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Niemalsland

Titel: Niemalsland
Autoren: Neil Gaiman
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und Kanälen entdeckt er eine unbekannte Welt voll verlorener und vergessener Seelen, die mit dem uns allen bekannten London nur einige U-Bahn-Stationen gemeinsam hat. Als Richard in sein altes Leben zurückkehren will, muß er feststellen, daß ihn keiner mehr kennt: seine Kreditkarten sind ungültig, Bekannte sehen an ihm vorbei und in seine Wohnung ziehen bereits neue Mieter ein. Er kehrt zurück ins ›Niemalsland‹ und macht sich gemeinsam mit dem Mädchen Door auf die Suche nach den Mördern der Familie des Mädchens und nach einem geheimnisvollen Schlüssel, der Rettung verspricht ...
    In seinem modernen Großstadtmärchen schickt Gaiman die Leser auf eine Odyssee durch eine parallele Gegenwelt zum Londoner U-Bahn-Netz. Der wüste, amüsante Roman ist eine tolle Mischung aus Märchen, Horror, Fantasy und Wirklichkeit.

Der Autor
    Neil Gaiman,1960 geboren, machte sich als Comicautor und als Journalistbei der Londoner Trendzeitschrift »Face« einen Namen. Seine Arbeiten, darunter »Die schwarze Orchidee« und der »Sandman«, besitzen Kultcharakter. Für seine Geschichten wurde Gaiman mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
    Im Wilhelm Heyne Verlag sind von Neil Gaiman folgende Titel lieferbar : Sternwanderer – American Gods – Anansi Bays – Coraline Weitere Infos zu Neil Gaiman im Internet unter www.neilgaiman.de

»Ich bin niemals im St. John’s Hospital gewesen. Ich traue mich nicht hin. Ich hätte Angst vor der unendlichen Nacht der Tannen, Angst davor, auf einen blutroten Blütenkelch zu treten, oder vor dem Schlagen der Adlerflügel.«
    G. K. Chesterton,
Der Held von Notting Hill

 

Prolog
    Der Abend, bevor Richard nach London fuhr, war nicht besonders gelungen.
    Anfangs hatte er sich noch gut amüsiert: Es hatte ihm Spaß gemacht, die Abschiedskarten zu lesen und sich von mehreren nicht gerade unattraktiven, jungen Damen seiner Bekanntschaft umarmen zu lassen; er hatte sich über die Warnungen vor den Nachteilen und Gefahren Londons gefreut und über einen weißen Regenschirm mit dem Plan des Londoner U-Bahn-Netzes darauf, für den seine Freunde zusammengelegt hatten; die ersten paar Gläser Bier waren ihm noch bestens bekommen, doch dann stellte er fest, daß er sich mit jedem folgenden Glas Bier bedeutend weniger gut amüsierte; bis er nun zitternd auf dem Bürgersteig vor dem Pub saß, die Vor- und Nachteile des Sich-Übergebens und Sich-nicht-Übergebensgegeneinander abwog und sich gar nicht mehr amüsierte.
    Im Pub feierten Richards Freunde weiter seine bevorstehende Abreise, mit einer Begeisterung, die Richards Meinung nach schon an Bösartigkeit grenzte.
    Angestrengt hielt er sich an dem zusammengerollten Regenschirm fest und fragte sich, ob es wirklich so eine gute Idee sei, nach London zu gehen.
    »Paß lieber auf«, sagte eine brüchige alte Stimme. »Die scheuchen dich hier weg, bevor du weißt, wie dir geschieht. Tät mich auch nicht wundern, wenn sie dich gleich einbuchten.« Zwei stechende Augen starrten ihn aus einem vogelartigen, schmutzigen Gesicht an. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, danke«, sagte Richard.
    Das schmutzige Gesicht wurde weicher.
    »Hier, armer Jung’«, sagte sie und drückte Richard ein Fünfzig-Pence-Stück in die Hand. »Wie lange bist du denn schon auf der Straße?«
    »Ich bin nicht obdachlos«, erklärte Richard verlegen und versuchte, der alten Frau ihre Münze zurückzugeben. »Bitte – nehmen Sie Ihr Geld. Es geht mir gut. Ich bin nur rausgegangen, um ein bißchen frische Luft zu schnappen. Ich fahre morgen nach London«, erläuterte er.
    Sie blickte mißtrauisch zu ihm herab, nahm dann ihre fünfzig Pence zurück und ließ sie in den Schichten von Mänteln und Tüchern verschwinden, in die sie gehüllt war.
    »In London war ich schon mal«, vertraute sie ihm an. »Ich war da verheiratet. Aber er hat nichts getaugt. Meine Mutter hat immer gesagt, ich soll nicht nach auswärts heiraten, doch ich war jung und schön, auch wenn man mir das heute nicht mehr ansieht, und ich hab’ meinem Herzen gehorcht.«
    »Ja, gewiß«, sagte Richard. Die Überzeugung, daß er sich gleich übergeben müßte, begann langsam zu schwinden.
    »Und dann hatte ich den Salat. Ich hatte kein Dach überm Kopf, ich weiß, wie das ist«, sagte die alte Frau. »Deshalb hab’ ich gedacht, du wärst auch obdachlos. Weshalb gehst du nach London?«
    »Ich hab’ da einen Job«, erzählte er ihr stolz.
    »Was für einen?« fragte sie.
    »Ähm, im Wertpapiergeschäft«, sagte
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