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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin
Autoren: Agatha Christie
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schäbiger Kleidung, ein Landstreicher offenbar, habe ihm das Telegramm zur Besorgung anvertraut und dabei g e sagt, es sei ihm durch eine ›verrückte Dame‹ zusammen mit einem Geldstück aus einem Fenster des ›Hauses am Park‹ zugeworfen worden. Der Unbekannte hätte sich gefürchtet, in eine vielleicht nicht ganz geheure Sache verwickelt zu werden, und wäre deshalb, nachdem er Geld und Telegramm dem Kleinen ausgehändigt habe, in entgegengesetzter Richtung davongelaufen.
    Sofort leitete Inspektor Crossfield eine Fahndung nach diesem Mann ein. Da aber in der Zwischenzeit nichts mehr getan werden konnte, kehrten Poirot und Mr Sa t terthwaite nach London zurück. Die Uhren zeigten Mi t ternacht an, als Sir Charles sie auf dem Bahnsteig in Empfang nahm, von wo sie zu dritt zu Poirots Hotel fuhren und die Sachlage erörterten.
    »Mon ami«, sagte Hercule Poirot, »nur eins vermag di e ses Rätsel zu lösen: die kleinen grauen Zellen des Hirns. Kreuz und quer durch England zu jagen, zu hoffen, dass diese oder jene Person uns sagen wird, was wir wissen wollen – solche Methoden sind dilettantisch und ung e reimt. Die Wahrheit kann nur von innen hervorbrechen. Daher bitte ich Sie, mir vierundzwanzig Stunden Zeit zu gewähren, die ich mit Denken zubringen will.«
    Sir Charles wiegte lächelnd den Kopf.
    »Wird Denken Ihnen das offenbaren, was diese Frau, hätte sie nicht der Tod ereilt, uns offenbart haben wü r de?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Nun, ich halte es für ziemlich unmöglich. Indes mü s sen Sie nach eigenem Gutdünken verfahren, Monsieur Poirot. Ich jedenfalls bekenne mich geschlagen. Auße r dem habe ich jetzt andere Dinge im Kopf.«
    Wenn er etwa gehofft hatte, man würde ihn nach diesen anderen Dingen fragen, so erlebte er eine Enttäuschung. Mr Satterthwaite stutzte zwar ein wenig, aber Poirot ließ sich nicht aus seinen Gedankengängen reißen.
    »Es ist spät, und ich bin müde«, fuhr Cartwright mit e i nem unterdrückten Gähnen fort. »Gute Nacht also, Mo n sieur Poirot. Doch halt – noch etwas: Ich mache mir So r gen um Miss Wills.«
    »Was ist mir ihr los?«
    »Sie ist fort.«
    »Wie?«
    »Ja, sie ist fort, und niemand weiß, wohin. Nachdem ich Ihr Telegramm erhalten und nochmals über alles nachg e dacht hatte, festigte sich meine Überzeugung, dass diese Frau etwas vor uns verheimlichte. Ich wollte nochmals mein Heil bei ihr versuchen, fuhr zu ihrer Wohnung und hörte, Miss Wills sei vormittags in die Stadt gegangen und habe abends ein Telegramm geschickt, dass sie einige Tage fortbleiben würde; man solle sich nicht ängstigen.«
    »Ängstigte man sich trotzdem?«
    »Ja, sehr sogar. Sie hatte ja keinerlei Gepäck mitg e nommen.«
    »Sonderbar«, murmelte Hercule Poirot. »Aber ich habe sie gewarnt. Ich habe alle und jeden gewarnt. Erinnern Sie sich, wie ich wieder und wieder mahnte: ›Sprechen Sie!‹«
    »Ja, ja. Meinen Sie, dass auch sie…«
    »Ich habe eine Idee – eine schwache Idee zwar, und deshalb noch nicht reif, um erörtert zu werden.«
    »Erst der Butler Ellis… jetzt Miss Wills. Wo ist Ellis? Unglaublich, dass die Polizei ihn nicht aufspürt!«
    »Ellis wird nie wieder lebendig gesehen werden.«
    »Mein Gott«, brach Sir Charles los, »es ist ein Albdruck, vollkommen wirr und unverständlich!«
    »Nein, nein. Es ist im Gegenteil durchaus logisch. Ich, mit meinem sachlichen Hirn, erkenne das.«
    »Und was für ein Hirn habe ich?«, fragte Charles Cart w right etwas beleidigt.
    »Sie haben des Schauspielers Hirn, Sir Charles, schöpf e risch, originell, immer dramatische Werte sehend. Mr Satterthwaite hingegen hat das Hirn des Theaterbes u chers; er beobachtet die Charaktere, besitzt Gefühl für die Atmosphäre. Ich aber habe das prosaische Hirn. Ich sehe nur die Tatsachen, ohne dramatischen Pomp oder thea t ralische Effekte.«
    »Dann sollen wir es Ihnen überlassen?«
    »Ich bitte darum. Für vierundzwanzig Stunden.«
    »Viel Glück also, Monsieur Poirot. Schlafen Sie gut.«
    Als sie zusammen die Hotelhalle durchschritten, sagte Cartwright zu Mr Satterthwaite: »Das Kerlchen platzt nächstens vor Aufgeblasenheit!« Es klang sehr kühl. Und Mr Satterthwaite lächelte. Die Starrolle! Das war es…
    »Was meinten Sie, als Sie sagten, Sie hätten andere Di n ge im Kopf?«, lenkte er ab.
    »Oh… Egg und ich, wir…«
    »Das freut mich«, fiel Satterthwaite verständnisvoll ein. »Meine aller-, allerherzlichsten Glückwünsche.«
    »Natürlich bin ich Jahre zu alt für
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