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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman
Autoren: Walde + Graf Verlag
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sprang er ab, zerschnitt das Wasser mit seinen Händen und verschwand. Mary schrie unfreiwillig auf vor Vergnügen – das Ganze war so vollkommen ausgeführt, einfach aufregend, fand sie. Unter viel Gelächter und Neckereien wiederholte er den Sprung immer wieder, bis er dann schnell den Strand hinauflief und im Badehaus verschwand. Mary wandte sich vom Fenster ab und betrachtete den Raum. Ihre Unzufriedenheit, eher ihr Missfallen, hatte sich aufgelöst. Sie fühlte sich warmherziger, verständnisvoller und von Sympathie erfüllt. Das Zimmer selbst fand sie jetzt erfreulich, und es entsprach ihrer Stimmung. Es war mit pfirsichfarbenem schöndrapierten, mit zartblauen Federn geschmückten Taft ausgeschlagen, dessen Falten von kleinen Zierleisten zusammengehalten wurden. Das Bett war nichts als ein flaches, breites Lager, auf dem eine Decke aus Tigerfellen lag, unter denen die Pfosten sichtbar wurden, die wie Löwenklauen geschnitzt waren. Magentarote und silberne Kissen in Lagen darüber verstreut. Die übrigen Möbel im Empirestil gehalten, einer schweren bayrischen Stilart allerdings, überzogen mit taubenblauem Damast, und die Arme der Stühle endeten in silbernen Schwanenköpfen. Marys Blick schweifte zum Toilettentisch mit seinem Taftbaldachin, auf dem Bürsten, Kämme, mit Schildplatt besetzte Dosen, rubinrote und saphirgrüne Kristallflaschen in allen Formen und kleine Emailbehälter standen, die Rouge und Cremes enthielten. Da sie Luxus liebte, sprachen alle diese schönen Gegenstände ihre Sinne an und verschafften ihr durch ihre bloße Existenz ein Glücksgefühl. Wäre sie mit Adora in diesem Haus allein gewesen, glaubte sie jetzt, hätte sie sicher eine vollkommen wunderbare Zeit durchlebt.
    Sie durchquerte den Raum und betrachtete ihr Antlitz in einem Spiegel, den zwei darüberschwebende silberne Cupidos krönten. Randolph Pettijohns Aufmerksamkeiten hatten ihrer Eitelkeit nicht geschmeichelt, aber sie war mit ihrem Spiegelbild ganz zufrieden. Die schimmernd goldbraune Farbe ihrer Haut hob sich gut von ihrem schlichten, pompeijanisch roten Seidenkreppkleid ab. Ihre Gesichtszüge waren regelmäßig, ihre braunen Augen strahlten eindrucksvoll. Ihr Haar, geteilt und über der Stirn geglättet, endete in einem kleinen Knoten über der Mulde ihres Nackens. Sie konnte sich gerechterweise wirklich nicht über ihr Aussehen beklagen. Auch ihr Ausdruck, erkannte sie jetzt mit Vergnügen, war nun leichter, unbeschwerter. Was für eine Närrin war ich doch, versicherte sie sich, all dies nicht einfach zu genießen und es für das zu nehmen, was es ist! Vielleicht werde ich nie wieder von derartiger Schönheit umgeben sein. Mary seufzte.
    Sie wandte sich um, weil sich die Tür öffnete und Adora hereinkam, eine matte, erschöpfte Adora, links auf Piqua St. Paris und rechts auf Arabia Scribner gestützt. Die Gruppe glich, wie Mary später dachte, Kleopatra, die von ihren Lieblingssklavinnen geleitet wird. Als Adora Mary sah, wurde sie wieder etwas lebendiger.
    »Ach, Mary, wir haben Sie vermisst«, rief sie. »Was machen Sie denn hier so ganz allein?«
    »Ich war müde«, erklärte Mary, »und ich kam hierher, um den Garten besser sehen zu können.«
    »Ich bin auch müde«, seufzte Adora und sank in einen Sessel, »müde von all diesen Niggern * unten. Manchmal kann ich sie einfach nicht ausstehen.«
    »Liebste Adora«, flötete Mrs St. Paris schrill und schmeichlerisch,
    »kann ich nicht etwas finden, um Ihre Knie zuzudecken?« Sie blickte sich um und sah einen zitronengelben Morgenmantel auf einem Lackparavent. Sie nahm ihn und breitete ihn über die Knie ihres Idols.
    »Meine Knie sind ganz in Ordnung«, stöhnte Adora. »Es sind die Füße …«
    Sofort ging Mrs Scribner auf die Knie und zog Adora die lästigen Satinschuhe aus.
    »Meine Füße … und ach, diese verdammten Niggaz.«
    Mary stimmte innerlich zu.
    »Sie meine ich nicht, liebe Mary« – die beiden anderen Damen blieben unerwähnt –, »Sie natürlich nicht, sondern das tintenfingrige Gesindel da unten. Einige sind schon in Ordnung, aber die meisten kommen nur, um auf meine Kosten zu saufen und zu fressen und alles auf den Kopf zu stellen. Wenn ich arm wäre, würde nicht einer von ihnen meine Nähe suchen.«
    »Aber Adora«, protestierte Mrs Scribner. »Wir würden Sie auch in einer elenden Hütte besuchen kommen.«
    »Hm«, erwiderte Adora skeptisch, während sie die Füße ausstreckte und die in Seide gehüllten Zehen bewegte. »Wie wär´s, wenn
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