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Nicht so stuermisch Hannah

Nicht so stuermisch Hannah

Titel: Nicht so stuermisch Hannah
Autoren: Donna Clayton
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geschehen, Liebes?" Hannah umfasste Tammys Schultern. „Was ist los? Bist du verletzt?"
    „Mein Geld." Tammy zitterte am ganzen Körper. „Mein Geld ist weg."
    Erstaunt zog Hannah die Augenbrauen zusammen. „Was für Geld, mein Schatz? Wovon sprichst du?"
    Statt zu antworten, stöhnte Tammy nur auf und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen.
    Hannah führte sie zum Küchentisch und drängte sie, sich zu setzen. „Beruhige dich erst mal, Liebes. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was los ist." Sie legte ihrer Schwester die Hände auf die Schultern.
    „Du wirst mit mir schelten."
    Hannah schüttelte den Kopf. „Nein, das werde ich nicht. Ich verspreche es. Aber jetzt musst du mir alles erzählen." Als Tammy sich weigerte aufzublicken, bat Hannah: „Bitte, Tammy, lass mich dir helfen."
    Schließlich sah Tammy ihre Schwester mit einem so traurigen, verzweifelten Blick an, dass Hannah das Herz blutete.
    „Mein Geld kam heute", brachte Tammy mit ihrer zarten Stimme hervor. „Immer, wenn mein Geld kommt, gehe ich zur Bank. So wie Daddy und Adam es mir aufgetragen haben."
    „Aha." Nun wusste Hannah, wovon ihre Schwester sprach. Ihr monatlicher Scheck war eingetroffen.
    Große Tränen standen in Tammys Augen und rollten über ihre Wangen. „Aber nun ist es fort."
    „Hast du es verloren?"
    Tammy schüttelte den Kopf. Dann zog sie die Brauen zusammen und senkte den Blick.
    Sanft hob Hannah Tammys Kinn an und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. „Erzähl es mir."
    „Er hat es genommen", berichtete Tammy tonlos. „Der Mann nahm mir das ganze Geld weg."
    Hannah klopfte das Herz. „Wer, Liebes? Hat dich jemand beraubt oder verletzt? Bist du in Ordnung?" Die Fragen sprudelten
    nur so aus ihr hervor, während sie ihre kleine Schwester eindringlich musterte. •
    Aber sie konnte weder blaue Flecke noch Kratzer auf der feinen Haut ihrer Schwester feststellen. Dennoch stieg Panik in ihr auf. Als Tammy zu lange schwieg, konnte Hannah es vor Sorge nicht länger aushalten. „Bitte, Tammy", drängte sie, „erzähl mir, wer dein Geld genommen hat." Ihre Stimme klang bestimmter, als sie es selbst erwartet hatte.
    „Ich wusste doch, du würdest wütend werden", sagte Tammy.
    „Ich bin nicht wütend. Ich bin nur besorgt."
    Tammy schluckte. „Er nahm es nicht wirklich. I...ich gab es ihm."
    „Du hast ihm dein Geld gegeben?" wiederholte Hannah verständnislos. „Wer war der Mann, Tammy?" Sie begriff das alles nicht.
    Das Schulterzucken der jungen Frau war kaum wahrnehmbar. „Ich weiß es nicht", gestand sie mit leiser Stimme. „Ich habe ihn nie zuvor gesehen."
    Jemand, der nicht in der Stadt wohnte, überlegte Hannah.
    „Er sagte, er brauchte Geld", fuhr Tammy fort. „Er sagte, er sei hungrig. Seine Kinder hätten nichts zu Essen. Er fragte, wen er um Hilfe bitten könnte. Ich sagte ihm, ich hätte etwas Geld. Ich wollte ihm helfen." Sie seufzte. „Ich sah ihn fortfahren. Ich war so froh.
    Und so glücklich. Ich hatte dem Mann geholfen."
    Aber dann runzelte sie die Stirn. „Plötzlich fiel mir allerdings ein, dass ich mein Geld selbst brauche. Damit ich Essen einkaufen und meine Stromrechnung bezahlen kann." Ihr Kinn zitterte. „Ich wünschte, ich hätte etwas zurückbehalten. Aber nun ist alles weg. Ich bin jetzt genauso arm wie der Mann. Ich brauche Geld. Ich brauche Hilfe."
    Völlig verzweifelt und verunsichert schaute Tammy ihre Schwester an. Hannah empfand tiefes Mitgefühl mit ihr, sie bekam aber kein Wort heraus.
    Wie konnte etwas so Schreckliches geschehen, fragte sich Hannah. Wann war es passiert? Während sie mit Adam stritt? Während sie, nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, ganz egoistisch mit Mrs. Blake über ihre Vergangenheit sprach? Wann immer Tammys Missgeschick passiert war, wann immer der Mann ihr den Scheck abgeschwatzt hatte, Hannah war nicht dort gewesen, wo sie hätte sein müssen. Sie hatte nicht auf ihre Schwester aufgepasst.
    Es war ihre Schuld, das wusste Hannah. Sie hatte für ihre Schwester sorgen wollen, ihren Job, ihr ganzes Leben dafür geben, dass es Tammy gut ging. Aber nun musste sie feststellen, dass sie versagt hatte. Gründlich.
    Die Erkenntnis, ihrem Vater Unrecht getan zu haben, belastete Hannah sehr. Unter der Last dieser neuen Schuld fühlte sie sich nun noch schlechter. Es war zu viel. Die Aufgabe, für Tammy zu sorgen, überforderte sie. Sie war einfach nicht fähig, sie zu erfüllen. Sie brauchte Hilfe.
    In diesem Moment festigte sich Hannahs
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