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Nicht so stuermisch Hannah

Nicht so stuermisch Hannah

Titel: Nicht so stuermisch Hannah
Autoren: Donna Clayton
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Hannahs Fassungslosigkeit erkennen.
    „Dich hat nämlich niemals jemand liebevoll umsorgt, Hannah." Adam sprach jetzt im Flüsterton, aber Hannah entging kein einziges Wort. „Man zwang dich viel zu früh, für dich selbst Verantwortung zu übernehmen. Deine Mutter warf dich aus dem Nest, bevor dir Flügel gewachsen waren."
    „Das ist doch absurd!", protestierte sie.
    Adam schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht."
    „Meine Mutter tat, was für mich das Beste war."
    „Deine Mutter tat, was für sie von Vorteil war. Nur zu ihrem eigenen Besten tischte sie dir Lügen auf, wenn sie dir die Gründe für ihr Fortgehen vor vielen Jahren nannte. Allein aus Selbstsucht lehrte sie dich, Prioritäten zu setzen, die dir weder heute noch in Zukunft gut tun werden."
    „Gegen meine Prioritäten gibt es nichts einzuwenden."
    „Deine Prioritäten sind absolut unsinnig."
    Seine kritische Haltung brachte Hannah vollends auf die Palme. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Ich muss mir das nicht länger anhören."
    „Oh doch, ich glaube, das musst du."
    Etwas in seiner Miene zwang Hannah, sich nicht von der Stelle zu rühren. Sie kreuzte die Arme vor der Brust. In Ordnung, vielleicht musste sie zuhören, das hieß aber noch lange nicht, dass sie akzeptieren musste, was er sagte.
    „Das ganze Gerede von Unabhängigkeit und Selbstverant wortung ist schön und gut", fuhr Adam fort. „Aber ein Mensch braucht andere Menschen in seinem Leben. Ein Mensch muss sich auf andere verlassen können, so, wie sich die anderen auch auf ihn verlassen." Er schob eine Hand in die Hosentasche. „Du sagtest, deine Mutter erzog dich zur Unabhängigkeit, weil sie wollte, dass du fähig bist, auf eigenen Füßen zu stehen. Nun, ich sage dir, sie zwang dir deine Unabhängigkeit auf, sie traktierte dich damit. Nicht zu deinem eigenen Besten, sondern um, sobald wie möglich, selber frei von allen Pflichten zu sein.
    Hannah presste die Lippen zusammen. Er ist ein kompletter Idiot, dachte sie bei sich.
    „Wenn du über das, was ich gesagt habe, nachdenkst", fuhr er fort, „wirst du mir sicherlich zustimmen."
    „Niemals!"
    Hannah glaubte, Adam würde sich über ihren Widerspruch ärgern, aber sie täuschte sich. Er schien immer ruhiger zu werden.
    „Dann lass uns noch einmal über den Grund sprechen, aus dem du nach Little Haven gekommen bist. Reden wir über deine Besessenheit, dich um Tammy zu kümmern ..."
    „B...Besessenheit?", stotterte Hannah zutiefst beleidigt.
    Adam ignorierte Hannahs Einwurf. Seine Stimme blieb vollkommen gelassen. „Besser noch, nennen wir die Gründe, die dich daran hindern, deiner Schwester zu erzählen, dass du sie mit nach New York nehmen willst."
    Der plötzliche Wunsch, sich zu verteidigen, ließ Hannah auffahren. Aber sie merkte, dass sie nicht fähig war, auch nur ein Wort hervorzubringen.
    „Selbst mit deinem ganzen Gerede über deine fabelhafte Be förderung", fuhr Adam fort, ohne Hannahs Antwort abzuwarten, „selbst mit all deinem Bestreben, vollkommen unabhängig zu sein, weißt du tief in deinem Herzen, dass es ein Riesenfehler wäre, Tammy aus Little Haven fortzuholen, wo sie Menschen hat, die sie lieben.
    In Hannahs Kopf drehten sich die Gedanken wild im Kreis. „Ich werde nicht ..." Sie hielt inne, schluckte. „Ich möchte nichts mehr davon hören." Aber dann meinte sie doch noch, protestieren zu müssen. „Das ist nicht wahr, Adam. Nichts von alledem ist wahr."
    „Das ist ja noch gar nicht alles, Hannah."
    Hannah drehte sich um und wollte ins Haus gehen.
    „Du solltest noch einiges mehr wissen", rief Adam ihr hinterher.
    Die Stufen der Verandatreppe knarrten unter ihren Schritten.
    „Missverständnisse, die deinen Vater betreffen. Du kannst jeden in dieser Stadt fragen."
    Hannah hielt sich die Ohren zu. Was Adam sagte, riss ihr den Boden unter den Füßen fort, zerstörte die Basis all dessen, worauf sie ihr Leben aufgebaut hatte. Warum versuchte er, sie so zu beschämen? Warum wollte er sie so verletzen? Hannah begriff es nicht.
    Bald darauf hörte sie Adams Wagen anspringen. Schnell verlor sich das Motorengeräusch in der Ferne.
    Hannah atmete tief durch. Der Mensch braucht die Wahrheit nicht zu fürchten, sie macht ihn nur stärker, sagte sie sich.
    Wenn es tatsächlich Lügen waren, mit denen sie aufgewachsen war, so musste sie Genaueres erfahren. Aber war sie stark genug, sich mit der Wahrheit auseinander zu setzen?
    Hannah seufzte. Sie musste einfach wissen, was damals passiert
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