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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche
Autoren: Monica Davis
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Brauen und musterte Nick mit verschränkten Armen. »Er sieht aber nicht aus wie ein Flaschengeist. Was würden Linda und Dad denken, wenn sie ins Zimmer kämen? Bestimmt nicht, dass da ein Geist liegt.«
    Julie schaute auf ihren schlafenden Dschinn.
    Connor hatte recht. Ihre Eltern würden einen halbnackten jungen Mann erblicken. Sie wäre geliefert. »Er kann sich klein machen, dann braucht er auch fast nichts zum Essen. Bitte, Con!«
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Sobald es ihm besser geht, muss er sich eine andere Unterkunft suchen. Vielleicht kann er bei Martin wohnen?«
    Ja, das würde ihrem Kumpel gewiss gefallen.
    »Er hat heute ohnehin schon zwei Mal angerufen.«
    Julies Herz setzte einen Schlag aus. »Was? Hab ich gar nicht mitbekommen.«
    »Du hast ja auch geschlafen. Er hat auf dem Festnetzanschluss angerufen.«
    Sie ging zum Drehstuhl, auf dem ihre Umhängetasche lag, und zog ihr Smartphone heraus. Es ließ sich nicht einschalten. Der Akku war leer. Sofort hängte sie es ans Ladegerät. »Was wollte er denn?«
    »Natürlich wissen, was mit Nick ist. Beim ersten Mal wusste ich ja noch nichts und eben hab ich ihm gesagt, dass er über den Berg ist.«
    »Ich werde ihn später zurückrufen.« Hoffentlich hatte Martin niemandem etwas erzählt.
    »Er möchte am Nachmittag vorbeikommen.«
    Das hatte sie sich fast gedacht, doch Nick brauchte Ruhe.
    »Schau, dass er genug trinkt und die Tabletten nimmt, dann müsste er bald fit sein.« Connor schlenderte zur Tür und drehte sich zu Julie um. »Ich muss jetzt packen, in ein paar Stunden muss ich fahren.«
    »Danke, Connor. Für alles«, sagte sie und meinte jedes Wort ernst, auch wenn ihr Bruder Nick nicht länger hier wohnen lassen wollte. Im Moment war er der beste Bruder auf der ganzen Welt.
    »Ja, ja«, murmelte er und verschwand.
    Sofort prüfte Julie, ob die Türen abgesperrt waren, und legte sich neben Nick ins Bett. Solange er schlief, könnte sie ebenfalls die Augen zumachen. Die grässliche Nacht steckte ihr noch in den Kochen. Diese Ungewissheit hatte sie beinahe verrückt gemacht.
    Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schlüpfte sie unter die Decke und legte sich dicht neben ihn, damit sie mitbekam, falls es ihm schlechter gehen sollte oder er Hilfe bei was-auch-immer brauchte.
    »Werde schnell wieder ganz gesund«, flüsterte sie und streichelte sanft durch sein weiches Haar.
    Leise seufzend drehte er ihr den Kopf zu, und Julie betrachtete ihn noch eine Weile, bis ihr die Lider zufielen.
     
    ***
     
    »Diener!«, brüllte sein Meister durchs Haus. »Ich brauche dich im Keller!«
    Schnell schaltete er den Computer ab. Sein Herr durfte nicht mitbekommen, dass er länger im Magiernet verweilt hatte, als er durfte. Er sollte sich um den Verkauf und die Buchführung kümmern, alles andere war ihm an diesem Gerät untersagt.
    Doch er wollte mehr über sich herausfinden, wollte wissen, ob Dschinns zaubern konnten oder sich von ihrem Meister lossagen, aber alles, was seine Recherchen bisher ergeben hatten, hatte mit Liebesverhältnissen zwischen dem Flaschengeist und seinem Besitzer zu tun. Das schien ein brisantes Thema zu sein, denn Solomon hatten einige Beschwerdemails erreicht. Diese Liebesverhältnisse führten zu massiven Problemen, nur Genaueres hatte er noch nicht herausgefunden. Die Dschinns der ersten Generation, zu denen er wohl auch noch gehörte, gab es seitdem nicht mehr. Solomon beschaffte keine jungen Männer mehr, sondern bloß noch Knaben.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sich der Rechner tatsächlich abgeschaltet hatte, eilte er ein Stockwerk tiefer ins Erdgeschoss und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die abgedunkelten Fenster. Wie oft er bereits an Flucht gedacht hatte, vermochte er nicht zu sagen. Doch das Vorhaben war zwecklos, er konnte sich der Haustür oder einem Fenster nicht nähern, denn ein Zauberbann umgab das Gebäude. Im Laufe der Zeit hatte er herausgefunden, wo die magische Grenze lag, und es mit unzähligen Stromschlägen gebüßt.
    Sein Meister schob einen braunhaarigen Jungen, vom Aussehen nicht älter als neun, in Richtung Kellertreppe.
    Er wusste: Je jünger die Kinder, desto besser ließen sie sich verkaufen und desto seltener kam es zu irgendwelchen Problemen. Und Solomon verdiente gut an ihnen. Seine Flaschengeister, die er mit einer gefälschten Adresse mit der Post der Menschen verschickte, waren auf der ganzen Welt begehrt.
    Nur ihn wollte niemand, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als
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