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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition)
Autoren: Aric Davis
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hatte. Im Moment musste ich nicht mehr tun, also drehte ich den Wasserhahn zu und ging ins Haus. Ich schloss den Pager ans Ladegerät an und nahm die Treppe nach unten.
    Mein Keller ist nicht ausgebaut und so soll es auch bleiben. Ich trockne dort das ganze Dope, und glaubt mir, der Mief, der davon ausgeht, muss eingedämmt werden. Als ich damit anfing, konnte ich den Gestank noch ein paar Häuser weiter riechen. Ich überdachte die Sache und verkaufte alles für kleines Geld, befasste mich mit Trocknerabluftsystemen und pflanzte jede Menge Thai-Basilikum um meine Plantage an. Keine Geruchsbelästigung mehr seitdem. Im Augenblick trocknetenbei mir etwa neun Pfund; der Sommer hielt sich zurück und ich bekam ein kleines Ungezieferproblem. Ich wendete Teile der Ernte, damit die Ventilatoren alle Seiten erreichten, dann schaltete ich das Licht aus und ging wieder nach oben.
    Ich hatte Hunger und machte mir Sandwiches mit Erdnussbutter und Marmelade, aß sie rasch auf, steckte den Pager in die Tasche und holte das Fahrrad wieder aus der Garage. Es wurde schon kalt. Ich sah auf die Uhr – fast fünf. Mit der Fernbedienung schloss ich das Garagentor und fuhr los.
    Bis zur Post sind es nur fünf Minuten, und ich versuche, täglich hinzufahren. Eines Tages besorge ich mir ein Auto, dann wird alles superkomfortabel, aber bis dahin muss ich noch vier Jahre warten, denn wegen irgendeiner Dummheit aus dem Verkehr gezogen zu werden wäre das Letzte, was ich brauche. Den Führerschein besorge ich mir per Post und auf einen anderen Namen, wenn ich sechzehn bin.
    Ich schob mein Fahrrad in den Fahrradständer und zog wieder die Show mit der Kette ab, dann ging ich hinein. Die Türen öffneten sich für mich, als gehörte ich zur Königsfamilie. Gehörte ich nicht, ich war bloß irgendein dummer Junge, der eine Dusche brauchte – und vielleicht eine Umarmung. Das eine würde ich bald bekommen, das andere lag in ziemlich weiter Ferne.
    Eine Schlange gelangweilt wirkender Kunden mit Päckchen zog sich bis zur Tür. Ich musterte sie möglichst unauffällig, und als ich niemanden sah, der sich für irgend so einen dahergelaufenen Jungen interessierte, ging ich in den Nebenraum, in dem sich die Postfächer befanden. Ich blickte mich um und lief so schnell wie möglich, doch ohne zu rennen, zu meinem Postfach.Ich sah mich erneut gründlich um, leerte das Postfach und verduftete. Drei Umschläge, keine Absenderadresse. Sah so aus, als wäre der Zahltag diesmal früh gekommen. Ich wickelte die Kette vom Fahrrad, steckte die Umschläge zum Pager in die Tasche und fuhr eine Weile ziellos durch die Gegend – wie ein Kind eben. Manchmal ist das am leichtesten zu vergessen: mich wie das Kind zu benehmen, das ich eigentlich sein sollte.
    Ich ging durch die Garage ins Haus. Erst drinnen öffnete ich die Umschläge: zwei Schecks über je einen Riesen und einer über achthundert. Die Herren Hotforlove, BoyFriend und LookingtoLurn hatten alle bezahlt. Logischerweise hatte keiner eine Absenderadresse angegeben. Auch gut, die Namen und Adressen hatte ich sowieso. Wenn diese Typen nur mal nachdenken würden, wenigstens ein bisschen, dann könnten sie es unendlich viel preiswerter, auf jeden Fall aber leichter haben, als sich von mir melken zu lassen oder im Knast zu landen und den Wölfen in der Allgemeinbevölkerung zum Fraß vorgeworfen zu werden. Wie auch immer, ich brachte die Schecks ins Arbeitszimmer, zog mich bis auf die Boxershorts aus und eine Schlafanzughose an. Versuchte nicht darüber nachzudenken, dass die meisten Kinder in meinem Alter Eltern hatten, die ihnen die Schlafanzughose rauslegten und sie obendrein Pyjama nannten. Meine Hosen waren Tarnhosen; ich hatte sie im Army-Shop gekauft. Sie sind einfach nur bequem, aber keine Pyjamas.
    Ich setzte mich an den Computer, checkte meinen Facebookund meinen MySpace-Account, meine gefakten E-Mail-Konten und dann auch noch den einen verschlüsselten echten Account. Nichts, jedenfalls nichts Wichtiges. Ich rief die Sexualstraftäterdatenbankvon Michigan auf und gab Arrows und Shelbys Adresse ein. Öffnete ein weiteres Browserfenster und suchte Chatrooms für »neugierige Tweenager« zusammen. Trat allen als shyBoy bei. Warf ein paar Köder aus. Ging angeln. Es würden jede Menge Fische anbeißen. Das ist immer so.
    Ich grub drei Sexualstraftäter in einem Radius von zehn Meilen um Arrows und Shelbys Adresse herum aus, und als ich den Radius auf fünfundzwanzig Meilen erweiterte, waren es rund
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