Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen
Autoren: Felizitas Carmann
Vom Netzwerk:
Bereitschaft! Ich will schlafen, einfach nur schlafen!«
    »Na, na«, entgegnete er beschwichtigend, »es wird nicht lange dauern. Ich werde die beiden fragen, was letzte Nacht passiert ist, dann nehmen wir das Ganze zu Protokoll, und anschließend nimmst du dir am besten den Rest des Tages frei. Es ist schließlich keinem damit geholfen, wenn du am Schreibtisch einschläfst.«
    »Deine Fürsorge rührt mich.«
    Frederik lächelte ihr charmant zu und warf dann einen Blick auf die Uhr.
    »Schon fünf nach zehn. Hoffentlich haben die zwei dich auch richtig verstanden. Ich hätte auch noch was anderes zu tun, als den Dolmetscher zu spielen.«
    Frederik war Mitarbeiter in Schmittchens Gruppe, einem weiteren Team innerhalb des KK 11, das unter der Leitung von Volker Schmitt stand, der wegen seiner Körpergröße nur Schmittchen genannt wurde. Immer dann, wenn seine flämischen Sprachkenntnisse gefordert waren, half Frederik bei anderen Gruppen aus. Als Sprössling eines belgischen Militärangehörigen war er in Deutschland aufgewachsen und sprach Niederländisch so gut wie Deutsch.
    Als kurz darauf ein Telefonanruf das Kommen der beiden Zeugen ankündigte, ging Rebecca kurz hinaus, um sie vom Aufzug abzuholen. Zwei Minuten später waren alle um ihren Schreibtisch versammelt, und Frederik begann mit dem Verhör. Nach einem kurzen Wortwechsel fasste er das Ergebnis für Rebecca zusammen.
    »Herr Pieter de Cuijper, das ist der Vater, ist der Kapitän des Schiffes. Er und sein Sohn Lucas befahren den Rhein schon seit zehn Jahren mit dem Lastkahn. Gestern Abend waren sie auf dem Weg nach Wesseling, und Lucas stand am Steuer. Es war etwa gegen elf Uhr, als der Vater das Führerhaus verließ, um vor der Tür eine Zigarette zu rauchen. Als er an der Steuerbordreling stand und über das Rheinufer blickte, sah er plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel, und gleich darauf hörte er einen dumpfen Schlag. Als er den Kopf nach links in Richtung des Geräuschs drehte, sah er den leblosen Körper auf dem Container liegen.«
    »Was ist mit dem Sohn? Hat er auch was gesehen?«, wollte Rebecca wissen.
    Frederik wechselte ein paar Sätze mit Lucas und schüttelte dann den Kopf.
    »Er hat sich wegen der Dunkelheit auf die Bojen und den Radar konzentriert. Er hat den Mann nicht fallen sehen und ist erst aufmerksam geworden, als sein Vater aufschrie. Weil er glaubte, seinem Vater sei etwas zugestoßen, ist er rausgestürzt und hat dann auch die Leiche dort liegen sehen.«
    »Was ist mit dem anderen Mann? Gestern Nacht hatte ich den Eindruck, als wollten sie mir von einem zweiten Mann auf der Brücke erzählen.«
    Wieder redete Frederik mit den beiden Männern und wandte sich dann an Rebecca.
    »Während die beiden zusammen an der Reling standen, war der Kahn auch mit dem Heck unter der Brücke durchgefahren, und der Vater blickte nach oben, um zu sehen, von wo der Mann heruntergestürzt war. Da sah er einen zweiten Mann, der auf der ansonsten menschenleeren Brücke stand und sich über das Geländer beugte. Er wies mit dem Finger auf ihn, um ihn seinem Sohn zu zeigen, aber sofort trat der Mann zurück und entschwand ihren Blicken. Als sie ein Stück von der Brücke entfernt waren und einen besseren Blickwinkel hatten, konnten sie noch sehen, wie die Gestalt den linken Rand der Hohenzollernbrücke erreichte und kurz darauf verschwand.«
    »Wie sah der Mann aus? Konnten Sie irgendetwas erkennen?«
    Frederik befragte zuerst den Vater und dann den Sohn. Dieser hob jedoch nur bedauernd die Schultern und antwortete sehr kurz.
    »Lucas kann sich leider an gar nichts erinnern«, erklärte Frederik dann, »er hat nur einfach eine dunkle Gestalt gesehen, aber sich keine Einzelheiten eingeprägt. Pieter de Cuijper kann auch nicht viel zur Beschreibung beitragen, aber er sagt, dass die Person ganz in schwarz gekleidet war und dass die Kleidung irgendwie aussah wie ein Kleid oder ein Gewand.«
    »Also könnte es auch eine Frau gewesen sein?«, warf Rebecca ein.
    Frederiks Frage rief bei Pieter de Cuijper nur ein erstauntes Stirnrunzeln und eine knappe Antwort hervor.
    »Er sagt, es war keine Frau. Die Person hatte sehr kurze, schwarze Haare, und als der Wind das Gewand vorne an den Körper drückte, konnte er sehen, dass die Gestalt keinerlei weibliche Formen hatte.«
    Rebecca zwang sich, nicht die Augen zu verdrehen, und nickte stattdessen nur kurz.
    »Gut. Gibt es sonst noch irgendwas, das ihnen aufgefallen ist?«
    Die beiden schüttelten die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher