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Nicht so stuermisch Hannah

Nicht so stuermisch Hannah

Titel: Nicht so stuermisch Hannah
Autoren: Donna Clayton
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überhört. Beim zweiten Mal kam es zwischen Hannah und ihrer Mutter zu einem furchtbaren Streitgespräch, das in dem längsten Schweigen in der Geschichte ihrer Mutter-Tochter-Beziehung geendet hatte.
    Hannah war nicht gerade erpicht darauf, diese Erfahrung zu wiederholen.
    Sie nahm all ihren Mut zusammen. In ihrem Herzen wusste sie, dass diese Frage keinesfalls umgangen werden durfte. „Was ist mit Tammy?"
    Hillarys Miene veränderte sich kaum merklich, aber Hannah war sicher, dass ihre Mutter größte Mühe hatte, nicht die Fassung zu verlieren. Ein langes Schweigen folgte.
    Ohne aufzublicken, antwortete Hillary schließlich doch. „Du wirst selbst herausfinden müssen, wo sie lebt. Frag in der nächstgelegenen staatlichen Einrichtung nach. Finde heraus, ob der Staat für ihren Unterhalt aufkommt. Ich bin überzeugt, das ist der Fall, denn dein Vater konnte einen Job nie länger als einen Monat am Stück halten."
    Dein Vater. Hannah überlief eine Gänsehaut.
    Hillary benutzte ihrer Tochter gegenüber nur selten die Bezeichnung „dein Vater" für ihren Exmann. Bei den höchst seltenen Gelegenheiten, bei denen sie über ihn sprachen, gebrauchten sie normalerweise seinen vollen Namen.
    Und genau das hatte Hillary getan, als sie Hannah die Neuigkeit vom Tode ihres Vaters mitteilte. „Bobby Ray Cavanaugh ist gestorben", hatte sie berichtet.
    Was für Gefühle hatte diese Mitteilung in Hannah ausgelöst? Hannah konnte es nicht sagen. Sie hatte sich nicht erlaubt, darauf = zu reagieren. Stattdessen verdrängte sie die Realität dieser Nachricht und schaltete sozusagen auf Automatik. Es wäre unklug gewesen, vor ihrer Mutter Gefühle zu zeigen, das liebte Hillary nicht. Außerdem wusste Hannah, dass ihre Mutter die Gedanken und Gefühle anderer Menschen zu einem späteren Zeitpunkt durchaus gegen diese zu verwenden verstand.
    Deshalb unterdrückte Hannah die aufflammenden Empfindungen, die diese unerwartete Nachricht hervorgerufen hatte. Sie konzentrierte sich auf das, was getan werden musste. Mit ihren Gefühlen wollte sie sich später auseinander setzen.
    „Wenn der Hausverkauf erledigt ist", fuhr Hillary fort, „kannst du eine Art Girokonto für das Mädchen einrichten."
    Das Mädchen. Das Mädchen! Hannah schluckte den Zorn hinunter, der sie langsam packte, aber sie ließ sich noch immer nichts anmerken.
    Vielleicht kann sie nichts für ihre Gleichgültigkeit, versuchte Hannah ihre Mutter im Stillen zu verteidigen. Mutters Art, mit gewissen Situationen fertig zu werden, hatte schon immer darin bestanden, sich vollkommen von ihnen zu distanzieren. Dennoch, der Tod von Bobby Ray bedeutete, dass Gleichgültigkeit und Abstand halten nicht länger funktionierten.
    Die Gedanken an Tammy ließen Hannah nicht mehr los. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte Hannah eine Spur von ... etwas in sich lebendig werden. War es Aufregung?
    Freude? Sie konnte es nicht sagen. Im Moment wusste sie nur, sie musste das Büro ihrer Mutter verlassen, bevor diese begann, ihr noch weitere, detaillierte Aufgaben zu übertragen, die Tammy betrafen.
    „Ich fahre nach Little Haven", erklärte Hannah plötzlich überstürzt, während sie bereits zur Tür ging. „Ich kümmere mich um alles. Keine Sorge."
    „Nun, ..."
    Hannah wartete nicht, bis Hillary ihren Satz beendete, und drehte sich um.
    „ ... solltest du Schwierigkeiten bekommen, ruf mich an."
    Hillarys Worte ärgerten Hannah. Ihre Mutter pflegte ihre Sorge immer mit der Floskel
    „solltest du Schwierigkeiten bekommen" einzuleiten. Was Hannah jedoch diesen Worten entnahm, war: „Belästige mich nicht, außer, wenn es absolut erforderlich ist."
    Wie auch immer, eigentlich war Hannah ihrer Mutter dankbar für das distanzierte Verhalten. Genau dieser Erziehungsmethode verdankte sie es nämlich, dass sie sich zu der unabhängigen Frau entwickelt hatte, die sie heute war.
    „Und Hannah, ich will nicht, dass du ..."
    „Ich sagte, ich kümmere mich um alles", rief Hannah über ihre Schulter zurück. Und da sie sehr gut wusste, was ihre Mutter noch hinzufügen wollte, ließ sie die Tür nicht zu leise hinter sich ins Schloss fallen.
    Auf dem Weg über den Flur zum Lift fühlte Hannah, wie die zuvor nur leichte Erregung in ihr wuchs. Tammy! Sie würde nach Little Haven fahren und nach Tammy suchen. Und wenn überhaupt eine Möglichkeit bestand, wollte sie sich Zeit nehmen für einen netten, ausgedehnten Besuch.
    Hillary würde entsetzt sein, wenn sie das herausfand. Hannah war
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