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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen
Autoren: Karen Rose
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lassen.«
    Aidan blinzelte, als er die Utensilien in Murphys Händen betrachtete und versuchte, sie mit der ernsten Frau auf dem Führerschein in Einklang zu bringen. »Man sollte es nicht glauben, wenn man sie sieht.«
    »So einfach ist es nie. Was hat sie in ihrer Handtasche?«
    Rasch durchsuchte Aidan die kleine Tasche. »Vier Kreditkarten, ein Handy, verschiedene Lippenstifte und einen Schlüsselbund.« Er hielt ihn hoch. »Honda, Wohnung, und noch einen kleinen Schlüssel.«
    »Zu einem Banksafe?«
    Aidan legte den Schlüsselbund in eine Tüte, während Murphy dasselbe mit den Handschellen und der Peitsche tat. »Vielleicht. Hast du Bankauszüge in der Post gesehen?«
    Murphy ging zurück zu dem Tischchen und durchsuchte den Stapel. »Sie hat keinen der Briefe aufgemacht. Hier ist einer von der Bank. Wir können ja … Nanu?« Murphy sah finster auf einen Umschlag in seiner Hand. »Den hier hat sie aufgemacht. Keine Briefmarke, kein Absender.« Er holte ein Foto aus dem Umschlag und betrachtete es grimmig. »Wieder eine tote Frau. Die hier liegt im Sarg.« Er reichte es Aidan. »Schau mal auf ihre Hände.«
    Ein Prickeln lief Aidan den Rücken herab. »Sie hält eine Lilie. Und sie sieht aus wie die, die am Galgen gebaumelt hat.« Er nahm sich einige Briefe von dem Stapel und sortierte sie. Innerhalb weniger Minuten hatten sie zehn solcher Fotos gefunden, alle ähnlich grausig. Alle von derselben Frau. Alle verstörend. Kein einziger dieser Briefe war mit einem Namen oder einem Absender versehen. »Da hat jemand mit Cynthias Verstand herumgespielt.«
    Murphy nahm ein gerahmtes Foto von Adams’ Schreibtisch. Ein junges Mädchen, dem die Haare in die Augen hingen, blickte ihm entgegen. »Das ist die Frau. Adams hat sie also gekannt.« Er holte das Bild aus dem Rahmen. »Leider kein Name hinten drauf.«
    »Sie ist jünger als hier auf dem Foto. Vielleicht sechzehn? Sieht aus wie ein Schulfoto. Meine Schwester Rachel hat Fotos von sich, die vor einem ähnlichen Hintergrund gemacht worden sind.« Aidan bückte sich und holte eine längliche Schachtel unter dem Tisch hervor, die genau die richtige Größe für ein Dutzend Rosen hatte. Aber irgendwie bezweifelte er, dass sie Blumen darin finden würden.
    »Mach auf«, sagte Murphy gepresst.
    Vorsichtig hob Aidan den Deckel. »Mist.« Ein Strick, der zu einer Schlinge gebunden war, lag auf einem Bett aus weißem Papier. Ein kleiner, goldener Anhänger war daran befestigt. »›Komm zu mir. Finde Frieden‹«, las er. Er sah auf und begegnete Murphys Blick. »Lass uns die Spurensicherung raufholen.«
    Murphy rief sie per Handy, dann seufzte er, als er sein Telefon wieder in die Tasche schob. »Ich fürchte, Tess muss uns morgen eine Menge Fragen beantworten.«
    Aidan presste die Kiefer zusammen. »Da hast du wohl recht.«

Sonntag, 12. März, 10.30 Uhr
    J oanna Carmichael sah zu, wie ihre Fotos eingehend gemustert, wie der Text, den sie heute Morgen geschrieben und immer wieder bearbeitet hatte, konzentriert gelesen wurde. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, hob der Chefredakteur des
Chicago
Bulletin
den Kopf.
    »Wo haben Sie die her?«, fragte Reese Schmidt und deutete auf die Fotos.
    »Richtige Zeit, richtiger Ort.« Joanna zuckte die Achseln.
Karma,
dachte sie, war sich aber sicher, dass Reese diese Erklärung nicht zu würdigen gewusst hätte. »Das Opfer wohnte in meinem Wohnhaus. Ich war fast zu Hause, als sie sprang. Ich hörte einen Schrei und lief mit drei anderen Leuten los. Zwei Jugendliche haben sie springen sehen.« Sie zeigte auf das erste Bild, das eine blutende, zerschmetterte Frau und zwei Jugendliche zeigte, deren Entsetzen durch den Schwarz-Weiß-Kontrast stark hervorgehoben wurde. »Da habe ich einfach draufgehalten.«
    Er sah sie skeptisch an. »Vor den Cops?«
    »Die waren noch gar nicht da«, erwiderte sie ruhig. »Und als sie kamen, knippste ich weiter, allerdings weniger auffällig.«
    »Sie haben keinen Blitz verwendet?«
    »Meine Kamera ist gut. Ich brauchte keinen.« Sie zog eine Braue hoch. »Ich ziehe es vor, mir meine Fotos nicht abnehmen zu lassen.«
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Ich verstehe. Und was ist mit der Story?«
    »Die habe ich geschrieben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das meine ich nicht. Woher haben Sie die Informationen? ›Laut einer anonymen Quelle hat die Polizei Beweise gefunden, dass das Opfer dazu getrieben wurde, sich aus dem zweiundzwanzigsten Stock zu stürzen.‹ Wer ist
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