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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus
Autoren: Horus W. Odenthal
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muss. Dann kommt sie zurück. Vielleicht bleibt sie danach für immer bei euch.«
    Sie drehte sich ein wenig in ihrer Umarmung mit den Kindern und ihr Blick ging über ihre Schultern zu Klann hin.
    »Glaubst du das?« Sie war sich nicht sicher, hörte sie die beinah nur geflüsterten Worte aus Klanns Mund, verstand sie sie wirklich, oder glaubte sie nur ihren Sinn zu erraten?
    Würden sie sie in Ruhe lassen, wenn sie einfach ihren Dienst quittierte? Früher wäre das möglich gewesen. Aber unter den Kinphauren? Würde man ihre Familie danach in Ruhe lassen?
    Sie schmiegte ihre Wange an Bernim, an Liova, gab beiden einen kleinen Kuss darauf.
    »Hört ihr, eure Mama kommt wieder. Nur noch ein bisschen Arbeit diese Nacht. Dann bin ich für euch da.«
    Und jetzt, ein paar Stunden später, war die Schmiedeburg verlassen, eine leere Hülle.
    Sie verließ die große Halle, ging durch die Zimmer, erwartete niemanden dort vorzufinden, fand nur die Leere und das Schweigen, mit denen sie auch gerechnet hatte. Staubiges Dämmerlicht kroch durch die Fenster.
    Sie riss die Schränke auf. Zum Teil ausgeräumt.
    Dann hatte er sich also nicht direkt der Truppe angeschlossen, die den Homunkulus aus der Stadt und zu den Rebellen schaffen wollte. Vielleicht hatte er gezögert, vielleicht hatte er sich Zeit gelassen für seinen Entschluss. Nach all den Jahren hatte sie sich schließlich zumindest dieses Zögern verdient.
    Sie sprang auf, trat hart gegen einen Stuhl, dass er in die Ecke krachte und ein Stuhlbein dabei zerbrach.
    »Du Bastard!«
    Ihr Schrei hallte unerwartet schrill und laut durch die leeren Räume.
    Wie willst du mit Kindern leben, dort draußen im Niemandsland? Dass er genau dorthin geflohen war, daran bestand für sie kein Zweifel. Klann kannte die Vlichten gut genug, um sich auf eigene Faust durch den Sperrring um die Stadt zu stehlen. Natürlich, die Vlichten. Das war tatsächlich eine Möglichkeit, den Wachen und Kontrollen zu entgehen. Und die Wächterstreifen dahinter? Sicher würde er Möglichkeiten finden. Es war nicht unmöglich. Es wurden immer wieder Leute durch die Wächterstreifen geschmuggelt, in die eine oder andere Richtung. Was für ein Leben willst du dort mit den Kindern führen?  
    Sich irgendwie unter die Bevölkerung mischen, die dort unter dem Kinphaurenjoch lebte? Von der Protektoratsgarde drangsaliert, von Duerga-Patrouillen eingeschüchtert. In den dunklen, düsteren Dörfern und Städten, die der Krieg zurückgelassen hatte.
    Sicher, nicht jeder lebte unter der Knechtschaft der Kinphauren, dort in dem weiten Niemandsland, in den ehemaligen idirischen Provinzen des nördlichen Niedernaugariens und in den ehemaligen Ostprovinzen des Idirischen Reiches. Große Flächen dieser Gebiete waren nach wie vor umstritten. Die Kinphauren benötigten den Großteil ihrer Truppen um weiter im Süden weiterhin ihren Krieg gegen das Idirische Reich zu führen. Ein so weites Gebiet konnte man mit den restlichen zur Verfügung stehenden Kräften nicht flächendeckend kontrollieren.
    Die Freien Scharen lebten dort, versuchten, in dem vom Krieg gezeichneten Land weiterhin ein Leben zu führen, bei dem sie sich weder den neuen Herrschern noch sonst jemandem beugen mussten.
    Die Truppen der Rebellen konnten sich dort hartnäckig immer wieder dem Zugriff der kinphaurischen Kräfte entziehen. Es sollte ganze Landstriche geben, um die sich niemand scherte, die die meiste Zeit vollkommen unangetastet blieben. Man hörte so einiges.
    Aber es war auch klar, dass niemand wirklich im Niemandsland sicher war. Nicht so sicher wie in den ehemaligen Provinzen des Idirischen Reiches.
    Vor den Kinphauren. Bevor alles anders wurde.
    Sie ging zurück in die Küche, ließ sich kraftlos auf einen der Stühle fallen, starrte herüber zur Klappe der Kühlgrube. Überlegte, sich mit den Resten an Krügen der Elstermühle haltlos zu besaufen. Bis nichts mehr in ihrem Kopf war als nur noch ein dumpf kreisender, tumber Schmerz. Und Selbstmitleid.
    Was sollte sie tun?
    Hier bleiben? Das Haus verkaufen? Weitermachen wie vorher? Solange sie auf ihrer Arbeit keinen Aufstand machte oder aus der Miliz austrat, würde sich niemand darum scheren, was sie tat. Um ihr Privatleben krähte kein Hahn.
    Oder sie konnte jetzt auf der Stelle ihre Sachen packen und ihnen folgen. Durch die Vlichten, durch die Wächterstreifen, hinein ins Niemandsland.
    Doch wie groß waren dann ihre Chancen, sie zu finden?
    Verdammt, sie hatte ihren Kindern ein Versprechen
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