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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus
Autoren: Bernd Stelter
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Toilette!« – »Der springende Hirsch!« – »Jägerschnitzel in der Kantine!«
    Wir haben es gelassen. Wir haben die interessanten Textbeiträge gelesen. Wir haben uns königlich amüsiert, bis wir folgenden Zusatz fanden: »Streichelzoo auf dem Platz!«
    Ein Streichelzoo, das war mal was anderes. Ein Streichelzoo, das klang auch sympathisch. Camping De Grevelinge! Abgesehen vom Streichelzoo verfügte der Platz auch noch über einen Taucher, der in eine Badewanne springt, und ein Dreieck und drei Tannen. Das musste doch reichen!

Der Wagen kommt! Oder besser: Er wird geholt
    Der Anruf kam im April. »Ihr Wagen ist abholbereit! Aber wenn Sie wollen, können Sie ihn auch erst zum Urlaub abholen. Das ist ein Service unseres Hauses!«
    Erst zum Urlaub abholen, ha! Wir wohnen in einer Reihenhaussiedlung, Huthwelkers haben den neuen Rasenmäher Wimbledon mit Vertikutierer, zweitausend Mark für zwanzig Quadratmeter, Vogels haben jetzt einen Rhododendron im Vorgarten, der auch dem Clubhaus von St. Andrews gut zu Gesicht gestanden hätte, und Papenbergs haben einen nigelnagelneuen Omega Kombi Turbodiesel in Nachtschwarzperleffekt. Wir haben nix, wir haben ja einen Wohnwagen gekauft!
    Und jetzt sollte ich das Prunkstück bis zum Urlaub beim Händler stehen lassen? Kein Stück. Man will ja nicht angeben, aber ein kleines bisschen Protzen wird ja wohl erlaubt sein.
    Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich in einem Hort von Campingprofis wohne, die mir samt und sonders blendende Tipps zu Aufbau, Pflege, Wartung und Erhaltung geben konnten, hätte ich über das Angebot des Verkäufers ein wenig länger nachgedacht.
    Die erste Fahrt mit so einem Gespann erfordert vom Fahrer höchste Konzentration. Anne hatte sowieso noch was vorzubereiten für die Elternratssitzungvom Kindergarten. Ich machte mich alleine auf nach Overath.
    Da stand er: leuchtend weiß mit einem eleganten lilagrauen Seitenstreifen.
    Er war noch schöner, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Die beiden übereinander liegenden Heckfenster gaben ihm etwas Erhabenes. Die neuen Stoffe, die erst seit diesem Winter im Angebot waren, machten ihn noch ein bisschen wohnlicher, und sämtliche Extras waren eingebaut, sogar das Autoradio mit Zehn-fach-CD-Wechsler und vier Boxen.
    Das hätte bei einem reinen Wohnwagenhändler bestimmt nicht geklappt, aber in Overath klappte das schon. Dafür stand auf dem Autoradio »Fiat«. Die Satellitenschüssel war für die Fahrt anklappbar und ließ sich mit einer Dreh-Drück-Vorrichtung im Kleiderschrank justieren.
    Wie hatte ich mich gefühlt bei diesem Anblick? »Stolz« ist das falsche Wort, »kackstolz« ist das richtige!
    Ich ließ eine längere Erklärungsprozedur über mich ergehen: Wie ist das mit der Chemietoilette und dem Abwasserbehälter? Wie funktioniert die Heizung, und was passiert bei plötzlichem Druckabfall in der Kabine? Halt, jetzt war ich im falschen Flugzeug. Ich habe sowieso nur die Hälfte verstanden. Man hat mir aber zugesichert, dass alles noch genau in der Bedienungsanleitung beschrieben ist.
    Ich liebe Anne ja nicht nur für ihre Gedanken, sondern auch für ihre Fähigkeit, Bedienungsanleitungen zu lesen und zu verstehen.
    Für die Fahrt brauchte ich noch An-die-Spiegelanklemmbare-Überspiegel. Nach der Anbringung sah mein Auto ein bisschen aus wie Prinz Charles von hinten.
    Dann haben wir den Wohnwagen angehängt, und ich verließ den Hof. Ein Sonnenuntergang zum Hineinfahren wäre jetzt passend gewesen.
    Es ist schon ein völlig neues Fahrgefühl mit so einem langen Gerät im Schlepptau. Dazu ist der Dethleffs 560 TK in Camper-Ausführung auch noch zweieinhalb Meter breit, was enge Kurven nicht gerade weiter erscheinen lässt.
    Ich fuhr höllisch konzentriert. Von fünf Spiegeln konnte ich mir ständig einen aussuchen, wobei der Innenspiegel mich am meisten interessierte. Da konnte ich den Aufkleber vorne auf dem Wohnwagen am besten sehen: eine Urlaubslandschaft, stilisiert und ebenfalls in Graulila gehalten.
    Als ich auf die Autobahnauffahrt fuhr, war ich froh, dass ich gerne große Autos fahre. Der Audi A6 TDI ist ein perfektes Zugfahrzeug, das stand auch in dem Test der Zeitschrift Camping und Caravaning , die ich mittlerweile abonniert hatte. Dafür musste der Playboy dran glauben, aber was tut man nicht alles für sein neues Hobby.
    Die Autobahnfahrt verlief glücklicherweise völlig problemlos, und als ich bei uns zu Hause von der Autobahn abfuhr, hatte ich bereits das richtige Gefühl für das
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