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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament
Autoren: Liza Marklund
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Zimmer waren bombardiert worden. Es mussten drei Cocktails gewesen sein: einer im Erdgeschoss unter der Treppe, einer in Ellens und einer in Kalles Zimmer. Ihr Schlafzimmer war verschont geblieben.
    Er wusste, dass ich zu den Kindern hineingehen würde. Er wusste, dass ich versuchen würde, die Kinder zu retten. Wir sollten nicht mehr hinauskommen. Wir sollten sterben.
    Das war persönlich gemeint. Die Rache dafür, dass sie dort wohnten.
    Wilhelm Hopkins hatte seinen Posten hinter der Hecke aufgegeben und ging zu seiner Veranda. Er trat sich sorgfältig die Schuhe ab, ehe er das Haus betrat.
    Dafür wirst du bezahlen, dachte Annika. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, dafür werde ich dich bezahlen lassen.
    Das Taxi war in der Nähe gewesen und kam schon nach ein paar Minuten Ebbas Auffahrt hinauf. Annika ließ sich mit den Kindern auf den Rücksitz fallen und gab dem Fahrer Anne Snapphanes Adresse.
    »Ach herrje«, sagte der Taxifahrer und schaute mit großen Augen das brennende Haus auf der anderen Straßenseite an. »Hat jemand die Feuerwehr gerufen?«
    Im selben Moment bog das erste Leiterfahrzeug in den Vinterviksvägen ein und raste auf Annikas Grundstück.
    »Ich muss erst in die Wohnung«, sagte Annika mit heiserer Stimme. »Ich habe kein Geld. Könnten Sie bitte warten, während ich Geld hole?«
    Der Taxifahrer sah sie im Rückspiegel an.
    »Eigentlich nicht«, sagte er.
    Sie schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten sinken.
    »Da drüben brennt mein Haus«, sagte sie. »Bitte.«
    Und er legte den ersten Gang ein und fuhr langsam an den Einsatzfahrzeugen vorbei, die auf dem Weg zum Brand waren. Löschfahrzeuge, Leiterfahrzeuge und ein Rettungswagen. Die blaue Nacht wurde von den rotierenden Lichtern zerschnitten.
    Die Nacht ist bald vorbei, bemerkte Annika.
    Das Taxi fuhr am Wasser entlang in die Stadt. Im Westen war der Himmel noch dunkel, doch hinter ihr wurde er von etwas anderem als dem Brand erleuchtet. Die Sonne kletterte langsam über den Horizont und würde bald aufgehen.
    »Was hat den Brand ausgelöst?«, fragte der Taxifahrer.
    »Ich möchte nicht reden«, erwiderte Annika.
    Auf jeder Seite ein Kind an sich gedrückt, saß sie da, strich ihnen übers Haar. Das Schaukeln des Autos hatte sie bald in den Schlaf gewiegt.
    Als sie sicher war, dass die beiden eingeschlafen waren, nahm sie ihr Handy zur Hand.
    Q ging nach dem ersten Klingeln ans Telefon.
    »Ich hatte Sie erst in ein paar Stunden erwartet«, sagte er.
    »Mein Haus ist abgebrannt«, sagte Annika leise. »Jemand hat es angezündet. Molotowcocktails in den Kinderzimmern.«
    Der Kommissar schwieg, Annika hörte Papier rascheln.
    »Sind Sie unverletzt?«, fragte er schließlich.
    »Ich habe die Kinder mit einem Laken abgeseilt.«
    »Ist das Haus zu retten?«
    »Kein Stück«, sagte Annika. »Rein gar nichts.«
    Er seufzte.
    »Sie haben vielleicht ein Talent«, sagte er.
    »Ich weiß, wer es getan hat«, sagte sie. »Wilhelm Hopkins, der Alte vom Haus nebenan, der auch wegen Bernhard Thorells Auto angerufen hat. Er hat im Gebüsch gestanden und geglotzt, als wir uns gerettet haben. Er hat es angezündet.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Annika strich sich das Haar aus der Stirn und bemerkte, dass sie ganz schmutzig war.
    »Er wollte uns vom ersten Tag an loswerden. Er nimmt mit seinem Auto eine Abkürzung über meinen Rasen und ist mit seinem Rasenmäher durch meine Blumenbeete gefahren.«
    »Das muss noch nicht bedeuten, dass er Sie und die ganze Familie ermorden will.«
    »Er wollte uns loswerden, die ganze Zeit. Er hat meinen …«
    Sie schwieg, konnte nicht mehr.
    »Das ging jedenfalls eindeutig gegen uns. Jemand wollte mir so umfassend wie möglich schaden. Erst hat er das Fenster in der Halle eingeworfen und die Treppe in Brand gesetzt, damit wir nicht mehr runterkonnten. Dann hat er die Fenster in den Kinderzimmern zerstört. Ich habe gesehen, dass er einen Ziegelstein benutzt hat, und dann hat er Benzinbomben durch die kaputten Scheiben geworfen. In die Kinderzimmer.
In die Zimmer der Kinder!
«
    Still liefen ihr die Tränen über die Wangen.
    »Ich stecke bis über beide Ohren in der Sache mit Bernhard Thorell«, sagte Q. »Kommen Sie zu mir, wenn Sie ein wenig geschlafen haben. Dann sprechen wir weiter.«
    »In Ordnung«, sagte Annika.
    Sie versuchte noch einmal, Thomas zu erreichen.
    Wieder nur die Mailbox.
    Hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton, piep.
    Sie atmete ein paar Sekunden lautlos in das Schweigen
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