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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin
Autoren: James Clavell
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persönlich kannte, sondern nur gehört hatte, was andere über ihn erzählten: daß dieser Guy Richaud eine Art Weiberheld und unbedeutender Ausländer war, der seit einigen Jahren in Asien lebte und sich seinen Lebensunterhalt recht mühsam verdiente. »Wir fühlen uns geehrt, daß Sie uns hier einen Besuch abstatten. Würden Sie mir erlauben, Ihnen zu Ehren im Club ein Dinner zu geben?«
    »Vielen Dank, ich werde M’sieur Seratard, meinen Gastgeber, fragen.« Angélique sah, wie Struan weiter vorn sich zu ihr umdrehte, und winkte fröhlich. »Mr. Struan war so freundlich, mich hierher zu begleiten.«
    »Wirklich?« Als wüßten wir das nicht alle, sagte sich Canterbury und dachte über sie nach, überlegte, wie man wohl einen solchen Schatz einfangen und festhalten und sich auch leisten konnte, fragte sich, ob der brillante junge Struan ihn sich leisten konnte, und dachte an die Gerüchte, die wissen wollten, daß der Kampf zwischen den Struans und ihren Hauptkonkurrenten Brock and Sons um die Vorherrschaft wieder aufgelebt sei, und zwar aufgrund des Amerikanischen Bürgerkriegs, der im vergangenen Jahr begonnen hatte.
    Der Profit wird riesig sein, nichts fördert das Geschäft so sehr wie ein Krieg, beide Seiten gehen schon wie die Wahnsinnigen aufeinander los, und der Süden ist mehr als ein ebenbürtiger Gegner für die Union…
    »Sehen Sie, da vorn, Angélique!« Struan zügelte sein Pferd und zeigte voraus. In etwa hundert Metern Entfernung am Fuß einer kleinen Erhebung lag die Hauptstraße. Sie hielt neben ihm.
    »Ich hätte nie gedacht, daß die Tokaidō so breit und so belebt ist«, sagte Phillip Tyrer erstaunt.
    Angélique runzelte verblüfft die Stirn. Von ein paar Pferden abgesehen gingen alle Reisenden zu Fuß. »Aber… Aber wo sind die Kutschen, die Wagen oder die Karren? Und vor allem«, platzte sie heraus, »wo sind die Bettler?«
    Struan lachte. »Ganz einfach, Angélique. Sie sind, genauso wie fast alles andere hier, strengstens verboten.« Er drückte sich den Zylinder in einem etwas verwegeneren Winkel auf den Kopf. »In Japan sind Räder nicht erlaubt. Befehl des Shōgun. Keine Karren, keine Kutschen. Stellen Sie sich das vor!«
    »Aber warum?«
    »Weil es die sicherste Möglichkeit ist, die übrige Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Stimmt’s?«
    »Allerdings.« Canterbury lachte ironisch; dann deutete er auf die Straße. »Hinzu kommt, daß jeder Hinz und Kunz da unten, ob hoch oder niedrig, Reisegenehmigungen bei sich tragen muß, selbst wenn er nur eben sein Dorf verläßt, und das gilt für die Fürsten ebenso wie für die Ärmsten. Und sehen Sie die Samurai – die einzigen in ganz Japan, die Waffen tragen dürfen.«
    »Aber ohne Postkutschen und Eisenbahnen – wie kann das Land da überhaupt funktionieren?« Tyrer war perplex.
    »Auf japanische Art«, erklärte Canterbury. »Vergessen Sie nie, daß es für die Japse nur eine Art gibt, die Dinge anzupacken, und das ist ihre eigene. Die Japse sind nicht wie die anderen, schon gar nicht wie die Chinesen – eh, Mr. Struan?«
    »Das sind sie wirklich nicht.«
    »Keine Räder – nirgends, Miß. Also muß alles – Fisch, Fleisch, Baumaterial, jeder Sack Reis, jedes Stück Holz, jeder Stoffballen, jede Teekiste, jedes Pulverfaß, jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, die es sich leisten können – auf dem Rücken eines Menschen transportiert werden oder per Boot, und das heißt, auf dem Seeweg, denn es gibt hier, wie man uns sagte, keine schiffbaren Flüsse, nur Tausende von kleinen Wasserläufen.«
    »Aber was ist mit den Niederlassungen? Dort sind Räder doch erlaubt, nicht wahr, Mr. Canterbury?«
    »Das sind sie, Miß, wir haben so viele Wagen, wie wir nur wollen, obwohl ihre Beamten geschimpft haben wie die verdammten… Verzeihung, Miß«, ergänzte er verlegen. »Wir sind hier in Asien nicht an Damen gewöhnt. Ich wollte sagen, die Japs-Beamten, bakufu genannt, die sind genauso wie die Beamten bei uns. Jahrelang haben wir darüber gestritten, bis unser Gesandter ihnen gesagt hat, sie sollen sich verp… sie sollen’s vergessen, weil unsere Niederlassung unsere Niederlassung ist! Und was die Bettler betrifft, also, die sind hier ebenfalls verboten.«
    Sie schüttelte den Kopf, daß die Feder an ihrem Hut fröhlich tanzte. »Das klingt unglaublich. Paris, das ist… In Paris wimmelt’s von Bettlern, überall in Europa, man könnte das Betteln gar nicht verbieten. Mon Dieu, Malcolm, und was ist mit eurem Hongkong?«
    »In
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