Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet
Autoren: C.J. Daugherty
Vom Netzwerk:
herausreißen. Rußgeschwärzte Holzpaneele lehnten an der Wand und warteten auf ihren Abtransport. Daneben wurde gerade ein angekokelter Schreibtisch entsorgt. Arbeiter kamen und gingen und verbreiteten emsige Betriebsamkeit. Baugerüste türmten sich vor den Wänden und bildeten ein silbernes Gitter.
    Am anderen Ende des Gangs sah es besser aus. Der Speisesaal war unversehrt, und der Aufenthaltsraum sah aus wie vor dem Brand.
    Der Rittersaal war zwar in gutem Zustand, aber so voller Möbel, dass sie sich nur mit Mühe hineinquetschen konnten. Offensichtlich wurden hier die Möbel aus den Räumen gelagert, die gerade renoviert wurden.
    Rachel schlüpfte vorsichtig an den Beinen eines Stuhls vorbei, der umgekippt unter einem Schreibtisch lag. »Ich hab mich schon gefragt, wo sie die ganzen Möbel hingetan haben …«
    Sie hatte den Satz noch nicht vollendet, da flog die Tür auf, und Sylvain stürzte herein. Er schleppte einen großen, schweren, zusammengerollten Orientteppich und war so darauf konzentriert, seine sperrige Fracht durch die Tür zu bugsieren, dass er die beiden zuerst gar nicht bemerkte. Doch dann sah er auf, und seine strahlend blauen Augen begegneten denen von Allie. Sylvain war so perplex, dass er das Gleichgewicht verlor, und der Teppich gefährlich ins Schlingern geriet. Allie und Rachel duckten sich weg, während Sylvain versuchte, die Kontrolle über den Teppich wiederzuerlangen, und ihn schließlich mit einem staubig-dumpfen Knall zu Boden plumpsen ließ.
    In der anschließenden Stille bemerkte Allie, dass ihm die dunklen, welligen Haare in die Stirn fielen und seine sonnengebräunte Haut vor Anstrengung glänzte.
    Wieso fällt mir das auf?
    Sie zuckte beinahe zusammen, als Rachel sprach.
    »Hi, Sylvain. Wir wollten dich nicht erschrecken.«
    »Hallo, Rachel. Schön, dass du wieder da bist.«
    Als sie seine vertraute Stimme mit dem eleganten französischen Akzent hörte, wurde Allie von Gefühlen übermannt, für die sie keinen Begriff hatte. Als hätte sie sich bewegt – und das hatte sie ganz bestimmt nicht –, drehte er sich zu ihr um.
    »Hallo, Allie«, sagte er leise.
    »Hey, Sylvain.« Sie schluckte nervös. »Ich … ich … äh … Wie geht’s dir?«
    »Es geht mir gut.«
    Sein merkwürdig förmlicher Tonfall ließ ihn kultivierter klingen, als man es bei einem Siebzehnjährigen vermutet hätte. Damals, als sie sich kennengelernt hatten, hatte ein Wort von ihm genügt, und Allie war dahingeschmolzen.
    Aber das ist lange her.
    »Und wie geht es dir?«, fragte er. Während sie sich verlegen weiterunterhielten, wich Rachel Richtung Tür zurück.
    »Ich geh nur mal schnell …«, sagte sie vage und lief hinaus. Als sie weg war, versuchte Allie, Sylvains zurückhaltende Miene zu deuten.
    »Mir geht’s … ganz gut«, sagte sie, doch es schnürte ihr die Kehle zu, und sie musste heftig schlucken. »Ich hatte einfach … nie die Gelegenheit. Dir zu danken, meine ich. Nach dem Brand.« Sie machte einen Schritt auf Sylvain zu und griff nach seinem Arm. »Du hast mir das Leben gerettet, Sylvain.«
    Als sie ihn berührte, gab es einen elektrischen Funken, der ihnen beiden einen Schreck einjagte. Allie schrie auf und riss sich los. Dabei stolperte sie über den zusammengerollten Teppich. Sylvain packte ihren Arm, um sie vor einem Sturz zu bewahren, ließ dann aber schnell los und trat einen Schritt zurück.
    So hatte sich Allie ihre Begegnung ganz bestimmt nicht vorgestellt. Cool wollte sie ihm entgegentreten – und nicht wie ein Tollpatsch über Teppiche stürzen und ihm einen elektrischen Schlag versetzen – mit ihrer
Haut
!
    Ihre Wangen röteten sich. »Tut mir leid. Ich muss … dann mal los …« Sie ignorierte Sylvains enttäuschten Gesichtsausdruck und verließ fluchtartig den Raum.
    Als sie um die Ecke gebogen war und sich in Sicherheit fühlte, blieb sie stehen, lehnte sich gegen die Wand und presste die Augen zu.
    Das ging ja wohl voll in die Hose.
    Während sie die Szene immer wieder vor ihrem geistigen Auge abspielte, schlug sie rhythmisch den Hinterkopf gegen die Wand.
    »Hi, Sylvain«, murmelte sie dabei sarkastisch. »Ich bin ein Volltrottel. Und du?«
    Seufzend richtete sie sich auf und trat wieder in den Flur, wo sie geradewegs Carter über den Weg lief.
    Lachend schloss er sie in die Arme und hob sie hoch. »Hey, es ging das üble Gerücht um, du seist wieder da«, sagte er, als er sie wieder absetzte.
    Sie lehnte sich zurück, um ihn anzuschauen. Sein Hemd war mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher