Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
protestiere ich entschieden gegen die Absicht von Detective Graham, alle Gäste unseres Empfangs zu befragen. Das ist eine Zumutung. Unter diesen Leuten befinden sich Senatoren, Kongreßabgeordnete und hohe Beamte von Los Angeles. Sie stimmen mir sicherlich zu, daß so prominente Menschen es als äußerst unangenehm empfinden würden, wenn …«
    »Einen Augenblick mal«, sagte ich. »Detective Graham hat Ihnen gesagt, daß er alle Gäste des Empfangs vernehmen will?«
    »Das hat er mir gesagt, ja.«
    Jetzt begann ich endlich zu verstehen, warum ich hierhergerufen worden war. Graham mochte die Japaner nicht und hatte damit gedroht, ihnen die Fete zu verderben. Das war natürlich völlig aussichtslos. Es war ausgeschlossen, daß er Senatoren der Vereinigten Staaten verhören würde, vom Staatsanwalt oder Bürgermeister ganz zu schweigen, solange er die Absicht hatte, am nächsten Tag wieder zur Arbeit anzutreten. Aber er ärgerte sich über die Japaner und hatte beschlossen, sie zu schikanieren.
    »Wir könnten unten eine Registrationsstelle einrichten«, sagte ich zu Ishigura. »Dort können sich Ihre Gäste abmelden, wenn sie gehen.«
    »Das dürfte schwierig sein«, erwiderte Ishigura. »Sie werden ja wohl zugeben, daß …«
    »So und nicht anders werden wir es machen, Mr. Ishigura.«
    »Aber es ist extrem problematisch für uns …«
    »Mr. Ishigura!«
    »Verstehen Sie denn nicht, daß uns das große Schwierigkeiten …«
    »Es tut mir leid, Mr. Ishigura. Ich habe Ihnen gerade erklärt, wie die Polizei vorzugehen gedenkt.«
    Er reckte den Hals. Es entstand eine kurze Pause. Er wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und sagte: »Ich bin sehr enttäuscht, Lieutenant, daß Sie sich uns gegenüber so wenig kooperativ zeigen.«
    »Kooperativ?« Jetzt wurde ich wirklich sauer. »Mr. Ishigura, Sie haben hier eine tote Frau liegen, und es ist unsere Pflicht zu ermitteln, was da vorgefallen …«
    »Aber Sie müssen doch die besonderen Umstände berücksichtigen!«
    In diesem Augenblick hörte ich Graham sagen: »Verdammt, was soll das denn?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter und sah einen kleinen, bebrillten Japaner etwa zwanzig Meter hinter der Absperrung. Er fotografierte den Tatort. Seine Kamera war so klein, daß sie fast in seiner Hand verschwand. Es schien ihn gar nicht zu berühren, daß er unter dem gelben Band durchgeschlüpft war, um Fotos zu machen. Während ich ihn beobachtete, kam er langsam rückwärts auf uns zu, hob kurz die Hand, schoß ein Foto und drückte sofort wieder ein Auge hinter der Metallbrille zu, um die nächste Aufnahme vorzubereiten. Seine Bewegungen waren zielstrebig, gleichzeitig wirkte er völlig gelassen.
    Graham ging zur Absperrung und sagte: »Mensch, kommen Sie sofort raus da! Das ist ein Tatort! Sie können doch nicht einfach Aufnahmen machen!« Der Mann reagierte nicht, sondern ging weiter rückwärts. Graham drehte sich zu uns um. »Wer ist der Kerl?«
    »Einer unserer Angestellten«, antwortete Kasaguro Ishigura. »Mr. Tanaka. Er arbeitet im Sicherheitsdienst unseres Unternehmens.«
    Es war nicht zu fassen. Die Japaner ließen einfach einen ihrer Angestellten innerhalb der Absperrung herumspazieren und Spuren verwischen. Es war unglaublich. »Holen Sie ihn da raus!« sagte ich.
    »Er macht doch nur Fotos.«
    »Das darf er nicht.«
    »Aber die sind für den internen Gebrauch unseres Unternehmens bestimmt«, wandte Ishigura ein.
    »Das ist mir völlig egal, Mr. Ishigura«, sagte ich. »Er darf die Absperrung nicht durchschreiten, und er darf keine Fotos machen. Sagen Sie ihm, daß er den Tatort auf der Stelle verlassen soll! Außerdem möchte ich bitte den Film haben.«
    »Wie Sie wünschen.« Ishigura sagte hastig etwas auf japanisch.
    Ich drehte mich um und bekam gerade noch mit, wie Tanaka unter dem gelben Band durchschlüpfte und in der Ansammlung blauer Anzüge vor dem Aufzug verschwand, hinter der sich die Lifttür öffnete und sofort wieder schloß.
    Dieses Arschloch! Ich wurde wirklich wütend. »Mr. Ishigura, Sie behindern hier eine offizielle polizeiliche Ermittlung!«
    Ishigura erwiderte ganz ruhig: »Sie müssen unsere Lage verstehen, Detective Smith. Selbstverständlich setzen wir volles Vertrauen in die Polizei von Los Angeles, aber es muß uns gestattet sein, eigene Nachforschungen anzustellen, und deshalb müssen wir …«
    Eigene Nachforschungen! Dieser Scheißkerl! Plötzlich konnte ich gar nichts mehr sagen vor Zorn. Ich ballte die Faust, ich sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher