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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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salzig und berauschend. Es war gut, am Leben zu sein. »Sie bekommen Ihren Anteil«, sagte Steer.
    Quincys vom Whisky aufgedunsenes Gesicht verzog sich zu einer Fratze der Durchtriebenheit. »Schön, zu wissen, dass wir auf gleicher Wellenlänge sind. Die anderen Arschlöcher, die Partner von Ihrem Kumpel, haben mich stundenweise bezahlt. Nur dass sie die Fliege gemacht haben und mir noch sechshundert Eier schulden.«
    Â»Welche Arschlöcher?«
    Â»Na die Partner von Ihrem Kumpel«, sagte Quincy.
    Â»Wo sind sie?«
    Â»Haben sich aus dem Staub gemacht. Die kamen mir sowieso nicht ganz echt vor.«
    Sie blickten wieder zu Raymond hinüber. »Also ist die Sache zwischen uns abgemacht, okay?«, sagte Quincy. »Ich sorge dafür, dass euch keiner stört. Falls wer auftaucht, quatsch ich ihn voll, von wegen Angelruten ausgeworfen oder so. Was gefunden wird, wird geteilt, ohne Wenn und Aber.«
    Â»Geht doch klar«, sagte Steer.
    Idiot.
    Quincy schlich zurück zum Ruderhaus. Sie stießen durch die Dünung und Steer verlor das Interesse an der See, an Raymond und an Quincy. Er verließ das Deck, fand unten ein Taschenbuch und streckte sich damit in einer Koje aus. Später ging er mit einer Seekarte zu Quincy und vermied es, tief durchzuatmen, während Quincy ihm die Position der Eliza Dean zeigte.
    Spät an diesem Tage gingen sie in einer geschützten Bucht an der Ostseite der Hauptinsel der Cornwall Group vor Anker. Steer starrte auf die kleine Landmasse, aus seiner Sicht die geeignete Kulisse für ein Wrack, für eine Tragödie, für einen Schlusspunkt. Er sah erodierte, rote Felsspitzen, Farne, einen den Gezeiten unterworfenen Fluss zwischen Granitzacken, vom Wind gebeugte Kasuarinen, Cape-Barren-Gänse, ein paar Dunkle Sturmtaucher, Austernfischer und Strandläufer, kahle Küstenfelsen und sogar eine Seerobbe. Kälte lag in der Luft.
    Als Quincy den Trawler am Riff vorbeimanövrierte, gelang es Raymond, sich hochzurappeln. Bleich und unsicher umklammerte er die Reling. »Haben wir’s geschafft?«
    Â»Haben wir.«
    Quincy hatte Steer um eine zweite Zigarette gebeten. Er warf die Kippe auf das Deck und trat sie aus. »Los Jungs, einen über die Rah.«
    Raymond starrte ihn verständnislos an.
    Â»Zeit für einen Drink, Kleiner«, erklärte Quincy.
    Raymond stöhnte auf. »Für mich nicht.«
    Zu Steer gewandt, fragte Quincy: »Wie steht’s mit Ihnen? Bereit für einen Kurzen oder so?«
    Steer schüttelte den Kopf. »Ich passe. Nehmen Sie mal einen.«
    Â»Stört Sie also nicht, wenn ich allein einen trinke«, druckste Quincy herum und wartete und wartete.
    Steer begriff. »Tut mir leid, ich hab nichts dabei.«
    Â»Ach Kumpel«, sagte Quincy. »Regel Nummer eins: eine Flasche für den Schiffsführer.«
    Â»Hab nicht gewusst, dass ich mit Ihnen segeln werde«, sagte Steer und setzte sich in Bewegung. Er hatte diesen Komiker satt. »Muss mal ins Bad.«
    Er ging nach unten. Als er wieder an Deck erschien, trug er eine Reisetasche aus dem Haus in Warrandyte. Raymond lehnte müde an der Reling und Quincy redete mit Händen und Füßen auf ihn ein.
    Steer zog den Reißverschluss der Reisetasche auf und zog das Betäubungsgewehr heraus. Laut Beschreibung im Versandkatalog erzeugte es einen Stromschlag, der das Opfer außer Gefecht setzte, und eignete sich so für die Kontrolle größerer Menschenansammlungen und als Schutz vor Gewalttätern und aggressiven Tieren. Steer näherte sich Quincy, schoss ihm gegen den Kopf und sah zu, wie er betäubt in die kalte See fiel.
    Raymonds Kiefer klappte herunter. »Mein Gott, stopp mal, Mann.«
    Â»Sie wurde gefunden, Ray. Glaubst du etwa, ich höre keine Nachrichten?«
    Â»Wer wurde gefunden?«
    Â»Hast du gedacht, du könntest Denise einfach abknallen und damit durchkommen? Ich meine, wofür hältst du mich?«
    Â»Denise? Ich habe sie zu einem Bus gebracht — «
    Â»Was ist passiert? Wolltest du sie anbaggern und sie hat dich abblitzen lassen?«
    Raymond wich zurück, in seinen weit aufgerissenen Augen stand die nackte Angst. »Ich habe sie nicht umgebracht. Sie war lebensmüde, weißt du. Bin an einem Tag zurückgekommen und hab sie gefunden. Vielleicht hat sie ihre Waffe gereinigt und die ist losgegangen. Ich hab jedenfalls Panik geschoben und Denise begraben —
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