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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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drückte.
    „Ich habe so getan, als könnte ich keinen Schritt allein laufen“, sagte sie. „Und dann, als sie mich in ihren Wagen verfrachten wollten, bin ich abgehauen. Wenn es sein muss, kann ich sehr schnell rennen. Wirklich schnell. Aber das war nicht mal nötig. Sie verfolgten mich ger a de mal zwei Minuten lang. Warum auch? Unsere Geschicke interessieren sie einen Dreck. Was sind wir denn in ihren Augen? Nur irgendwelche Sä u fer und Penner, die braven Amerikanern zur Last fallen. Für arbeit s scheue Nichtsnutze wie uns werden Steuergelder verschwendet, wir tun nichts, sind zu nichts gut und stehlen und saufen uns durch unser e r bärmliches Leben. Ja, Makah, wir sind ihnen egal. Die Wahrheit intere s siert sie nicht, weil sie dann ihre glorreiche Geschichte umschreiben müssten. Und weil sie erkennen müssten, worauf ihr tolles Land aufg e baut ist. Sie bringen ihren Kindern bei, dass es rechtens war, uns alles wegzunehmen. Gott will, dass das Land genutzt wird, und deswegen war es glorreich, es uns wegzunehmen, weil wir heidnischen Wilden sowieso nichts damit angefangen haben.“
    Makah sagte nichts. Er musterte Isabella, erinnerte sich an all die sch ö nen Momente, die sie miteinander geteilt hatten. Er konnte diese Frau nicht hassen. Isabella war an dem zerbrochen, was ihn stark gemacht hatte. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Denn Sara war tot.
    Makah spürte die Berührung der Pistole direkt über seinem Herzen. Er wollte, dass sie schoss. Und ja, sie würde es tun. Das verrieten ihre A u gen und das Zucken ihres Fingers über dem Abzug.
    Gleich. Gleich würde er bei Sara sein. Bei seiner geliebten Naduah.
    „Tu es“, sagte er leise. „Dann ist es für uns beide endlich vorbei.“
    „Es tut mir leid, dass alles so gekommen ist.“ Isabellas Augen waren dunk e l vor Schmerz. Und dunkel vor Liebe. „Es tut mir leid, dass ich es nicht ertrage. Aber euch zu sehen, all die Tage. Euer Glück zu sehen. Eure Bestimmung. In allem, was du getan hast, in allem, was euch beide ausmacht, seid ihr so … richtig. Verstehst du das? Du hast einen Sinn, ein Ziel. Du hast deinen Platz im Leben. Aber ich habe nichts. Ich trete nur auf der Stelle, ich hasse mich selbst, hasse alle anderen und komme kein Stück vorwärts. Es war zu viel . Einfach zu viel. Und als Sara in dein Leben trat und ich gesehen habe, dass ihr füreinander bestimmt seid … als ich gesehen habe, wie ihr …“ Sie schluchzte auf, schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Makah, ich kann nicht mehr. Ich kann nicht ohne dich leben. Sie wird dich mir nie wegnehmen. Nie, nie, nie. Wir gehören zusammen. Denn ich liebe dich, seit wir uns das erste Mal ges e hen haben.“
    „Ich weiß.“ Er schloss die Augen und atmete tief ein. Der Druck des Metalls verstärkte sich. „Beende es endlich, Isabella. Für uns beide.“
     

Naduah
     
    K
    alte, frostige Pracht lag über dem erwachenden Land. Sie betrachtete die funkelnden Bäume und Sträucher, den in Flammen stehenden Himmel und die Verwehungen des Schnees, in denen sich die Farben der Dämmerung w i derspiegelten.
    Noch war die glitzernde Decke auf den Hügeln makellos, unberührt von Fußstapfen, Huf- oder Pfotenspuren. Wie der erste von den Gö t tern erschaffene Mensch schritt sie durch den Schnee. Nur für sie riese l te er von den Zweigen der Bäume. Nur für sie sang das Wasser des Flu s ses so gespenstisch unter seiner dünnen Schicht aus Eis.
    Die ersten Strahlen der Sonne fielen durch die Pappeln und streiften ihr Gesicht. Wärme sickerte durch ihren Körper. Endlich war sie z u rückgekehrt. Sie hatte jenes Gleichgewicht gefunden, nach dem jeder Mensch so sehnsüchtig strebte. Ob es ihm bewusst war oder nicht.
    Am Ufer des Flusses neben einer großen Pappel blieb sie stehen. Alles war so unwirklich. So schön und fremd. Hier stand sie, an einem Wi n termorgen am Rand des Stromes, dessen Eis so dick war, dass es nicht einmal den Frühling fürchtete.
    Hinter ihr stiegen Rauchfahnen in den Morgenhimmel hinaus. Zwei Silhouetten kamen über einen Hügel auf sie zu, den Sonne n aufgang im Rü c ken. Naduahs Herz setzte einen Schlag aus. Nocona war es, der auf sie zuschritt, würdevoll und stolz. Auf seinen Schultern saß Topsannah, in einen Umhang aus weichem Kaninchenfell gehüllt . Pecan, klein und dünn, aber schön wie der Geist des Frühlings, schritt zu seiner Rechten.
    Wo war Quanah? Die Antwort gab ihr eine namenlose, tonlose Sti m me.
    „Du siehst ihn nicht, weil er
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