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Nicht so stuermisch Hannah

Nicht so stuermisch Hannah

Titel: Nicht so stuermisch Hannah
Autoren: Donna Clayton
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überzeugt, dass ihre Mutter ihr noch hatte verbieten wollen, Tammy zu besuchen. Dennoch, sie wusste, sich noch länger blind zu stellen, war keine Lösung. Tammy brauchte jemanden, denn Bobby Ray war nicht mehr für sie da.
    Komme, was da wolle, Hannah war entschlossen, Tammy neu kennen zu lernen. Und wenn möglich, wollte sie selbst der Mensch sein, auf den sich ihre Schwester in der Zukunft verlassen würde.

1. KAPITEL
    Laut ratternd und ächzend holperte Hannahs Wagen durch die Schlaglöcher der staubigen Straße, die zu ihrem Elternhaus führte. Die dichte Vegetation schützte das Haus vor dem Sonnenlicht und spendete Kühle. Hannah verspürte ein flaues Gefühl im Magen.
    Es war ihr unmöglich, die Vielzahl der Empfindungen zu beschreiben, die sie in diesem Augenblick aufwühlten. Ihre Erinnerungen an das große Haus inmitten mächtiger Bäume am Ende der Straße waren so verschwommen wie unscharfe Fotos.
    Wenn Hannah an Bobby Ray - ihren Vater - dachte, sah sie nur schattenhafte Bilder vor dem inneren Auge. Eine große, vornehme Gestalt, ein breites, herzliches Lächeln. Ein Lachen, das warm und strahlend wie ein sonniger Sonntagnachmittag wirkte. Jedenfalls glaubte sie, sich an ein warmes Lachen zu erinnern. Trotz größter Anstrengung konnte sie sich im Moment aber weder an den Klang noch an den begleitenden Gesichtsausdruck erinnern.
    Die Liebe, die sie ihrem Vater als Kind entgegenbrachte, war tief und in ihrer Intensität absolut beglückend gewesen. Aber Hannah wusste, dass die Erinnerung an ihre Liebe zu Bobby Ray geschwächt war durch den Schmerz, den der Fortgang von Little Haven und damit die Trennung von ihrem geliebten Daddy ausgelöst hatte.
    Hör auf, Hannah, verlangte eine Stimme in ihrem Inneren, schließ die Tür hinter deiner traurigen Vergangenheit. Dein Selbstmitleid frisst dich noch auf, wenn du dich zu sehr darin verlierst. Es gibt so viel zu tun.
    „Denk an das Haus." Hannah flüsterte die Worte, während sie mit ihrem Wagen erneut durch ein Schlagloch rumpelte.
    Sie verdrängte die verwirrenden Gefühle, die durch die Erinnerungen an ihren Vater wieder lebendig geworden waren. Lächelnd versuchte sie, sich ihr Elternhaus vorzustellen, das mit seiner umlaufenden Veranda und dem überladenen Schmuckwerk in ihrer Erinnerung einem riesigen Puppenhaus ähnelte. In den letzten Jahren hatte sie es nur selten zugelassen, Gedanken an dieses Haus zu verlieren. Wenn sie es aber doch tat, war ihr jedes Mal ganz warm ums Herz geworden.
    Während ihrer einsamen Kindheit, die Hannah ohne ihren Vater erleben musste, hatte sie Zuflucht gesucht in der Erinnerung an die Zeiten, die sie zusammen mit ihrem Daddy daheim in diesem geräumigen Haus verbracht hatte. Das Haus, das sie vor ihrem inneren Auge sah, war beeindruckend in seiner Schönheit und wartete nur darauf, sie zu empfangen...
    In diesem Moment erreichte Hannah eine Lichtung, und das Haus kam in Sicht.
    Vor Schreck blieb Hannah beinahe die Luft weg. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Wagen zum Stehen brachte.
    Sie blinzelte mehrmals, dann starrte sie nur noch hin. Das wunderschöne Haus ihrer Erinnerung war jetzt nur noch ein schäbiges Gebäude, dessen Farbe von den Wänden abblätterte. Das Buschwerk wucherte so hoch, dass es die Fenster des ersten Stockes verdeckte. Eine Seite der Veranda hatte sich deutlich gesenkt. Das Haus, im viktorianischen Stil erbaut, wirkte armselig und war vollkommen verfallen.
    Hannah lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Offensichtlich hatte ihr Vater über die Jahre keinen Finger gerührt, um das Haus in Stand zu halten. Wie hatte er es nur zulassen können, dass sein Heim in einen solchen Zustand geriet? Hannah seufzte. Sie wusste, eine Antwort auf diese Frage würde sie niemals bekommen.
    Büschel von Gras blieben an den Absätzen ihrer Schuhe hängen, nachdem sie aus dem Wagen gestiegen war. Sie schloss die Tür und wurde als Erstes von dem fettesten Kater begrüßt, den sie jemals gesehen hatte.
    „Hallo", murmelte Hannah. Mit seinem orangefarbenen Fell strich er um ihre Beine, aber bevor sie ihn streicheln konnte, verschwand er in den Büschen. Hannah richtete sich wieder auf und schaute zu dem Haus hinüber.
    Auf einmal wurde ihr bewusst, wie merkwürdig dieses große viktorianische Haus mitten im Wald wirkte. Man könnte meinen, dass hier ein Blockhaus oder ein Haus mit weit herabgezogenem Dach besser gepasst hätte. Aber wie auch immer ...
    Als Hannah in der Nähe Hammerschläge hö rte, blieb sie
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