Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
gerichtet.
    »Yonjügo«, sagte die Aufzugstimme.
    Die Tür öffnete sich.
    Graham hatte recht, es war eine Riesensause. Die ganze Etage war im Stil eines Ballsaals der vierziger Jahre dekoriert, Männer in Anzügen, Frauen in Cocktailkleidern, eine Band spielte Glenn Miller. Vor der Aufzugtür stand ein grauhaariger, sonnengebräunter Mann mit athletischen Schultern, der mir irgendwie bekannt vorkam. Er trat in den Aufzug und sagte, an mich gewandt: »Erdgeschoß, bitte.« Er roch nach Whiskey.
    Sofort war ein zweiter, junger Mann im dunklen Anzug an seiner Seite. »Dieser Lift fährt nach oben, Senator.«
    »Was?« sagte der grauhaarige Mann.
    »Dieser Lift fährt nach oben, Sir.«
    »Ich will aber hinunter.« Er artikulierte überdeutlich, wie es Betrunkene oft tun.
    »Ja, Sir. Das weiß ich, Sir«, erwiderte sein Assistent mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Wir nehmen einfach den nächsten Lift, Senator!«Er packte den grauhaarigen Mann fest am Ellbogen und bugsierte ihn aus dem Fahrstuhl.
    Die Tür ging zu. Der Aufzug fuhr weiter nach oben.
    »Hier kannst du deine Steuerdollars bei der Arbeit sehen«, sagte Graham. »Hast du ihn erkannt? Senator Stephen Rowe. Nett, ihn hier zu treffen, wo er doch im Senatsausschuß für Finanzen mitarbeitet: die regeln nämlich die Bestimmungen für japanische Importe. Aber Rowe ist ja einer der ganz großen Weiberhelden, genau wie sein Kumpel Senator Kennedy.«
    »Ach ja?«
    »Und saufen soll er auch nicht schlecht.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Deshalb hat er auch diesen jungen Schnösel dabei. Der muß auf ihn aufpassen, damit er keine Dummheiten macht.«
    Der Aufzug hielt im sechsundvierzigsten Stock. Ein leises elektronisches Klingeln ertönte. »Yonjüroku. Domo arigatö gozaimasu.«
    »War aber auch Zeit«, sagte Graham. »Vielleicht können wir jetzt endlich anfangen zu arbeiten.«
    D ie Aufzugtür öffnete sich. Eine Wand aus blauen Anzugrük-ken starrte uns an. Mindestens zwanzig Männer drängten sich in dem kleinen Bereich unmittelbar vor dem Aufzug. Dicke Schwaden Zigarettenrauch hingen in der Luft.
    »Durchlassen, durchlassen!« rief Graham, während er sich einen Weg durch die Leute bahnte. Ich folgte ihm. Connor ging schweigend, fast wie ein Unbeteiligter hinter mir her.
    Der sechsundvierzigste Stock beherbergte die Büros der Firmenleitung von Nakamoto Industries und war wirklich beeindruckend. Von der Empfangsecke neben den Aufzügen aus konnte ich die ganze Etage überblicken: ein einziger, riesiger Raum, ungefähr sechzig mal vierzig Meter, halb so groß wie ein Football-Feld. Jedes Detail steigerte noch den Eindruck von Weiträumigkeit und Eleganz. Die Decke war sehr hoch und mit Holz getäfelt. Die Möbel bestanden ausschließlich aus Holz und Stoff in Schwarz und Grautönen. Der Teppichboden war dick und dämpfte die Geräusche, und zusätzlich sorgte das weiche Licht für eine angenehme, luxuriöse Atmosphäre. Das Ganze ähnelte mehr einer Bankhalle als einer Büroetage. Der Halle der reichsten Bank, die man je gesehen hatte.
    Man mußte einfach stehenbleiben und schauen. Ich war jetzt hinter dem gelben Band, das den Tatort absperrte und den weiteren Zugang in den riesigen Raum verhinderte. Direkt vor mir befand sich ein großes Atrium, ein offener Arbeitsbereich für Sekretärinnen und kleinere Angestellte. Die Schreibtische waren in Gruppen plaziert, dazwischen standen große Kübelpflanzen, die den Raum auflockerten. In der Mitte des Atriums ragte ein großes Modell des Nakamoto Tower und der angrenzenden Gebäude, die sich noch im Bau befanden, in die Höhe. Das Modell war mit einem Scheinwerfer angestrahlt; ansonsten wirkte das Atrium trotz der Nachtbeleuchtung dunkel.
    Rund um das Atrium gruppierten sich die Büros der Firmenleitung. Die Wände zum Atrium und die Außenfront waren aus Glas, so daß ich von meinem Standpunkt aus direkt auf die Wolkenkratzer von Los Angeles sehen konnte. Es war, als würde die Etage in der Luft schweben.
    Rechts und links vom Atrium befanden sich Konferenzsäle, deren Wände ebenfalls aus Glas waren. Der rechte war kleiner; dort lag die Leiche des Mädchens auf einem langen schwarzen Tisch. Blut sah ich nicht. Aber ich war ziemlich weit entfernt, sechzig Meter vielleicht. Einzelheiten konnte man da kaum erkennen.
    Ich hörte das Krächzen aus den Polizeifunkgeräten, und dann sagte Graham: »Ich habe jetzt den Kontakt-Officer, meine Herren. Vielleicht können wir hier jetzt endlich mit unseren Ermittlungen anfangen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher