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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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Blick war ungläubig und traurig. Eine gewaltige Müdigkeit lag hinter diesen Gefühlen. „Kannst du mir denn auch verg e ben?“
    „Ja.“ Es war überraschend, wie leicht dieses Wort über seine Lippen kam. Aber es war so. Er empfand keine Wut, keinen Hass. Nur Mitleid. „Was wirst du jetzt tun, Bella?“
    „Nicht hierbleiben.“ Sie lächelte. Zitternd und unsicher, aber dahinter lag ein Rest verbliebener Stärke. „Ich habe zu viel kaputtgemacht. Und wenn ich euch sehen würde … euer Glück … es tut mir leid. Ich bin nicht so stark wie ihr.“
    „Du wirst dein eigenes Glück finden“, sagte Sara. „Ich weiß es. Glaubst du an das Schicksal?“
    Isabella schnaufte. „Ich glaube daran, dass der Mist einfach passiert. Der eine hat das Glück für sich gepachtet, für den anderen gibt es nur Scheiße.“
    Sara warf ihm einen Blick zu. Er verstand sie ohne Worte, antwortete mit einem Nicken und nahm die Kaffeetasse auf.
    Den gesamten Tag lang und die halbe Nacht dauerte es, die Geschic h te von Naduah und Nocona, von Sara und Makah zu erzählen. Es war, als durchlebte er alles noch einmal, und doch war der Blickwinkel ein anderer, denn er sah alles aus der Entfernung und aus verschiedenen Ebenen. Saras Erlebnisse und seine vermischten sich, Schwarz und Weiß wurde zu Grau, alles ergab einen wunderbaren, einfachen Sinn.
    Nur wer Ve r zweiflung kannte, war fähig, wahres Glück zu empfinden.
    Als Sara ihre letzten Worte aussprach, Worte aus einer Welt zwischen den Welten, wusste Makah, dass sie beide zu einem Ende gekommen waren. Sie hatten begriffen. Verstanden. Sahen, wie es wirklich war. Eine unbändige Dankbarkeit ergriff von ihm Besitz.
    „Ich habe meinen Vater gehasst“, sagte Sara. „Aber jetzt weiß ich, dass er nur Angst hatte. Er wollte seine Familie retten, stattdessen hat er sie ins Elend geführt und ist daran zerbrochen. Ich könnte die Weißen ha s sen, weil sie mir alles nahmen, was ich liebte. Aber jetzt weiß ich, dass es das Ende braucht, um neu anfangen zu können. Das Böse und das Gute existieren nicht. Alles erfüllt genau den Sinn, für den es bestimmt ist. Egal , wie weh es tut. Egal , wie endgültig es sich anfühlt. Ich bin nicht nur hierhergekommen , um Nocona wiederzufinden. Ich bin auch wegen dir hier, Isabella. Ich bin ein Teil deines Lebens, und du bist ein Teil meines Lebens. Das gleiche gilt für mich und Makah. Wir verändern uns gege n seitig. Das ist unsere Aufgabe. Deswegen sind wir hier. Deswegen bin ich zurückgekommen.“
    Isabella schwieg, doch Makah spürte, dass die Worte einen Weg in ihre Seele fanden. Die Stille vertiefte sich, wurde lang und drückend, bis Is a bella aufstand und zur Tür ging. Ihm war klar, dass er sie nie wieders e hen würde. Das hier war ein Abschied für immer. Doch in erster Linie war es ein Anfang. Für Bella , f ür Sara und für ihn.
    „Danke“, hörte er sie sagen. „Danke für alles.“
    Die Tür ging zu, Isabella war verschwunden. Wieder kehrte das Schweigen zurück. Als draußen der Morgen dämmerte, glaubte er, sich zu täuschen. War schon so viel Zeit vergangen? Leise wie ein G e danke schlich Sara ins Schlafzimmer, und als sie zurückkehrte, trug sie eine frische Jeans und ein reinweißes Hemd. Sie war wunderschön. Trotz der fahlen Haut und trotz der eingefallenen Wangen.
    Wortlos stand Makah auf und ging zum Schrank. Er öffnete ihn, fisc h te ein Holzkästchen heraus und wühlte darin herum. Zum Vo r schein brachte er nach kurzen Suchen eine Feder, an der zwei Schnüre aus bu n ten Perlen baumelten.
    Mit einem Kopfnickten bedeutete er Sara, zu ihm zu kommen. Sanft teilte er eine Strähne ihres Haares ab, knüpfte die Feder hinein, hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und trat zurück, um sie anzusehen.
    „Du hast nie schöner ausgesehen, mein Blauauge. Diesmal werde ich dich fotografieren, okay ? Hol deinen Apparat und komm nach draußen.“
    Sie tat es, aufgeregt und nervös wie ein Kind. Gemeinsam traten sie hinein in die ersten goldenen Sonnenstrahlen.
    „Stell dich an den Zaun. Sieh in die Ferne. Tu so, als wäre ich nicht da.“
    Sara gehorchte. Der Morgenwind erfasste ihr Haar und wehte es in ihr Gesicht, er spielte mit der Feder und den bunten Perlen, raschelte in den Wipfeln der Pappeln und strich über das feuchte Gras. Saras Gesicht vor dem Hintergrund der sonnenüberfluteten Hügel war seine Brücke zu vergangenen Zeiten. Seine Verbindung zwischen zwei Welten.
    Es war, als wären sie niemals getrennt
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