht gestanden. Ja, jetzt erkannte sie den Ort. Dort drüben hatte einmal ein Wald gestanden, hinter dessen Wipfeln die Sonne aufgegangen war. Der Fluss war breiter gewesen, bedeckt von Eis, und hinter den Hügeln war nicht der orange farbene Schein einer Kleins tadt zu sehen gewesen, sondern der aufsteigende Rauch vieler Feuer.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Plötzlich fühlte sie sich uralt. Wie eine Eiche, die als Relikt vergangener Zeiten auf einem Feld stand, wä h rend der Wald um sie herum längst gerodet worden war.
    „Komm.“ Makah nahm sie bei der Hand und führte sie flussaufwärts. Nach einer Weile, in der sie schweigend gewandert waren, schwenkte er nach rechts und ging ein Stück weit hinaus in das gewellte Land.
    Als er vor einer großen Birke stehen blieb, die stolz auf einem Hügel thronte, verstand Sara zunächst nicht, warum er sie hierher gebracht hatte. Zu diesem Baum. Doch dann, als ihr die alten Geschichten wieder in den Sinn kamen und sie sich an die gefallenen Krieger erinne r te , die man in den Antelope Hills b e graben hatte, zusammen mit dem Samen einer Birke, begriff sie en d lich.
    „Er ist es?“ Mein Gott. Konnte es wirklich sein? Sie streckte ihre Hand aus und strich mit den Fingern über den silbrig schimmernden, rissigen Stamm. „Der Baum, der aus deinem Grab gewachsen ist?“
    Makah lächelte. Er betrachtete die Birke eine Weile, ohne dass Sara e t was in seinem Gesicht lesen konnte, dann trat er zurück und verschrän k te die Arme vor der Brust.
    „Er ist es. Ich weiß es. Komisch, oder? Ich habe im Traum gesehen, wie si e mich hierher gebracht und begraben haben.“
    „Und wie war das?“
    „Ergreifend.“ Er neigte nachdenklich den Kopf. „Makamnaya und Quanah sangen für mich. Sie erzählten allen lebendigen Wesen unsere Geschichte, und sie brachten mich hierher, weil sie wussten, dass ich hier am glücklichsten gewesen war.“
    „An diesem Ort begann unser gemeinsames Leben.“ Sara starrte auf das Gras am Fuß des Baumes. Eine Spur Trauer zog sich durch ihr Glück. „Jetzt gibt es von Nocona nur noch Knochen unter der Erde.“
    „Nein.“ Er öffnete seine Arme und lud sie ein, zu ihm zu kommen. „Es gibt einen neuen Anfang.“
    Als sie sich an ihn schmiegte und er sie umschloss, so wie damals, als er geschworen hatte, sie für den Rest der Ewigkeit zu beschützen, konnte Sara die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weinte um alle, die sie ve r loren hatten, um das Land und um ihr altes Leben, und als sie all das verabschiedet hatte, fühlte sie sich befreit und losgelöst von allem, was gewesen war.
    Zwei Menschen, die füreinander bestimmt waren, konnte nichts tre n nen. Dessen war sich Sara jetzt sicher, und deshalb gab es nichts mehr, vor dem sie Angst hatte.
    Vom Lager her hörten sie das Lachen der wenigen Touristen, die der Erschöpfung noch widerstanden und den Tag Revue passieren ließen. Jemand spielte ungeschickt auf einer Trommel, die er sich während einer Rast im Reservat gekauft hatte. Ein anderer sang dazu. Krumm und schief, aber hörbar leidenschaftlich.
    „Siehst du?“ , sagte Makah. „Alles kommt wieder. Nur in einer anderen Form. Nocona hat sein Versprechen gehalten. Er hat dich wiedergefu n den. Und er wird dich nie wieder gehen lassen.“
    Sara antwortete mit einem Lächeln, denn jedes Wort war überflüssig. Sie schloss die Augen und lauschte. Auf das Singen und den dröhnenden Rhythmus, auf den Wind, die Nachttiere und das Gras. Dies hier war unsterblich. Die Stimmen des Volkes und die Trommeln würden für immer die Prärienacht erfüllen, denn all das gehörte zusammen und war e r schaffen worden, um eins zu sein. Das Gras der Vergangenheit war über die uralten Pfade der Wanderer gewachsen, doch die Kraft ihrer Erinn e rungen und die Leidenschaft ihrer Herzen würden ewig bleiben.
    Endlich war sie zu Hause.
     
     
    ~ Ende ~
     

Anmerkungen der Autorin
     
    Naduah und Nocona hat es wirklich gegeben. Sie entstammen nicht meiner Fantasie . A ndere Figuren, die euch begegnet sind, tun es hing e gen. Realität lasse
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