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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin
Autoren: James Clavell
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Schlachter, Geschäftsinhaber, Schmiede, Schiffbauer, Waffenschmiede, Abenteurer, Glücksspieler sowie zahlreiche Taugenichtse und Müßiggänger; die meisten Briten, die Angestellten Eurasier und Chinesen, dann einige Amerikaner, Franzosen, Holländer, Deutsche, Russen, Australier und ein Schweizer; unter ihnen nur drei Frauen, alles Matronen, davon zwei Engländerinnen – Ehefrauen von Kaufleuten –, die dritte eine Madame in Drunk Town, wie das Viertel der niederen Klasse genannt wurde. Keine Kinder. Fünfzig bis sechzig chinesische Dienstboten.
    John Canterbury, ein gutaussehender britischer Kaufmann mit zerfurchtem Gesicht, diente ihnen als Führer. Zweck des Unternehmens war es, Phillip Tyrer den Landweg nach Kanagawa zu zeigen, wo von Zeit zu Zeit Verhandlungen mit japanischen Amtsträgern stattfanden, weil es innerhalb des vereinbarten Niederlassungsbereichs lag. Der einundzwanzigjährige Tyrer war erst am Tag zuvor als frischgebackener Dolmetscher-Anwärter der britischen Gesandtschaft via Peking und Shanghai aus London eingetroffen.
    Am Morgen hatte Malcolm Struan, als er im Club das Gespräch der beiden hörte, gebeten: »Darf ich mitkommen, Mr. Canterbury, Mr. Tyrer? Es ist ein wundervoller Tag für einen Ausritt, und ich möchte Miß Richaud bitten, sich uns anzuschließen – sie hat überhaupt noch nichts von der Umgebung gesehen.«
    »Es wäre uns eine Ehre, Mr. Struan.« Canterbury dankte seinem Glücksstern. »Sie sind uns beide herzlich willkommen. Es ist ein schöner Ritt, aber zu sehen wird’s nicht viel geben – für die Lady.«
    »Eh?« hatte Tyrer ihn gefragt.
    »Kanagawa ist seit Jahrhunderten ein vielbesuchter Handelsplatz und Zwischenstation für Reisende von und nach Edo. Es gibt dort eine Menge Teehäuser, wie hier die meisten Bordelle genannt werden. Einige davon lohnen durchaus einen Besuch, obwohl wir nicht immer so willkommen sind wie in unserer eigenen Yoshiwara hinterm Sumpf.«
    »Freudenhäuser?« hatte Tyrer gefragt.
    Die beiden anderen lachten über seine Miene. »Genau das, Mr. Tyrer«, hatte Canterbury geantwortet. »Aber nicht so wie die Hurenhäuser oder Bordelle in London oder sonstwo auf der Welt, diese sind etwas Besonderes. Das werden Sie bald feststellen, obwohl es hier üblich ist, eine eigene Konkubine zu haben, wenn man sich das leisten kann.«
    »Das könnte ich mir niemals leisten«, behauptete Tyrer.
    Canterbury lachte. »Vielleicht doch. Der Wechselkurs steht Gott sei Dank zu unseren Gunsten! Townsend Harris, dieser alte Yankee, war ein gerissener alter Bastard.« Bei diesem Gedanken strahlte er. Harris war der erste amerikanische Gesandte gewesen, ernannt zwei Jahre, nachdem Commodore Perry zuerst ‘52 und dann ‘53 mit seinen vier Schwarzen Schiffen – den ersten Dampfschiffen in japanischen Gewässern – die Öffnung Japans zur Außenwelt erzwungen hatte. Vor vier Jahren hatte Townsend nach jahrelangen Verhandlungen Verträge aufgesetzt, die später von Major Powers ratifiziert wurden und den Zugang zu bestimmten Häfen garantierten. Darüber hinaus setzten die Verträge einen äußerst vorteilhaften Wechselkurs zwischen dem Silber-Mex – dem mexikanischen Silberdollar, die allgemeine Wechsel- und Handelswährung in Asien – und dem japanischen Gold- oban fest, wobei man sein Geld verdoppeln oder verdreifachen konnte, indem man den Mex in oban und diese dann wieder in Mex umtauschte.
    »Wir essen zeitig zu Mittag, dann reiten wir los«, erklärte Canterbury. »Dann sind wir rechtzeitig zum Abendessen wieder zurück, Mr. Struan.«
    »Ausgezeichnet. Vielleicht leisten Sie beide mir im Speisesaal unserer Compagnie Gesellschaft? Ich gebe eine kleine Party für M’selle Richaud.«
    »Herzlichen Dank. Geht es dem Tai-Pan besser?«
    »Danke, viel besser. Mein Vater ist wieder fast ganz gesund.«
    Die Post von gestern lautete aber anders, hatte John Canterbury beunruhigt gedacht, denn was das Noble House betraf – der Beiname, unter dem Struan and Company überall in der Welt bekannt war –, betraf sie alle. Es geht das Gerücht, dein alter Herr hätte einen weiteren Schlaganfall erlitten. Macht nichts, es kommt nicht oft vor, daß ein Mann wie ich Gelegenheit hat, mit einem echten zukünftigen Tai-Pan und einem Engel wie ihr zu sprechen. Das wird ein wundervoller Tag!
    Als sie unterwegs waren, wurde er sogar noch umgänglicher. »Ach, Mr. Struan, Sie… werden Sie lange bleiben?«
    »Etwa eine Woche noch, dann geht’s wieder nach Hause zurück, nach
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