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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen
Autoren: Felizitas Carmann
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Rheinufer weitläufig mit rot-weißen Bändern abgesperrt.
    Rebecca stellte ihren Wagen zwischen zwei Bäumen am Rande der Rheinuferstraße ab, auf der zu dieser Zeit nur wenige Autos unterwegs waren. Als sie sich der Absperrung näherte, wurde ihr der Weg von einem Polizisten versperrt.
    »Tut mir Leid, Sie können hier nicht durch.«
    Rebecca sah ihn müde an und zog ihren Dienstausweis hervor.
    »Kommissarin Huthmacher vom KK 11«, stellte sie sich vor, »wo ist die Leiche?«
    »Polizeihauptmeister Warncke«, entgegnete der Polizist schnell. »Da drüben, auf dem Lastkahn. Bitte folgen Sie mir.«
    Er ging voran, und hintereinander balancierten sie über den kleinen schwankenden Landungssteg auf das Schiff. Sie liefen an der Reling entlang bis zum Bug des Schiffes, wo sich mehrere dunkelblaue Container befanden, und stiegen dann eine Leiter hinauf, welche an einen der Container angelehnt war.
    Als Rebecca über den oberen Rand des Containers blickte, sah sie ihn genau vor sich liegen. Sein Gesicht mit den starren Augen war keine zwei Meter von ihr entfernt, und sie konnte direkt in die dunkle Höhle des geöffneten Mundes sehen. Trotz ihrer Erfahrung mit solchen Situationen zuckte sie kaum merklich zusammen. Als sie neben Warncke stand, sah sie ihn übellaunig an und bemerkte ungehalten: »Es ist wirklich nicht notwendig, die Leiter so dicht an der Leiche zu platzieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass jeder, der hier raufkommt, wichtige Spuren zerstört. Oder waren die Leute von der Spurensicherung schon hier?«
    Warncke schüttelte schuldbewusst den Kopf. »Nein, aber sie müssen jeden Augenblick hier sein.«
    »Na, dann lassen Sie uns als Erstes die Leiter ein Stück zurücksetzen.«
    Gemeinsam zogen sie die Leiter hoch und setzten sie ein paar Meter weiter wieder ab.
    »So«, sagte Rebecca dann, »und jetzt erzählen Sie mal, was passiert ist.«
    »Also«, begann Warncke, »wenn ich die beiden richtig verstanden habe, ist der Mann von der Hohenzollernbrücke auf ihren Kahn gestürzt.«
    »Von der Hohenzollernbrücke?!«, unterbrach Rebecca ihn, »aber das ist zwei Brücken und mehr als zwei Kilometer weiter nördlich! Wieso halten die denn erst hier an?«
    »Naja, ich schätze mal, es braucht ein Weilchen, bevor man so einen Kahn zum Stehen bringt. Außerdem wollten sie wahrscheinlich im Dunkeln nicht mitten auf dem Strom anhalten, und weiter nördlich sind die Anlegeplätze wegen der Messe fast alle von den Hotelschiffen belegt. Und für so ein Schiff findet man ja auch nicht an jeder Ecke einen Parkplatz. Ist schließlich kein Smart.«
    Warncke sah ihr in die Augen, und für einen Moment glaubte sie, ein überhebliches Funkeln darin zu erblicken.
    »Tatsächlich?«, schnaubte sie unwillig. »Das haben Sie wirklich äußerst zutreffend analysiert. Wenn Sie so weitermachen, wird noch mal ein großartiger Kriminalist aus Ihnen werden!«
    Sie wandte sich zu der Leiche um und konnte aus den Augenwinkeln Warnckes betroffenen Gesichtsausdruck sehen. Seufzend rieb sie sich die brennenden Augen. Dann drehte sie sich um und sah Warncke an.
    »Tut mir Leid«, sagte sie leise, »ich hab wenig geschlafen in letzter Zeit und bin total genervt. Bitte fahren Sie fort. Ich werde Ihnen zuhören.«
    Warncke nickte und räusperte sich laut.
    »Leider kann ich nicht viel mehr sagen«, fuhr er dann fort. »Der Kapitän des Schiffes und sein Sohn sind Holländer und sprechen kaum Deutsch. Ich habe nur verstanden, dass der Mann von der Brücke herunter auf ihr Schiff gefallen ist, und ich glaube, der Vater hat gesagt, dass oben noch ein anderer Mann stand.«
    »Ein anderer Mann? Wie sah er aus?«
    Warncke zuckte mit den Schultern.
    »Das konnte ich leider nicht verstehen. Ich spreche kein Holländisch. Vielleicht verstehen Sie ja mehr.«
    »Wohl kaum. Mein Holländisch beschränkt sich auf die paar Brocken, die man sich bei einem Urlaub an der Küste aneignet. Aber ich kann's ja mal versuchen. Wo sind die beiden?«
    »Hinten im Führerhaus.«
    Warncke wies auf den gläsernen Aufbau im Heck, und Rebecca nickte. Als sie die Leiter wieder hinuntergestiegen war, kamen gerade Michael und Dirk von der Spurensicherung den Seitengang des Schiffes entlang. Michael hatte schon seinen weißen Schutzanzug des Erkennungsdienstes an, und Dirk hatte die Kamera um den Hals hängen. Rebecca nickte ihnen zu und wies mit dem Daumen auf die Leiter.
    »Da rauf, Jungs. Habt ihr schon was von Rudolf gehört? Mich wundert, dass er noch nicht da
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