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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection
Autoren: Michael Crichton
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Stil eingerichtet: Tatami-Matten, Shoji-Schiebewände und Holztäfelung. Eine Schriftrolle mit kalligraphischen Zeichen, ein schwarzes Lacktischchen, eine Vase mit einer einzelnen, weiß leuchtenden Orchidee.
    Neben der Tür standen zwei Paar Schuhe, ein Paar Herren-Halbschuhe und ein Paar hochhackige Damenpumps.
    »Captain Connor?« rief ich.
    »Augenblick!«
    Einer der Shoji wurde zurückgeschoben, und Connor stand vor mir. Er war erstaunlich groß, ungefähr einen Meter neunzig, und trug einen yukata, einen leichten japanischen Hausmantel, aus blauer Baumwolle. Ich schätzte den Mann auf fünfundfünfzig. Er war breitschultrig, hatte schütteres Haar, einen gepflegten Schnurrbart, harte Gesichtszüge und einen durchdringenden Blick. Seine Stimme war tief, er strahlte große Ruhe aus.
    »Guten Abend, Lieutenant.«
    Wir gaben uns die Hand. Connor musterte mich von oben bis unten und nickte zufrieden. »Gut. Durchaus vorzeigbar.«
    »Ich hatte früher mit der Presse zu tun. Da weiß man nie, ob man nicht plötzlich vor eine Kamera muß.«
    Er nickte. »Und jetzt sind Sie also im Sonderdezernat?«
    »Ja.«
    »Wie lange sind Sie schon Kontakt-Officer?«
    »Seit sechs Monaten.«
    »Sprechen Sie Japanisch?«
    »Ein bißchen. Ich lerne es gerade.«
    »Es dauert nur noch ein paar Minuten. Ich muß mir etwas anderes anziehen.« Er drehte sich um und verschwand hinter der Schiebewand. »Ein Mord also?«
    »Ja.«
    »Wer hat Sie verständigt?«
    »Tom Graham. Er leitet die Ermittlungen am Tatort. Er sagt, daß die Japaner auf der Anwesenheit eines Kontakt-Officers bestehen.«
    »Verstehe.« Eine Weile hörte ich nur Wasser laufen. »Ist das üblich?«
    »Nein. Ich habe noch nie gehört, daß so etwas vorgekommen ist. Normalerweise fordern unsere Officers Kontaktleute an, weil es Sprachprobleme gibt. Ich habe noch nie gehört, daß Japaner das tun.«
    »Ich auch nicht«, sagte Connor. »Hat Graham Sie gebeten, mich mitzubringen? Tom Graham und ich stehen nämlich nicht gerade auf gutem Fuß miteinander.«
    »Nein, es war Fred Hoffmanns Idee. Er meinte, ich hätte noch nicht genug Erfahrung, und sagte, er würde Sie benachrichtigen.«
    »Dann sind Sie also zweimal daheim angerufen worden?«
    »Ja.«
    »Verstehe«, sagte Connor und trat, seine Krawatte bindend, ins Zimmer. Er trug jetzt einen dunkelblauen Anzug. »Wir müssen uns beeilen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wann hat Graham Sie angerufen?«
    »Gegen neun.«
    »Dann sind schon vierzig Minuten vergangen. Los jetzt, Lieutenant! Wo steht Ihr Wagen?«
    Wir liefen die Treppe hinunter.
    Ich fuhr die San Pedro Street hinauf und bog dann links in die Second Street ein, Richtung Nakamoto-Gebäude. Feiner Dunst hing in den Straßen. Connor sah zum Fenster hinaus. »Wie gut ist Ihr Gedächtnis?« fragte er.
    »Ziemlich gut, glaube ich.«
    »Können Sie mir die Telefongespräche, die Sie heute abend geführt haben, wiederholen? Möglichst detailliert. Wortwörtlich, wenn es geht.«
    »Ich werd’s versuchen.«
    Ich rekapitulierte die Gespräche. Connor hörte kommentarlos zu, ohne mich zu unterbrechen. Ich wußte nicht, was ihn daran so interessierte, und er erklärte es mir auch nicht. Als ich fertig war, sagte er: »Von wem die Anordnung ›verdeckte Kommunikation‹ kommt, hat Ihnen Hoffmann nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Na ja, ist auf jeden Fall keine schlechte Idee. Ich benütze nie das Funktelefon, wenn es sich vermeiden läßt. Da hören heutzutage einfach zu viele Leute mit.«
    Ich bog in die Figueroa Street ein. Vor dem neuen Nakamoto Tower waren Scheinwerfer aufgestellt. Das mit grauen Granitplatten verkleidete Gebäude ragte hoch in den Nachthimmel. Ich scherte rechts aus, öffnete das Handschuhfach und nahm einen Pack Visitenkarten heraus.
    Auf ihnen stand: Detective Lieutenant Peter J. Smith, Kontakt-Officer des Sonderdezernats Los Angeles Police Department - englisch auf der einen, japanisch auf der anderen Seite.
    Connor betrachtete die Karten. »Wie wollen Sie in dieser Sache vorgehen, Lieutenant? Hatten Sie es schon mal mit Japanern zu tun?«
    »Eigentlich noch nie«, sagte ich. »Ein paar Festnahmen wegen Trunkenheit am Steuer, das war bisher so ziemlich alles.«
    »Dann möchte ich Ihnen eine Strategie vorschlagen, nach der wir beide vorgehen sollten«, sagte Connor höflich.
    »Sehr gut, einverstanden! Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie mir helfen.«
    »Also gut: Da Sie der Kontakt-Officer sind, wird es das beste sein, wenn Sie nach unserem
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