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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet
Autoren: C.J. Daugherty
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fest ihre Hand.
    »Tja, dann. Denk dran: immer weiteratmen, okay?«
    Allie nickte, die Augen immer noch auf die schwere Eichentür gerichtet. Sie wusste ja, dass es nur eine ganz normale Tür war, mit einem ganz normalen Raum dahinter. Aber es war eben der Raum, in dem sie beinahe ums Leben gekommen wäre.
    Während Carter nach der Türklinke griff, studierte er ihren Gesichtsausdruck.
    »Bist du so weit?«
    Ihr pochte das Herz in den Ohren. Sie nickte.
    Die Tür schwang auf.
    »Ach du Schreck«, flüsterte sie und schlug sich die Hand vor den Mund.
    Der vordere Teil des einst wunderschönen Raums war beinahe komplett zerstört. Von dem hohen, alten Bibliothekarsschreibtisch, der vorne an der Tür gestanden hatte, war nur noch ein verkohltes Quadrat auf dem Boden übrig geblieben. Auch die hohen Bücherregale hatte es reihenweise erwischt, und ein Teil der Holzvertäfelung aus dem 18 . Jahrhundert mit ihren aufwendigen Schnitzarbeiten war nur noch Asche. Beißender Rauchgeruch lag in der Luft.
    »Sieht schlimm aus, ich weiß«, sagte Carter. »Aber glaub mir, es war noch schlimmer.«
    Ein plötzlicher Anflug von Traurigkeit überraschte Allie. Vor dem Brand war dies einer ihrer Lieblingsorte in Cimmeria gewesen. Stets überfüllt mit Schülern, die in tiefen Ledersesseln saßen, die Füße auf dem weichen Orientteppich, und die im Schein der grün beschirmten Lampen ihre Bücher lasen. Alles futsch. Die Möbel waren entfernt worden, und der nackte, versengte Boden wirkte kalt und verlassen.
    »Alles hin«, wisperte sie.
    »Als ich es das erste Mal gesehen habe, hab ich genauso reagiert«, sagte Eloise Derleth mitfühlend. Sie hatte die langen, schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und ihre Klamotten – weißes T-Shirt und Jeans – waren genauso mit Farbe bekleckert wie die von Carter. Sogar auf ihrem Brillengestell klebte Farbe.
    »Hallo, Allie«, sagte sie. »Schön, dass du wieder da bist.«
    »Eloise! Ich fasse es nicht!«, sagte Allie und wandte sich der jungen Bibliothekarin zu. Ihre Stimme bebte. »Deine schöne Bibliothek!«
    Eloise blickte mit stoischer Miene umher. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. In gewisser Weise hatten wir sogar Glück.«
    Sie lief dorthin, wo früher ihr Schreibtisch gewesen war. »Die Aufzeichnungen, die wir hier aufbewahrt haben, sind alle verloren. Das ist insofern tragisch, als sie über ein Jahrhundert zurückreichten. Aber die etwas älteren Aufzeichnungen lagern im Speicher, denen ist nichts passiert.«
    Eloise deutete auf eine Brandstelle, wo früher die Bücherregale bis unter die Decke gereicht hatten. »Hier standen die Neuerscheinungen, die hatten den geringsten Wert. Die alten griechischen, lateinischen und anderen antiquarischen Bücher standen auf der anderen Seite und haben fast alle den Brand überlebt. Ein paar von ihnen haben Wasser-oder Rauchschäden. Aber wir haben eine der besten Restauratorenfirmen weltweit engagiert, und die tun, was sie können, um die Bücher zu retten. Du siehst also«, fügte sie mit finster entschlossenem Lächeln hinzu, »es hätte schlimmer kommen können.«
    Allie sah ringsum nur Zerstörung, aber sie hielt den Mund. Sie ahnte, dass der Brand Eloise das Herz gebrochen haben musste.
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Das kriegen wir schon wieder hin. Wie kann ich dir helfen?«

[zurück]

Vier
    »Ich komm da nicht richtig ran.« Allie deutete auf eine rauchgeschwärzte Stelle der Bibliothekswand, die außerhalb der Reichweite ihrer Scheuerbürste lag. »Selbst wenn ich mich auf die Zehen stelle.«
    Bob Ellison blickte über den Rand seiner Nickelbrille. »Mach einfach so hoch, wie du kannst. Den oberen Teil der Wand und die Decken erledigen später die Leute mit den Leitern.«
    Mr Ellison war normalerweise für die Grünanlagen der Schule verantwortlich. Nun organisierte und beaufsichtigte er die Renovierungsarbeiten. Er hatte Allie dafür eingeteilt, die Wände in der Bibliothek zu schrubben, damit dort anschließend gestrichen werden konnte. Sie trug unförmige gelbe Gummihandschuhe, die ihr bis zum Ellbogen reichten, und tauchte immer wieder eine Bürste von der Größe eines Ziegelsteins in den Wassereimer vor ihr, bis eine schmutzige Brühe von der Wand auf die Abdeckplane rann.
    »Mit iPod würde das mehr Spaß machen«, grummelte sie. Auf Cimmeria war sämtliche moderne Technologie verboten – man durfte weder Computer noch Handys haben, selbst Fernseher gab es im Internat nicht.
    »Glaubst du
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