Ninja-Rache
Über seinen Rücken rannen kühle Schauer. Er spürte, daß jemand in der Nähe lauerte.
Yakup blieb stehen.
Getäuscht hatte ersieh nicht, denn plötzlich vernahm er die Stimme des mächtigen Dämons.
»Ah, ich freue mich, daß du den Weg zu mir gefunden hast, Ninja. Willkommen in meiner Festung.«
»Es war nicht schwer«, sprach Yakup in den Nebel hinein und schaute sehr genau nach, ob sich Shimada irgendwo zeigte. Noch waren seine kalten Augen nicht zu sehen. Sie hätten es durchaus geschafft, den Nebel zu durchdringen.
»Du hast mitbekommen, was mit deinen letzten Dienern geschah?«
»Sicher.«
»Ich überließ sie den Tengus, denn ich brauchte sie nicht mehr. Ich habe mich an die Tengus erinnert, denn es gibt Menschen, die sich ebenfalls an diese Wesen erinnerten und dabei zwangsläufig auf mich stießen. Es ist der Club der weißen Tauben. Diese Vereinigung soll Japan wieder zu seiner ursprünglichen Größe heranwachsen lassen. Sie sind es, die das Land zu einer grandiosen Weltmacht werden lassen, und ich bin dabei, um sie zu unterstützen, denn sie haben den richtigen Weg eingeschlagen. Hindernisse werden zur Seite geräumt, unser Ziel heißt Rache, Ninja. Und das führen wir durch.«
»An wen willst du dich rächen?«
»Es ist ganz einfach. Ich und die anderen werden sich an dem Volk rächen, das Japan damals fast zerstört hat. Zuerst an den Amerikanern, dann weiten wir unsere Macht aus.«
»Ich habe begriffen. Deshalb willst du nicht kämpfen.«
»Was meinst du damit?«
»Ich bin gekommen, weil ich den Kampf will, Shimada. Das weißt du genau.«
»Stimmt, ich will ihn ebenfalls.«
»Davon merke ich nichts. Verlasse dein Versteck und stell dich mir!«
»Noch nicht, Ninja, denn ich bestimme den Ort und die Zeit, wo es geschehen soll.«
»Sag es mir.«
»Nicht in meiner Festung. Vielleicht doch. Ja, in meiner Festung und an einem bestimmten Ort in Amerika, an der Westküste, wo die große Stadt San Francisco liegt. Dort gibt es das Fort Presidio, einen militärischen Stützpunkt, eine Zentrale der Macht, wie die Amerikaner immer sagen. Dort werde ich anfangen. Ich werde ihre Arroganz in einer gewaltigen Feuersbrunst in die Luft jagen. Nichts mehr wird von dem stolzen Presidio zurückbleiben. Es wird sterben, und ich werde jubeln, wenn ich dabei zuschauen kann.«
Yakup war entsetzt, er zeigte es nicht, er riß sich zusammen und hielt sogar dagegen. »Es ist ja durchaus möglich, daß ich auch mit von der Partie bin…«
»Das sollst du sogar. Du sollst dabeisein und der Mittelpunkt des Chaos werden. Dort stelle ich mich dir zum Kampf. Um uns herum werden die Flammen eine Hölle entfachen, wird Amerika verbrennen, und wir beide kämpfen es aus.«
»Und du schickst die Tengus?«
Der Dämon mit den kalten, blauen Augen mußte über die einfache Frage einfach lachen. »Die Tengus schicken?« höhnte er. »Das brauche ich gar nicht. Nein, zumindest nicht alle, denn einen von ihnen habe ich bereits vorgeschickt. Er befindet sich auf dem Gelände und wird mir den Weg bereiten. Mit seiner Kraft wird er zerstören, wird er Leitungen zerreißen, wird er dafür sorgen, daß dieses Fort, der Stolz der Westküste, in die Luft fliegt. Die Flammenhölle wird alles vernichten, aber auch alles. Keiner kann ihr entkommen.«
Yakup kannte den Dämon gut genug, um zu wissen, daß er nicht bluffte. Er war schrecklich, er setzte sich über alle Gesetze hinweg und opferte Menschenleben wie Fliegen.
Selbstverständlich kannte der Ninja die Anlage. Er hatte lange genug in der Nähe von Frisco gelebt, betreten allerdings hatte er sie noch nicht. Das würde bald passieren, leider nicht freiwillig, denn Shimada schaffte es, mit der Festung überall hinzukommen.
»Wann wird es soweit sein?«
Shimada lachte in den Dunst hinein. »Was glaubst du?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber ich bin bereit. Über Presidio liegt die Finsternis. Die Nacht des Schreckens ist bereits angebrochen. Wir beide wercien hinreisen, zusammen mit meinen Freunden. Du kennst die Festung, und du weißt, daß Zeit für mich nicht existiert.«
Das wußte Yakup, und er kam nicht dazu, eine Antwort zu geben, denn die schreckliche Reise begann…
***
»Das hätte ich nie gedacht!« flüsterte Julia.
»Was, bitte?«
»Daß so etwas passieren könnte. Es ist alles so schrecklich. Es kam über mich wie ein gewaltiger Orkan, der alles hinwegschwemmte. Ich habe plötzlich eine ganz neue Position in meinem Leben bekommen. Wissen Sie, bisher bin ich
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