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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted
Autoren: Cassie Alexander
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Flurs. Vielleicht fanden die Kinder von nebenan ihn ja
irgendwie toll.
    Schon komisch, wie viel man in jemandes Leben
reininterpretieren kann, obwohl man überhaupt nichts über ihn weiß.
    Â»Ã„h, ich … Also, einer der älteren Mieter hier … er
ist in einem kritischen Zustand.« Was eine leichte Untertreibung war. »Hat er
vielleicht Verwandte? Jemanden namens Anna?« Als ich den Namen nannte, zuckten
ihre Augen.
    Â»Nicht, dass ich wüsste.« Ihre Augen wurden noch
schmaler. »Sind Sie vom Krankenhaus?«
    Ich nickte, auch wenn ich abgesehen von einem Paar
Latexhandschuhen in meiner Brusttasche nichts bei mir hatte, um das zu beweisen.
So viel zu Krankenschwestern und Backenhörnchen.
    Ich streckte ihr einen schlaffen Handschuh entgegen.
»Ich brauche seine Notfallkontakte. Vielleicht könnten Sie …«, setzte ich an
und hoffte, dass sie den Rest selbst ergänzen würde.
    Â»Ja, ja, das kenne ich aus Dr. House . Wenn ich Sie nicht
reinlasse, brechen Sie später einfach ein.«
    Mit einem Quietschen und Klicken des Metalls schloss
sie die Tür auf. Ich zog inzwischen die blauen Latexhandschuhe an.
    Â»Vielen Dank für Ihre Unterstützung«, sagte ich dann.
    Â»Seine Miete ist noch bis zum Fünfzehnten bezahlt.
Danach schmeiße ich ihn raus. Und sagen Sie ihm, dass ich seine Sachen nicht
einlagern werde.«
    Â»Werde ich tun.«
    Wieder musterte sie mich abschätzend. »Warten Sie.«
Sie ließ mich mitten in der Tür stehen und kam dann mit drei braunen Briefumschlägen
zurück, auf denen jeweils diese Adresse hier stand. Einer ging an Andrei
Tarkovsky, einer an Novaya Zemlya und der dritte an Trofim Lysenko, alle in
unterschiedlicher Handschrift adressiert.
    Â»Ich weiß, dass da oben keine drei Leute leben. Aber
ich bin nicht neugierig. Deswegen zahlen mir die Leute auch gerne Miete.«
    Ich hatte den Verdacht, dass sie nicht der Typ war,
der es einfach durchgehen lassen würde, wenn da oben wirklich drei Leute lebten,
die Miete aber nur eine Person abdeckte. Schnell schob ich mir die Umschläge in
die Tasche, und sie ließ mich ins Haus.
    Â»Falls sie irgendwelche seltsamen Pilze finden, will
ich es gar nicht wissen.« Sie zögerte kurz und schien nachzudenken. »Okay, ich will es vielleicht
wissen, aber sagen Sie es nicht den anderen Mietern.« Ich nickte, woraufhin sie
endlich von der Tür zurücktrat. »Der Kerl zahlt immer pünktlich seine Miete,
aber irgendetwas stimmt nicht mit dem, verstehen Sie?«
    Wieder nickte ich. Damit hatte sie schließlich recht.
    Â 
    Während ich die
durchgetretenen Stufen hinaufging, vorbei an Wohnungstüren, hinter denen laute
Kinder und noch lautere Fernseher brüllten, kam mir der Gedanke, dass ich wohl
dankbar sein sollte für Dr. House . Ich hatte die Serie nicht mehr sehen können,
nachdem ich mit der Schwesternschule angefangen hatte und es mit echten
Krankenhäusern zu tun bekam. Von da an war die Vorstellung, ein Arzt würde
selbst Laborproben nehmen oder die Beutel an einem Tropf austauschen, einfach
lächerlich. Die wussten ja nicht einmal, wie die Pumpen funktionierten.
    Ich erreichte Mr. Novembers Wohnung und klopfte.
»Hallo?« Ich drückte auf die Klinke, die Tür war nicht verschlossen. Machte ein
Vampir sich überhaupt die Mühe, seine Tür zu verschließen? Wahrscheinlich würde
er sich sogar über einen Besuch der Zeugen Jehovas freuen. In dieser
Nachbarschaft waren die wohl eher selten, aber ein Vampir durfte ja wohl noch
träumen, oder?
    Ich schob eine Hand durch den Türspalt und drückte
auf den Lichtschalter. Die wenigen funktionierenden Lampen beleuchteten die Art
von ungestörtem Schmutz, die nur pünktlich zahlenden Mietern vorbehalten ist.
Der Eingangsbereich wurde von einem niedrigen Tisch dominiert, auf dem sich
diverser Kram angesammelt hatte. Um ihn herum zogen sich Spinnweben wie einsame
Neuronen, die Gesellschaft suchen, und eines wusste ich damit sicher – Mr.
November hatte keine Stauballergie gehabt.
    Â»Hallo?«, rief ich wieder und wandte mich nach
rechts, wo ich eine kleine Küche mit einem uralten Kühlschrank entdeckte. Ich
zog den Hebel und spähte hinein.
    Böser Fehler. Dort lagen haufenweise Tüten mit
Katzen, die sich in verschiedenen Stadien der Verwesung befanden, aber alle ordentlich
aufgestapelt und etikettiert waren, so als hätte gerade
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