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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin
Autoren: Agatha Christie
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sonderbar.«
    »Cartwright ist mein Künstlername, den ich schließlich mit behördlicher Genehmigung auch im bürgerlichen Leben führen durfte.«
    »Und Ihr wirklicher Name?«
    »Nein, ich kann ihn nicht nennen. Er ist grässlich und komisch.«
    »Bitte, bitte, sagen Sie ihn mir.«
    »Auf keinen Fall«, erklärte Sir Charles fest.
    »Bitte, bitte!«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Sie würden lachen, Egg.«
    »Nein, ich werde nicht lachen. Verraten Sie ihn mir doch! Bitte, bitte, bitte!«
    »Was Sie für ein hartnäckiges Geschöpf sind, Egg. W a rum wollen Sie ihn denn erfahren?«
    »Weil Sie ihn mir verheimlichen wollen.«
    »Oh, Sie süßer Kindskopf!«, sagte Cartwright etwas schwankend.
    »Ich bin kein Kindskopf.«
    »Nein?«
    »Sagen Sie es«, wisperte Egg weich.
    Ein kummervolles und gleichzeitig schalkhaftes Lächeln zuckte um Cartwrights Mund.
    »Also meinetwegen. Mein Vater hieß Mugg.«
    »Wirklich?«
    »Wahr und wahrhaftig.«
    »Hm… das ist ein bisschen katastrophal. Als Mugg durchs Leben zu laufen…«
    »Als Mugg würde ich es als Künstler nicht weit gebracht haben. Ich entsinne mich«, sagte Sir Charles träumerisch, »dass ich mit der Idee tändelte, mich Ludovic Castiglione zu nennen, aber schließlich ließ ich es bei der britischen Alliteration Charles Cartwright bewenden.«
    »Charles ist echt?«
    »Ja. Dafür sorgten meine Paten.« Er zögerte. »Egg… warum sagen Sie nicht einfach Charles zu mir und lassen das Sir fallen?«
    »Wenn Sie Wert darauf legen.«
    »Gestern haben Sie mich so genannt. Als… als Sie dachten, ich sei tot.«
    »Ach, gestern!« Sie gab sich Mühe, die beiden Worte möglichst schnippisch herauszubringen.
    Charles Cartwright holte tief Atem. »Egg, irgendwie mutet mich diese ganze Mordaffäre unwirklich an. B e sonders heute erscheint sie mir fantastisch. Ich… ich… Verdammt, warum denn auf den Busch klopfen?… Ich habe auf der Bühne so oft den Hof gemacht, dass ich im wirklichen Leben schüchtern und unbeholfen bin… Egg, bin ich es, oder ist es der junge Manders? Ich muss es wissen. Gestern Abend dachte ich, dass ich es sei.«
    »Sie haben Recht gehabt…«
    »Egg, du angebeteter Engel!«, rief Sir Charles.
    »Charles, Charles, Sie können mich doch nicht auf e i nem Kirchhof küssen!«
    »Ich werde dich küssen, wo es mir gefällt.«
     
    »Wir haben nichts herausgefunden«, sagte Egg Lytton Gore später, als sie wieder nach London zurückfuhren.
    »Unsinn! Wir haben das einzig Wertvolle herausgefu n den. Was kümmern mich tote Seelsorger oder tote Do k toren? Du bist das Einzige, worauf es ankommt… B e denke, mein Liebling, dass ich dreißig Jahre älter bin als du. Glaubst du wirklich, dass das nichts ausmacht?«
    »Sei nicht albern… Ich möchte gern wissen, ob die be i den anderen etwas ausgekundschaftet haben.«
    »Ich wünsche und gönne es ihnen«, sagte Charles Cartwright großmütig.
    »Du warst doch früher so eifrig bei der Sache.«
    Aber Sir Charles spielte nicht mehr die Rolle des Dete k tivs.
    »Früher ist nicht jetzt, mein Liebling. Ich trete die Au f gabe an unseren kleinen Schnauzbart ab. Es ist ja sein Fach.«
    »Meinst du, dass er wirklich weiß, wer die Verbrechen beging?«
    »Vermutlich hat er keine Ahnung. Aber er muss ja se i nen viel gepriesenen Ruf aufrechterhalten.«
    Egg erwiderte nichts.
    »Woran denkt mein Kleines?«, fragte Cartwright zär t lich.
    »Ich denke an Miss Milray Sie benahm sich so seltsam, als ich bei dem Zeitungsverkäufer mit ihr zusammenpral l te. Sie sagte, dass sie nicht wisse, was sie tun solle.«
    »Unsinn!«, lachte Cartwright auf. »Diese tüchtige Maid weiß immer, was sie zu tun hat.«
    »Sei doch ernsthaft, Charles. Glaube mir, es klang ganz verängstigt und besorgt.«
    »Egg, mein Herzblatt, was gehen mich Miss Milrays Sorgen an? Was geht mich überhaupt an, außer dir und mir?«
    »Augenblicklich die Straßenbahn und die Autobusse. Ich möchte nicht gern Witwe werden, bevor ich übe r haupt Gattin war.«
    Zum Tee trafen sie in Cartwrights Wohnung ein, wo Miss Milray ihnen entgegenkam.
    »Es ist ein Telegramm für Sie eingetroffen, Sir Charles.«
    »Danke, Miss Milray.« Er lachte, ein scheues, knabe n haftes Lachen. »Hören Sie: Sie sollen die Neuigkeit als Erste erfahren. Miss Lytton Gore und ich werden heir a ten.«
    Eine Pause.
    »Oh… ich bin sicher«, stammelte die Sekretärin,»… bin sicher, dass Sie sehr glücklich sein werden.«
    Egg fiel der gepresste Ton auf. Doch ehe sie darüber
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