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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus
Autoren: Bernd Stelter
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Egoismus, den ich hier an den Tag legte? Ich bastelte mir einen Urlaub zurecht, und mit jedem Tag vergaß ich ein bisschen mehr, dass es mir nur um mich ging, dass meine Frau sich vielleicht etwas ganz anderes vorstellte. Sah ichdas Glück in den Augen unserer Kinder vielleicht nur, weil ich es sehen wollte?
    Walter goss Wein nach. »Es geht ja nicht darum, dass man das Frühstück selber machen muss, das ist ja keine Arbeit. Es geht doch darum, dass man im Urlaub mal Job und Nachbarn und Etikette vergisst, und es ist doch besser, man sitzt hier abends in Jeans und Rollkragenpullover vor dem Zelt, als dass man in einem tollen Hotel überlegen muss, ob sich die Kinder wohl beim Frühstück benehmen. Auch wenn man es dafür serviert kriegt!«
    Schon wieder mein Argument. Jetzt wurde ich auch noch von dieser Seite verteidigt. Ich war jetzt nicht mehr nur misstrauisch. Ich hatte meinen Fehler eingesehen.
    Wir lagen auf unserem französischen Bett. Ich wollte es ihr sagen:
    »Du, als wir heute Nachmittag vor dem alten Grandhotel standen …« – »Ja, was war da?« – »Da sah ich uns beide auf der Tanzfläche im Ballsaal. Du trugst ein viktorianisches Ballkleid und ich einen Frack. Und wir haben getanzt!« – »Und dann?« – »Dann …«
    Dann zog jemand an meiner Schlafanzughose. »Papa, ich muss mal Pipi!«

Es geht nichts über Schwiegereltern
    In Noordkapelle war Markt. In Walcheren war an jedem Tag in der Woche irgendwo Markt. Aus einer ganz normalen Einkaufsstraße wurde ein bunter Markplatz. Man brauchte gar nicht erst zu versuchen, am nächsten Tag einen anderen Markt in einem anderen Dorf zu besuchen. Das wäre sinnlos, denn am nächsten Tag standen dieselben Marktleute mit demselben Stand im nächsten Ort. Aber einen dieser Märkte muss man wirklich gesehen haben.
    Man kann sich nicht vorstellen, welche Stände es da gibt. Ich hätte zum Beispiel nie geglaubt, dass es einen Marktstand gibt, auf dem nur Fahrradzubehör feilgeboten wird. Gut, man hätte in Holland darauf kommen können. Es gab Klingeln in allen Variationen, Schlösser, Ketten, Dynamos, alles! Ich kaufte mir eine Klingel mit eingebautem Kompass für zu Hause. Ich hatte zu Hause zwar noch kein Fahrrad, aber mit diesem Einkauf einen Grund mehr, mir eines zu besorgen. Für Norbert wäre es das Paradies gewesen, aber er war vor lauter Fahrradrestauriererei bestimmt nicht dazu gekommen, einen Markt aufzusuchen.
    Der anwesende Steinmetz führte mich zu dem Gedanken, dass so ein gemeißelter Löwe vor dem Vorzelteingang auf unserem Platz ein absolutes Unikat wäre. Aber wahrscheinlich hatten wir nur dieseneinen Campingurlaub, und so ein Löwe hatte eine Abschreibungsdauer, die unseren von mir prognostizierten Campingplatzzyklus bei weitem überstieg.
    Hatte ich schon erwähnt, dass Holländer Käse machen können, also neben Drempels und Fritten. Der Käsestand verfügte über ein Gouda-Angebot, das meine kühnsten Erwartungen übertraf.
    Ich hatte in den letzten Jahren schon erfahren, dass der junge Holländer mild und sahnig anmutete, der mittelalte würzig und kräftig; aber der alte Holländer, der war so richtig scharf. Ich kann das beurteilen, ich habe beruflich seit einiger Zeit mit einem alten Holländer zu tun.
    Aber ich erfuhr erst an diesem Käsestand auf dem Markt in Noordkapelle, dass es den Holländer auch als Sambal-Gouda gibt, mit Kümmel, mit Pfeffer, mit Kräutern oder auch so alt, dass die Konsistenz eher an einen Parmiggiano erinnert! Dazu haben wir einen gekauft, der seitdem als Suppengemüse-Käse in unsere Speisekarte eingegangen ist. Es war ein Gouda mit Sellerie, Zwiebeln, Möhren und Knoblauch. Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, aber der schmeckte wirklich sensationell!
    Poffertjes sind eigentlich Pfannkuchen in der Größe eines Zwei-Euro-Stückes. Man kann sie mit Butter, Sirup oder Grand-Marnier bekommen.
    Hölzerne Buddhas, Badetücher mit dem Vereinsabzeichen von Feyenoord Rotterdam, Tischdecken, Salami in fast den gleichen Geschmacksrichtungen wie vorher der Käse, alles das konnte man auf fünfhundert Metern Marktstraße kaufen.
    Aber die Marktleute wären keine Marktleute gewesen, wenn sie nicht auch noch einen Spielzeugstand gehabt hätten, an dem sich Tristan und Edda gar nicht satt sehen konnten. Eine Hüpfstange (ersparen Sie mir zu erklären, was das ist!), ein Federballspiel mit Netz und ein Memoryspiel wechselten unter Hinzunahme einiger Euroscheine den Besitzer. Den weißen langhaarigen Hund, der erst
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