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Nicht so stuermisch Hannah

Nicht so stuermisch Hannah

Titel: Nicht so stuermisch Hannah
Autoren: Donna Clayton
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..." Sie neigte ein wenig den Kopf. „Warum hast du mir das nie erzählt?"
    Adam schien Hannahs Verwirrung zu genießen. Er zuckte nur die Schultern. „Das war doch niemals ein Thema."
    Die vielen Vormittage, an denen er sich geweigert hatte, ihr beim Streichen zu helfen!
    Jetzt begriff sie endlich.
    „Du verbringst deine Vormittage ..."
    „Jawohl, mit der Erfüllung meiner Pflichten als Bürgermeister", ergänzte Adam.
    „Nachmittags habe ich dann meistens Zeit, mich meinen Freunden zu widmen und ihnen unentgeltlich zu helfen."
    Hannah lachte verächtlich. „Mir hast du beim Streichen des Hauses nicht unentgeltlich geholfen", warf sie ihm vor.
    Wieder zuckte Adam die Schultern. „Du hast mir die Bezahlung angeboten. Du kannst allerdings sicher sein, dass ich jeden Penny der Methodisten-Suppenküche gespendet habe."
    „Jetzt hören Sie mir beide Mal zu." Der Anwalt trat zwischen sie. „Mit Streiten erreichen Sie vor Gericht gar nichts. Warum nehmen Sie sich nicht die Zeit und reden erst einmal miteinander über Tammys Situation? Wenn es Ihnen recht ist, Hannah, lade ich Ihre Schwester inzwischen drüben zu einem Hamburger ein. Sie und Adam können dann später nachkommen."
    Er schloss die Bürotür hinter sich und ließ Hannah und Adam allein.
    Einige Sekunden vergingen. Die Atmosphäre war unerträglich gespannt. Schließlich konnte Hannah das Schweigen nicht länger aushalten.
    „Du hast Hecht. Zufrieden?" fragte sie scharf. Sie war nicht fähig, ihre Stimme zu kontrollieren. „Du hast Recht mit allem, was du heute Nachmittag sagtest. Wolltest du das von mir hören? Nun, ich sage es jetzt. Macht dich das glücklich?"
    „Es ging mir nicht darum, Recht zu haben", antworte Adam vollkommen ruhig.
    Aber Hannah war zu erregt, ihm das zu glauben.
    „Meine Mutter verließ Little Haven, weil sie nicht von Bobby Ray ins Unglück gezogen werden wollte." Hannah wischte sich nervös eine Haarsträhne aus der Stirn.
    „Oder von Tammy. Mrs. Blake sagte, sie sei sicher, dass meine Mutter mich nur deshalb mitnahm, weil sie nie mit der Schuld hätte leben können, die ganze Familie zurückgelassen zu haben." Hannah schlug sich an die Brust. „Mich hat sie ausgewählt.
    Mich, das gesunde Kind. Die Tochter, die am wenigsten Zuwendung benötigte; die ihr Leben allein meistern konnte. Ganz gleich, ob sie dazu fähig war oder nicht."
    Sie war so verzweifelt, dass sie nach Atem ringen musste, als sie endlich ihren Zorn und ihre Verbitterung ihrer Mutter gegenüber zur Kenntnis nahm.
    „Du hast gesagt, ich musste noch eine Menge über meinen Vater erfahren", fuhr sie fort. „Du hattest Recht damit. Bobby Ray war kein fauler Nichtsnutz. Er war ein liebevoller Mann. Er war zärtlich. Er war freundlich. Das hätte man mir allerdings nicht erst zu erzählen brauchen. Daran kann ich mich selbst noch erinnern, wenn auch schwach. Aber diese Erinnerungen verdrängte ich, weil sie zu sehr schmerzten."
    Sie unterbrach sich nur einen Moment, um sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen zu fahren. „Ich war froh, dass es Tammy war, die bei ihm bleiben durfte", gestand sie. „Tammy brauchte Liebe. Sie brauchte seine Zärtlichkeit und Freundlichkeit. Bei meiner Mutter hätte sie nicht überlebt. Es wäre die absolute Hölle für sie gewesen."
    Hannahs Lachen klang bitter und hatte nichts Fröhliches an sich. Sie ging im Büro auf und ab. Zuerst weg von Adam, dann wieder zu ihm zurück. „Es war furchtbar."
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, durch das Sprechen über ihre Vergangenheit in ihre eigene kleine Welt zurückversetzt worden zu sein. „Mein Leben war so verdammt hart.
    Ich musste immer nur arbeiten. Und ihr das meiste von meinem Geld geben. Dabei versuchte ich, regelmäßig in die Schule zu gehen, kämpfte ums Überleben. Niemals bekam ich irgendwelche Anleitung oder Hilfe. Stattdessen kritisierte sie alles, was ich tat."
    „Hannah!"
    Aber Hannah hörte seine beruhigende Stimme nicht einmal. Sie ließ die Schultern hängen und schaute zu ihm auf. „Du hast auch richtig erkannt, warum ich nach Little Haven gekommen bin. Ich wollte mich um Tammy kümmern, weil sich niemals jemand um mich gekümmert hat."
    Hannah fühlte, wie ihr Mund trocken wurde, aber sie versuchte, das zu ignorieren. Sie hatte noch mehr zu sagen. Und sie musste alles aussprechen, bevor sie zusammenbrechen und weinen würde.
    „Aber heute habe Nachmittag ich noch etwas gelernt, Adam", fuhr sie fort. „So geschickt ich auch sein mag, so unabhängig
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