Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
ihr Gesicht war taub.
    »Und was ist, wenn Amys Wagen nicht anspringt? Wenn etwas mit dem Motor nicht stimmt...«
    »Tu das nicht! Gary!« Sie konnte ihn jetzt nicht mehr sehen. Sein Licht war erloschen, verschluckt vom Sturm. Schnee peitschte ihr ins Gesicht.
    »Niemand weiß, wo du bist, nicht wahr? Das war nicht sehr klug von dir, Libelle. Vielleicht brauchst du doch jemanden, der sich um dich kümmert.«
    Gillian rang mit offenem Mund nach Luft. Sie versuchte, einen Schritt zu machen, und der Wind stieß sie gegen etwas Hartes. Einen Grabstein.
    Das war es, wovor sie Angst gehabt hatte. Dass ihr Engel sich gegen sie wenden, dass er versuchen würde, sie zu zerstören. Aber jetzt, da es geschah, wusste sie, was sie tun musste.
    Aus dem Sturm heraus erklang Garys Stimme. »Was ist, wenn ich einfach weggehe und dich für ein Weilchen allein lasse?«
    Gillians Augen tränten, und die Tränen gefroren auf ihren Wimpern. Es war schwer, Luft zu bekommen. Aber sie riss sich zusammen, klammerte sich an den Grabstein und brüllte.
    »Das wirst du nicht tun! Du weißt, dass du es nicht tun wirst...«
    »Wie kann ich das wissen?«
    Sie antwortete mit einer Frage und musste schreien, um den Wind zu übertönen. »Warum hast du David nicht getötet?«
    Ihre einzige Antwort war der heulende Wind.
    Gillians Sicht schwand. Die Kälte schmerzte. Sie versuchte, sich weiterhin an den Grabstein zu klammern, aber ihre Hände waren taub. »Du konntest es nicht tun, Gary! Du konntest keinen Menschen töten! Als es hart auf hart kam, konntest du es nicht tun! Und das ist der Grund, warum ich es weiß.«
    Sie wartete. Zuerst dachte sie, sie hätte sich geirrt. Und er hätte sie im Sturm allein gelassen.
    Dann stellte sie fest, dass der Wind erstarb. Die Schneeverwehungen wurden dünner. Lösten sich auf. In der leeren Luft formte sich ein Licht. Angel -nein, Gary - stand dort. Sie konnte ihn deutlich sehen. Sie konnte sogar sehen, was in seinen Augen war.
    Bitterkeit. Wut. Aber auch so etwas wie ein Flehen. »Aber ich habe es getan, Gillian. Das ist genau das, was ich getan habe. Ich habe jemanden getötet.«
    Gillian tat einen Atemzug; sie sog schnell die Luft ein und ließ sie mit einem langen Seufzer wieder heraus. Oh. Oh... das war schlimm.
    Aber es gab vielleicht eine Rechtfertigung. Ein Kampf. Notwehr.
    Leise fragte sie: »Wen?«
    »Kannst du es nicht erraten? Paula Belitzer.«
     

16. Kapitel
    Gillian stand da, als sei ihr über und über mit Schnee gepuderter Körper zu Eis geworden. Denn es war das Schlimmste, das Allerschlimmste, das sie sich nur hatte vorstellen können.
    Er hatte ein Kind getötet.
    «Das kleine Mädchen, das vor einem Jahr verschwunden ist«, flüsterte sie. »Auf der Hillcrest Road.«
    Das Mädchen, an das sie - völlig gegen jede Vernunft - gedacht hatte, als sie das Weinen hörte.
    »Ich habe einen Zauber bewirkt«, erklärte Gary. »Einen starken; ich hatte eine rasche Auffassungsgabe. Es war ein elementarer Feuerzauber - daher war ich draußen im Wald. Im Schnee, wo nichts verbrennen würde. Und dann tauchte sie auf; sie rannte hinter ihrem Hund her.«
    Er starrte ins Leere, und sein Gesicht war totenbleich. Jetzt wirkte er selbst wie ein Gejagter. Aber Gillian wusste, dass er im Augenblick nicht bei ihr war; er war weit fort, bei Paula.
    »Sie haben den Kreis durchbrochen. Es ging alles so schnell. Das Feuer war überall - nur ein einziges weißes Aufzüngeln, wie ein Blitz. Und dann war es fort.« Er hielt inne. »Der Hund ist davongekommen. Aber sie nicht.«
    Gillian schloss die Augen und versuchte, sich das Geschehen nicht vorzustellen. »Oh Gott.« Und dann fügte sie hinzu: »Oh, Gary...«
    »Ich habe ihren Leichnam in meinen Wagen gelegt. Ich wollte sie ins Krankenhaus bringen. Aber sie war tot. Und ich war - verwirrt. Also habe ich schließlich angehalten. Und sie im Schnee vergraben.«
    »Gary...«
    »Ich bin nach Hause gefahren. Dann bin ich zu einer Party gegangen. Damit du weißt, welche Art von Mensch ich war. Ein Partylöwe. Es ging mir nur um Spaß und um mich, mich, mich. Darum ging es sogar für mich als Hexer.« Zum ersten Mal nahm sie ein Gefühl in seiner Stimme wahr, und Gillian erkannte es. Selbsthass.
    »Und auf der Party habe ich mich furchtbar betrunken.«
    Oh. Plötzlich verstand Gillian. »Du hast es nie jemandem gesagt.«
    »Auf dem Heimweg habe ich meinen Wagen um einen Baum gewickelt. Und das war's.« Er lachte, aber es war kein Lachen. »Plötzlich bin ich im Niemandsland.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher