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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition)
Autoren: Aric Davis
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Joggingstrecke und nicht am Spielplatz. Eine Viertelstunde später saß ich wieder auf meinem Fahrrad und verduftete.

Kapitel 2
    Als ich zum ersten Mal aus einer Pflegefamilie abhaute, war ich acht. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun oder wo ich hin sollte. Nachdem ich wie ein fetter Joint in einem Studentenwohnheim herumgereicht worden war, landete ich mit zehn bei den Richardsons. Sam und Kathy. Feine Sache am Anfang – sie waren so nett wie nur irgendwas. Die anderen beiden Kinder, Eleanor und Nicholas, waren die ganze Zeit still und zurückhaltend. Zuerst dachte ich, sie könnten mich bloß nicht leiden, also blieb ich einfach für mich. Wie gesagt, es war ein prima Gastspiel. Warme, selbst gekochte Mahlzeiten, das Haus war geräumig und ich hatte ein eigenes Zimmer! Glaubt mir, ich hätte mich mit Schlimmerem arrangiert als zwei Kids, die sich für was Besseres hielten, bloß weil sie schon länger da waren als ich. Manchmal mit viel Schlimmerem.
    Ein paar Monate lang ging es mir so gut wie noch nie, seit Dad gestorben war. Ich hätte die Warnsignale nicht übersehen dürfen, die überall um mich herum angingen, aber ich fühlte mich einfach zu wohl. Dad hatte es mich eigentlich besser gelehrt. Ich wäre es ihm schuldig gewesen, Augen undOhren aufzusperren. Als das Kartenhaus dann einstürzte, ging es ziemlich schnell.
    Eines Nachmittags kam Nicky zu mir und erzählte mir, ich würde eine Freundin bekommen. Ich lachte; wahrscheinlich habe ich gesagt, er sei blöd oder schwul oder so was. Er sah mich bloß mit diesen kalten Augen an, und ich dachte, dass ich sein oder Eleanors Zimmer noch nie gesehen hatte und nie jemand in der Nähe war, wenn ich mit meinen Sachen beschäftigt war.
    Am nächsten Tag lernte ich eine Menge. Ich sah mit Nick und Eleanor fern; ich bin ziemlich sicher, dass es eine
Simpsons
-Wiederholung war. Jedenfalls kam Sam mit einem Mädchen im Schlepptau nach Hause. Sie sei Guatemaltekin, sagte er, und heiße Annette. Kathy stand gleich hinter ihnen und lächelte. Sie sagte, es sei Zeit, dass wir sechs in den Keller gingen.
    Von Anfang an war mir gesagt worden, ich dürfe nicht in den Keller gehen. Ich hatte mich nie darüber gewundert oder mich gefragt, weshalb wir zu Hause unterrichtet wurden und ich das Haus seit meiner Ankunft nicht mehr verlassen hatte. Alle diese Fragen schossen mir jetzt plötzlich durch den Kopf, als Sam mich mit Annette Händchen halten ließ. Ich musste ihm in den Keller folgen und hörte die anderen hinter uns herstapfen.
    Der Keller sah anders aus als alle Räume, die ich je gesehen hatte. Jede Ecke schien unterschiedlich gestaltet zu sein. Ich dachte unwillkürlich, dass ich mir genau so die Kulissen für einen Film vorgestellt hätte. Überall hingen Bruchstücke kleiner Welten an Haken oder lagen auf Regalen. Ich sah Teile einer arabisch wirkenden Wüste mit einem gemalten Hintergrund,ein Wohnzimmer, das eine Miniaturausgabe von unserem war, einschließlich der Möbel, wenn auch im Kleinformat; Teile einer Autowerkstatt, eine Tafel aus einem Klassenzimmer, eine Matratze mit Sprungfederrahmen wie die in meinem Zimmer und noch ein paar Sachen, an die ich mich nicht mehr erinnere. In der Mitte stand eine Videokamera auf einem Stativ. Ich weiß noch, dass Kathy sich bückte und mich mit einer Stimme, die ich noch nie gehört hatte, fragte, wo ich meine Verabredung mit Annette haben wollte. Ich sagte nichts. Sam zog Annette von mir fort und fing an, sie auszuziehen. Kathy ging im Keller umher und zündete Kerzen an und Eleanor und Nick standen einfach da und sahen unglücklich aus. Ich sah ihnen an, dass sie nur allzu gut wussten, was hier los war. Ich sah ihnen an, dass auch sie schon ein paar Verabredungen gehabt hatten.
    Was dann passierte, war ein einziger Schlamassel, aber am Ende war ich am Leben und auf der Flucht. Ich versuche, jeden Tag an Nick und Eleanor zu denken. NickEl. Ich wünschte, Annette hätte lange genug gelebt, um uns bei der Flucht zu helfen.

Kapitel 3
    Als ich nach Hause kam, stellte ich das Rad in die Garage und ging den Garten wässern. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut Marihuana sich mit Mais tarnen lässt. Ich habe das Zeug noch nie geraucht, weder meine eigene Ernte noch die von jemand anderem, aber nach allem, was ich höre, bin ich im Anbau wirklich gut. Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ die kleinen Sprinkler, die ich aufgestellt hatte, den Rest erledigen. Ich wartete fünf Minuten und dachte über das nach, was Arrow gesagt
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