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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir
Autoren: Berte Bratt
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aufregend, daß der Professor mich immerhin untersuchen will.“
    „Nun wollen wir schlafen, Katja. Weißt du, ich kenne ein Spiel, bei dem man furchtbar schläfrig wird.“
    „Was ist das?“
    „Ja, hör mal zu: Versuche ein Mittagessen zusammenzustellen, bei dem alle Gerichte mit ein und demselben Buchstaben anfangen. Ich fange an: Auberginensuppe, Austern, Auerhahn, Ananas. Jetzt du mit B.“
    „Blumenkohlsuppe, Be… Be… gibt es einen Fisch mit B? Barsch vielleicht. Aber du, den mag ich nicht sehr gern. Beefsteak, Buttercremetorte…“
    Nun dachte sich Nina hartnäckig Gerichte mit C aus, und dann schliefen sie beide, ehe Katja noch mit dem Menü fertig war, das mit Fischsuppe und Flundern anfing.
    Eine aufregende Stunde in einem Wartezimmer mit Stahlmöbeln und vielen Illustrierten auf dem Tisch. Onkel Johann und Nina sahen sich an, sahen auf die Uhr, waren zu nervös, um reden zu können. Gunnar war mit Katja beim Professor drinnen.
    Endlich! Endlich!
    Katjas kleines Frätzchen war ganz ernst. Gunnar bat Onkel Johann, mit zum Professor hineinzukommen. „Na, Katja“, flüsterte Nina.
    „O doch, ich komme heute nachmittag in die Klinik. Du glaubst gar nicht, wie nett der war. Er ist einmal in Dänemark gewesen, und er konnte ,sö pie’ sagen und ,wa koster de’ und ,mange tak’. Ich mußte ja so lachen. Er hat lange mit Gunnar gesprochen, und ich habe mich furchtbar geärgert, daß ich kein Piepschen verstand. Aber ich muß unbedingt wenigstens ein paar Wörter lernen, ehe ich in die Klinik komme.“
    Nina holte aus ihrem spärlichen deutschen Wortschatz hervor, was Katja nach ihrer Meinung brauchen könnte, und als Onkel Johann und Gunnar aus dem Sprechzimmer des Professors kamen, sagte Katja: „Danke schön“ und „bitte“, „trinken“, „essen“, „Kopfkissen“ und „Becken“. „Das ist vor allem das wichtigste“, lachte Katja. „Das brauche ich bestimmt, das weiß ich.“
    Gunnar hatte die Aufgabe, Katja am nächsten Tag in die Klinik zu bringen. Er war es, der anderthalb Stunden auf einem weißen Krankenhausflur sitzen und unverwandt die Tür anstarren mußte, die sich hinter Katja und einer Krankenschwester geschlossen hatte. Und es war ein müder, zerschlagener Gunnar, der ins Hotel zurückkehrte, wo Onkel Johann und Nina in der Halle saßen und warteten… warteten…
    Gunnar lächelte matt. „Wir wissen noch gar nichts. Der Professor hat nicht viel gesagt, aber er sah zufrieden aus.
    Er sagte nur, die Operation wäre jedenfalls nicht als mißlungen anzusehen. Er meinte, auf alle Fälle würde sie auf dem einen Auge eine ganze Menge unterscheiden können. Das andere wäre hoffnungslos.“
    Es kamen lange Tage des Wartens, Tage, in denen die kleine Katja geduldig und unbeweglich in ihrem Bett in einem dunklen Zimmer auf dem Rücken lag. Es stellte sich heraus, daß eine von den Krankenschwestern in Schweden gewesen war, und sie verstand so einigermaßen die wenigen Worte, die Katja sprach.
    Gunnar war der einzige, der die Erlaubnis erhielt, sie zu besuchen, und zwar täglich nur eine ganz kurze Zeit. Katja fragte nach nichts. Sie lag nur da und sah so rührend aus in ihrem Krankenhausbett, daß Gunnar die größte Mühe hatte, einen Kloß im Hals hinunterzuschlucken.
    Onkel Johann war unvergleichlich. Er tat alles, um ihnen die langen und bangen Wartetage zu verkürzen.
    „Geht jetzt ins Deutsche Museum“, sagte er eines Tages. „Nein, ihr müßt ohne mich fertig werden. Ich habe es gesehen, und ich bin über das Alter hinaus, daß ich mich stundenlang im Museum herumtreiben möchte.“
    „Macht einen Ausflug zum Tiergarten Hellabrunn“, sagte er an einem anderen Tag. „Ach, tut doch bloß nicht so, als wolltet ihr mich mithaben, ihr beiden Heuchler! Ihr seid ja so froh, wenn ihr allein sein dürft.“
    Täglich schob er sie ab, und so geschah es, daß Gunnar und Nina eine Menge von der schönen, alten Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten zu sehen bekamen. Nina schickte Ansichtskarten nach Hause und Gunnar Grüße an seine Mutter, und sie warteten… warteten…
    „Ich komme mit in die Klinik“, sagte Nina eines Tages. „Ich kann doch wohl draußen auf dem Korridor warten. Da brauchst du nicht ganz bis zum Hotel zurückzukommen. Wir können von da aus gleich nach Nymphenburg fahren.“
    Aber als sie in die Klinik kamen, lag ein Bescheid für Gunnar beim Pförtner. Er solle sich so bald wie möglich beim Professor melden.
    Nina saß auf dem Korridor, und dann kam der
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