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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch
Autoren: H Dunmore
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warten ab.
    » Schau nicht hin , Sapphire! Wir sind noch nicht in Sicherheit.«
    Klack. Klack.
    Jetzt ist es kaum noch zu hören. Schließlich lässt Faro erleichtert die Schultern sinken.
    »Es ist in seine Höhle zurückgekehrt«, sagte er. »Aber wir müssen uns beeilen. Hier gibt es noch mehr von diesen Klauenkreaturen, und ich kann immer nur eines zur selben Zeit aufhalten.«
    »Können wir nicht einfach die Felswand hochschwimmen?«
    »Nein, wir müssen durch sie hindurch. Irgendwo in der Nähe muss es eine Passage geben. Früher wusste ich genau, wo sie sich befindet, doch seit der Gezeitenknoten sich aufgelöst hat, ist alles anders geworden. Sogar die Routen, die wir seit tausend Jahren benutzen, haben sich geändert. Komm hier entlang, Sapphire. Quetsch dich hier rein. Ja, so ist es gut. Hier kann die Klauenkreatur nicht hineinkommen.«
    Wir befinden uns in einer engen Höhle, zu der es keinen weiteren Zugang gibt.
    »Hier können wir uns ein bisschen ausruhen«, fügt Faro hinzu und schließt die Augen.
    In der Höhle ist es düster, dennoch kann ich erkennen, wie mitgenommen Faro aussieht.
    »Jetzt weißt du jedenfalls, dass man diese Klauenkreaturen niemals ansehen darf«, sagt er leichthin.
    »Wenn du nicht da gewesen wärst …«
    »Soll ich dir erzählen, was dann passiert wäre, kleine Schwester?«
    »Nein, lieber nicht. Ich kann es mir denken.«
    Für eine Weile spricht keiner von uns ein Wort. Ich frage mich, wie weit der Weg ist, den wir noch zurücklegen müssen. Faro sagt, dass Indigo völlig verändert ist, seit der Gezeitenknoten sich aufgelöst hat.
    »Aber die Gezeiten sind doch zurückgekehrt«, sage ich laut.
    »Indigo heilt nur sehr langsam.«
    Genau wie die Menschenwelt , denke ich. Die Erinnerung an St. Pirans ist im Moment nur sehr vage, aber ich kann nicht vergessen, welche Verwüstung die Flut angerichtet hat.
    » Indigo er kommolek «, sage ich plötzlich, ohne zu bemerken, dass ich überhaupt den Mund öffne. Dann erinnere ich mich blitzartig, wie ich darauf komme. Die Delfine hatten das gesagt, als sie letzten Herbst in unsere Bucht gekommen und wir gemeinsam mit Mals Dad hinausgefahren waren. Aber es hatte ein bisschen anders geklungen … Indigo er lowenek … waren das ihre Worte gewesen?
    Mein Gehirn weiß nicht, was diese Worte bedeuten, doch tief in meinem Innern verstehe ich sie. Über Indigo hat sich ein Schatten gelegt. Trauer und Zerstörung durchziehen Indigo wie mächtige Strömungen.
    » Indigo er kommolek … kommolek … trist Indigo … trist, trist Indigo … «
    Faro starrt mich verblüfft an.
    »Woher kennst du diese Wörter, Sapphire?«
    Ich werde erneut von einer seltsamen Kraft erfüllt, wie vorhin, als ich in unserer Bucht auf den Felsen stand.
    »Ich habe sie von den Delfinen gelernt.«
    »Du machst Fortschritte, kleine Schwester«, sagt Faro mit seinem typisch spöttischen Unterton. »Du wirst immer mehr eine Tochter von Indigo.«
    Seine Worte jagen mir einen wohligen Schauer über den Rücken.
    »Manchmal glaube ich, dass das nie passieren wird. Immer, wenn ich das Gefühl habe, ein Teil von Indigo zu sein, werde ich wieder zurückgestoßen.«
    »Ich stoße dich nicht zurück.«
    Aber es gibt einige Dinge, von denen du nie sprichst , denke ich. Ich weiß so wenig über Faros Geschichte, doch habe ich immer noch das Gefühl, ihn viele ganz normale Dinge nicht fragen zu können. Wo er geboren wurde, wer seine Eltern sind …
    »Sapphire!«
    »Äh … was?«
    »Wach auf. Wir müssen weiter.«

Drittes Kapitel

    W ir schlängeln uns aus der Höhle und blicken die steile Felswand hinauf. Es ist ein bedrohlicher Anblick, aber auch eine Herausforderung.
    »Morlader muss die Passage gefunden haben.«
    »Ja«, stimmt Faro mir zu.
    »Aber warum hat er dann nicht auf uns gewartet?«
    Faro zuckt die Schultern. Seine Augen sind dunkel und zornig. »Du denkst, dass wir Mer alle eine große Familie sind, Sapphire. Aber so einfach ist das nicht. Manchmal stellen wir uns auf die Probe …«
    »Du meinst, Morlader wollte wissen, ob wir den Weg auch ohne ihn finden?«
    »Nicht er allein«, antwortet Faro. »Man hat ihn mit einem bestimmten Auftrag zu uns geschickt. Und ich kann mir auch denken, wer das getan hat. Komm, kleine Schwester, wir müssen diesen Weg nehmen.«
    Er zeigt auf den Felsvorsprung, der vor uns liegt. Wir schwimmen um ihn herum, ohne auch nur ein einziges Mal das Gestein zu berühren. Faro nimmt meine Hand und treibt uns mit einem unmerklichen Schlag
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