Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet
Autoren: C.J. Daugherty
Vom Netzwerk:
wirklich?«
    Allie fuhr herum, als sie die vertraute Stimme hörte. Vor ihr stand ein schlankes Mädchen mit kurzem Haar und lächelte sie schüchtern an, was eigentlich gar nicht ihre Art war.
    »Jo!« Allie ließ die Bürste in ihren Wassereimer plumpsen, dass es nur so spritzte, und stürzte auf sie zu. »Bin ich froh, dich wiederzusehen.«
    Vorsichtig abwartend, erwiderte Jo ihren Blick. »Ich war mir nicht sicher, ob du dich freust.«
    Jos Zusammenbruch am Ende des Sommertrimesters hatte Allies ohnehin wackelige Welt vollends ins Wanken gebracht. Und es war Jos Freund Gabe gewesen, der Ruth umgebracht hatte, damals auf dem Sommerball. Jo hatte bei der ganzen Sache keine gute Figur abgegeben und Gabe selbst dann noch gedeckt, als sie wusste, dass weitere Menschenleben in Gefahr waren.
    Doch Allie war selbst schon dreimal in Polizeigewahrsam gelandet. Sie kannte sich aus mit falschen Entscheidungen. »Natürlich freu ich mich.« Als sie Eimer und Bürste zu Jos Füßen bemerkte, wechselte sie rasch das Thema. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um die Ereignisse des letzten Trimesters aufzuarbeiten. »Bist du auch in der Eimer-Brigade?« Jo nickte.
    »Dann bist jetzt du mein iPod. Mr Ellison«, Allie wandte sich an den Schulgärtner, der mit seinem Klemmbrett beschäftigt war, »darf Jo mit mir zusammenarbeiten?«
    »Solange ihr genauso viel arbeitet, wie ihr quatscht, meinetwegen.« Der schroffe Ton wurde durch seinen amüsierten Blick relativiert. Allie strahlte bis über beide Ohren.
    »Ist das eine Brühe. Krass.« Jo setzte ihren Eimer ein paar Meter entfernt von Allies ab. »Seit wann bist du hier?«
    »Seit ’ner Stunde. Wir haben uns kurz umgeschaut und …« Allie wedelte mit ihrer Bürste.
    Jo streifte sich die Gummihandschuhe über. »Du bist mit Rachel gekommen?«
    »Ja – sie ist hinten bei Eloise und den Restauratoren und geht mit ihnen die Bücher durch.« Allie schrubbte in lockeren Kreisbewegungen über die Wand. »Ich glaub, sie hat den besseren Job.«
    »Aber echt«, sagte Jo. »Hey – ich hab gehört, was in London passiert ist. Alles okay bei dir?«
    »Klar. Da braucht es schon mehr als vier rasende Mucki-Macker mit Anzug, um mich fertigzumachen«, witzelte Allie.
    »Genau so reden die Leute über dich.« Jo lächelte, doch gleich darauf war ihre Miene wieder ernst. Sie senkte die Stimme und fragte: »Aber Gabe war nicht dabei, oder?«
    Entsetzt ließ Allie ihre Bürste fallen und sah Jo an.
    »Bestimmt nicht, ehrlich! Diese Typen waren älter – vielleicht so in ihren Zwanzigern oder noch älter. Gabe war garantiert nicht dabei. Ich hab die noch nie vorher gesehen.«
    »Gut.« Jo widmete sich wieder dem Schrubben und nickte beifällig, so als wäre das genau ihre Hoffnung gewesen. »Ich kann einfach den Gedanken nicht ertragen …« Ihre Stimme brach, und sie begann noch heftiger zu bürsten, mit abgewandtem Kopf, sodass Allie ihr Gesicht nicht sehen konnte.
    Gedankenverloren schrubbte Allie an ihrem Teil der Wand. Sie überlegte, was sie sagen sollte. »Hast du … nach dieser Nacht je noch mal was von ihm gehört?«
    Jo schüttelte heftig den Kopf.
    Sie sah so traurig aus, dass es Allie fast das Herz zerriss.
    Sie fragte: »Alles okay?«
    Jo hörte auf zu bürsten, doch es dauerte einen Moment, ehe sie antwortete.
    »Ich weiß nicht.« Sie sprach langsam. »Als ihr alle abgereist seid und wir hier nur noch ganz wenige waren und um mich herum alles abgefackelt war – das war schon übel. Ich hab mich einfach« – ihre Stimme war nun so leise, dass Allie sie kaum verstehen konnte – »verantwortlich gefühlt, weißt du? Als hätte ich das Ganze aufhalten können.«
    Ehe Allie recht wusste, wie sie darauf antworten sollte, fuhr Jo auch schon fort – aber ihre Stimme hatte sich verändert. Sie sprach jetzt schneller, als würde sie etwas Auswendiggelerntes wiederholen.
    »Aber Isabelle und Eloise waren total toll, und jetzt gehe ich zu dieser Therapeutin. Das hilft mir enorm. Die Leute sagen mir immer wieder, dass ich nicht der schlimmste Mensch aller Zeiten bin – trotzdem komme ich mir irgendwie … ich weiß auch nicht … na ja, eben wie der schlimmste Mensch aller Zeiten vor.«
    Ihr Lachen war so brüchig wie dünnes Eis. In diesem Moment wollte Allie ihr vergeben. Schließlich war es nicht sie gewesen, die Ruth getötet hatte. Aber sie hatte auch keinen Alarm geschlagen, als sie herausfand, was Gabe getan hatte. Nicht mal, als er Allie nach dem Leben trachtete.
    Und da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher