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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin
Autoren: Agatha Christie
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Sache tatsächlich nicht geheuer.«
    Mr Satterthwaite hüstelte leicht.
    »Darf auch ich mich dazu äußern? Mr Babbington e r krankte kurze Zeit nach seinem Eintreffen und unmitte l bar nach dem Genuss seines Cocktails. Da ich neben ihm saß, habe ich zufällig bemerkt, wie er beim Trinken das Gesicht verzog. Ich dachte, es geschähe, weil er an Coc k tails nicht gewöhnt sei. Doch angenommen, Mr Babbin g ton hat wirklich Grund gehabt, Selbstmord zu begehen! Das erscheint mir durchaus möglich, wohingegen mir die Vermutung eines Mordes lächerlich vorkommt. Es b e steht die Möglichkeit, wenngleich nicht die Wahrschei n lichkeit, dass der Pfarrer unbemerkt irgendetwas in sein Glas schüttete. Noch ist in diesem Zimmer nichts fortg e räumt worden. Die Cocktailgläser stehen noch an ihrer alten Stelle. Aus diesem Glas hier hat der Pfarrer getru n ken. Ich schlage vor, dass Sir Bartholomew in aller Stille eine Analyse machen lässt.«
    Der Arzt erhob sich und nahm das betreffende Glas an sich. »Einverstanden«, erklärte er. »So weit bin ich einve r standen, Charles. Im Übrigen aber wette ich zehn Pfund gegen eins, dass der Chemiker in dem Glas nichts anderes findet als erstklassigen Gin und Wermut.«
    »Ich nehme die Wette an.« Und dann setzte Charles Cartwright mit kläglichem Lächeln hinzu: »Teilweise bist du schuld an meinen Gedankengängen, Tollie.«
    »Ich?«
    »Ja. Mit deinem Reden über Verbrechen. Du sagtest heute Vormittag, dieser Hercule Poirot sei ein Unruh e stifter; wohin er ginge, zöge er Verbrechen nach sich. Und kaum hat er mein Haus betreten, so erleben wir e i nen jähen Tod. Kein Wunder, dass meine Gedanken sich sofort mit Mord beschäftigen!«
    »Ob wir…«, begann Mr Satterthwaite und brach nach diesen beiden Worten ab.
    »Ja, ich habe es auch bereits erwogen. Was hältst du d a von, Tollie? Dürfen wir seine Ansicht einholen? Es ist eine Frage der Etikette.«
    »Ich kenne die ärztliche Etikette, mein Freund; aber von der in Detektivkreisen üblichen Etikette habe ich keine Ahnung.«
    »Einen professionellen Sänger darf man nicht auffo r dern zu singen«, murmelte Mr Satterthwaite. »Darf man aber einen professionellen Detektiv auffordern, Detekti v arbeit zu leisten?… Eine kitzlige Sache!«
    In diesem Augenblick klopfte es leise an die Tür. Dann erschien Hercule Poirots Gesicht mit einem Ausdruck, der um Verzeihung zu bitten schien.
    »Kommen Sie herein, mein Bester!«, rief Sir Charles. »Wir sprachen gerade von Ihnen. Ein Whisky gefällig?«
    »Verbindlichsten Dank. Höchstens ein Glas Fruch t saft.«
    Doch das fehlte in der Reihe von Sir Charles’ trinkb a ren Flüssigkeiten. Er nötigte den Gast in einen bequemen Sessel und steuerte dann ohne Weiteres auf den Ker n punkt los.
    »Wir sprachen gerade von Ihnen, Monsieur Poirot«, sagte er, »und von dem traurigen Vorfall, dessen Zeuge Sie wurden. Rund heraus: Hatten Sie das Gefühl, es sei etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen?«
    Der kleine Belgier zog die Brauen hoch. »Wie meinen Sie das?« Bartholomew Strange übernahm an Cartwrights Stelle die Antwort.
    »Im Kopf meines Freundes spukt die Idee herum, dass der Pfarrer ermordet wurde.«
    »Und Sie glauben das nicht?«
    »Wir möchten gern Ihre Ansicht hören, Monsieur Po i rot.«
    »Er erkrankte allerdings sehr plötzlich«, meinte Hercule Poirot gedehnt. »Auffallend plötzlich.«
    »Ganz recht.« Und nun erklärte Mr Satterthwaite die Theorie des Selbstmordes und seine eigene Anregung, das Cocktailglas chemisch untersuchen zu lassen.
    »Das kann nicht schaden«, stimmte der Detektiv zu. »Als gründlichem Kenner der menschlichen Natur scheint es mir freilich höchst unwahrscheinlich, dass j e mand den Wunsch gehabt haben könnte, diesen reize n den alten Herrn beiseitezuschaffen. Und Selbstmord? Non, non, Messieurs! Sie gestatten gütigst, dass ich mich über diese beiden Punkte noch etwas näher äußere. Sehen Sie, einen Mann mit einem Cocktail zu vergiften, einem von vielen, die gemeinsam auf einem Tablett herumg e reicht werden – eh bien, das ist technisch ungemein schwierig. Und wenn der alte Herr Selbstmord plante, glaube ich nicht, dass er ihn auf einer Gesellschaft ausg e führt hätte. Das würde eine Rücksichtslosigkeit gege n über den anderen Gästen bedeutet haben, und Mr Ba b bington machte auf mich den Eindruck eines sehr tak t vollen, feinfühligen Menschen.« Er schwieg ein Weilchen und setzte dann hinzu: »Da haben Sie die von mir erbet e ne
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